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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove
Autoren: J Strack
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aufzulehnen – doch Katja steuerte schlichtend dagegen.
    »Naja, du weißt doch, wie ich bin.« Und schon wieder lächelte sie! »Trotzdem kann ich dich von allen Kollegen hier am besten leiden, Marie. Ich hoffe, du wirst in einem anderen Job glücklicher. Allzu schwierig dürfte das wohl nicht sein.«
    »Ganz bestimmt werde ich das«, antwortete ich und ließ mich endlich von Katjas Schmunzeln anstecken.
    »Na komm, trinken wir erst mal einen Kaffee auf die gute Nachricht, dass eine von uns den Absprung aus der Langeweile geschafft hat. Ich möchte unbedingt das Gesicht von Hagenborn sehen, wenn du ihm die Kündigung hinwirfst. Wer weiß, vielleicht motiviert mich das ja auch«, sagte Katja und blickte wehmütig auf ihr Poster mit den Palmen am Südseestrand.
    Kurz nachdem meine Noch-Kollegin und ich uns mit unseren Kaffeetassen in unser Büro zurückgezogen hatten, trudelten auch Franziska und Doris ein. Besonders Franziska schien überrascht darüber, mich zu sehen, doch klugerweise sparte sie sich eine weitere Anfeindung. Ganz klar: die anonyme E-Mail mit dem Hinweis, man werde Franzis Ausbilder über ihre anstößige Nebentätigkeit informieren, hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Franzi konnte sich vermutlich denken, dass Isa und ich dahintersteckten.
    Nur wenig später betrat auch Dr. Hagenborn das Büro.
    »Na dann«, raunte ich Katja zu und erhob mich mit wackeligen Beinen. Gleich würde es kein Zurück mehr geben – ich würde ihm die Kündigung überreichen und mich dann gebührend an meiner großen Chance bei Templey erfreuen. Auch, wenn derjenige, dem ich diesen Job zu verdanken hatte, offenbar nichts mehr von mir wissen wollte.
    »Viel Glück«, flüsterte Katja und streckte mir ihre erhobenen Daumen entgegen.
Ausgerechnet sie
. Wie oft hatte meine Kollegin mich angeraunzt, dass es verboten werden sollte, dass junge Leute ihre besten Jahre in viel zu anspruchslosen Jobs vergeudeten? Ich hatte dies stets als persönliche Beleidung aufgefasst – doch vielleicht hatte Katja es auf ihre Art einfach nur gut gemeint!
    »Herr Dr. Hagenborn?« Ich ging meinem Chef mit schnellen Schritten hinterher. »Kann ich Sie bitte kurz sprechen?«
    »Ach Marie, Sie sind wieder da. Sehr gut. Haben Sie alles geklärt?« Mit
alles
meinte er vermutlich mein nicht von ihm bewilligtes Kleingewerbe.
    »Sagen wir es so, ich habe mir Gedanken gemacht und ich bin zu dem Entschluss gekommen …«
    »Marie, bitte. Ich habe gleich einen Termin. Den haben Sie neulich doch selbst gelegt, also: Können wir später sprechen?«
    »Ehrlich gesagt: Nein«, antwortete ich so selbstsicher, wie es mir in diesem Moment eben möglich war. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich meinem Vorgesetzten gegenüber eine solch autoritäre Tonlage anschlagen könnte. »Es ist wichtig.«
    »Sie waren eine Woche im Urlaub«, sagte Hagenborn nachdrücklich. »Was kann denn nun so dringend sein, dass wir es nicht in zwei Stunden besprechen könnten?«
    »Nun ja«, sagte ich kühl, »in zwei Stunden werde ich nicht mehr hier sein. Darüber wollte ich mit Ihnen reden.« Zur Bekräftigung meiner Worte drückte ich ihm meine Kündigung in die Hand – fristgerecht zu Ende Juli formuliert.
    »Was soll denn das? Marie, ich bitte Sie. Eine Abmahnung ist doch noch lange kein Grund zu kündigen.« Hagenborn blickte verunsichert zwischen mir und dem Schreiben hin und her.
    »Es ist nicht wegen der Abmahnung. Wissen Sie, ich passe hier einfach nicht rein, in dieses überaus motivierte, kollegiale Team«, sagte ich sarkastisch. Ein Raunen drang gedämpft aus dem Großraumbüro und bestätigte mich in meiner Entscheidung.
Ja
, ich musste hier weg!
    »Ich gehe. Und ich nehme mir meinen Resturlaub. Inklusive der geleisteten Überstunden bedeutet das, dass Sie mich heute zum letzten Mal sehen werden. Ich danke Ihnen sehr für die Ausbildung und alles, was Sie getan haben, um mich zu fördern. Aber ich bin hier nicht glücklich. Ich werde im Sommer nach London gehen, um für ein Modelabel zu arbeiten und zu studieren.«
    Hagenborn starrte mich entgeistert aus seinen grauen Augen an und nickte verdattert.
    Aus dem Nebenzimmer erklang eine Art Echo, das die Worte ‚London‘ und ‚Modelabel‘ mehrmals verächtlich wiederholte und verdächtig nach Franziska klang.
    »Sie sagen das so, als könnte ich Sie nicht mehr umstimmen …«
    »Genauso ist es, Herr Dr. Hagenborn. Eine Kopie der Kündigung ist bereits an die Zentrale in München unterwegs.«
    »Haben Sie sich das auch
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