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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove
Autoren: J Strack
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einen Küchenstuhl sinken. »Ich bin die blödeste Kuh auf der ganzen Welt.«
    »Weshalb bist du denn so mies drauf, Marie?« Thomas setzte sich neben mich. »Ist es wegen Matze?«
    »Nein«, antwortete ich leise. »Obwohl … doch. Ich kann mich und Matze nicht länger belügen, indem ich mir einrede, das mit uns könnte irgendwann eine richtige Beziehung werden. Ich mag ihn wirklich sehr; vermutlich hätte ich mich vor ein paar Monaten sogar in ihn verlieben können … Aber jetzt geht das nicht mehr.«
    »Weil du Jake liebst«, sagte Thomas und lächelte warm. Ich nickte zögernd.
    »Und warum ziehst du dann so ein Gesicht? Nach allem, was Jake geleistet hat, um seinen Fehler wieder gutzumachen, hat er doch wirklich eine zweite Chance verdient!«
    »Ja«, sagte ich und versuchte vergeblich, eine Träne wegzublinzeln. »Jake hat Flyer in ganz London verteilt und jetzt läuft der Song, den er für mich geschrieben hat, sogar im Radio, gesungen von Jamie Baker persönlich … Und zum Dank dafür habe ich ihn beschimpft und ignoriert und es dann noch nicht einmal hinbekommen, mich wenigstens bei ihm zu bedanken. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Jake nach alldem noch etwas von mir wissen will?«
    »Dein Lied läuft im Radio?«, fragte Thomas und zog seine Augenbrauen irritiert nach oben.
    »Es lief vorhin jedenfalls in dem Restaurant, in dem ich mit Matze war … In dem Moment habe ich erst begriffen, dass ich Jake nicht vergessen kann. Egal wie sehr ich mich anstrenge.«
    »Marie, verstehe ich das richtig? Da wurde ein Lied veröffentlicht, das einzig und allein dir gilt, und du fragst dich, ob du Jake noch wichtig bist?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, ich
weiß
, dass Jake sich nicht mehr fürmich interessiert. Er hat es mir selbst geschrieben. Vor ein paar Wochen … Da war der Song sicherlich längst produziert. Er hat gesagt, dass er mich in Ruhe lassen würde und dass wir die letzten Monate vergessen sollten.«
    »Das heißt doch aber noch lange nicht, dass er das auch wirklich so gemeint hat. Ich habe Isa auch immer gesagt, es würde mir nichts ausmachen, weiterhin mit ihr befreundet zu sein und dass mir unsere Affäre nicht so wichtig war.«
    »Ja, du bist ja auch zu gut für diese Welt. Aber Jake hat das ernst gemeint, da bin ich mir sicher. Schließlich hat er sich seitdem nicht mehr gemeldet. Und außerdem habe ich ihn eben auf dem Nachhauseweg angerufen. Er war nicht allein, verstehst du? Sein Leben ist ohne mich weitergegangen, weil ich mich aufgeführt habe wie die absolute Moral-und-Waagschalen-Oberzicke!«
    Ich schluckte einen massigen Kloß hinunter und konnte die vielen ungeweinten Tränen der vergangenen Wochen, in denen ich Jake bereits unbewusst vermisst hatte, nicht mehr zurückhalten.
    »Ach, Marie … Das wird schon wieder. Ich verspreche es dir«, murmelte Thomas tröstend und streckte seine Hand nach meiner Schulter aus.
    Verdammt
, wie ich diesen Spruch hasste! Da hatte ein Mann es endlich einmal verdient, dass man seine Entschuldigung annahm und ausgerechnet diesen vergraulte ich aus falschem Stolz!
Argh!
Ich war genau in der richtigen Verfassung, um mich aus Frust mit einer ganzen Kneipenfüllung Hells Angels anzulegen.
Wie sollte das bitteschön wieder gut werden?
    ***
    Am Montagmorgen schloss ich bereits eine halbe Stunde vor Frühschichtbeginn die Eingangstür von Eulenbach & Partner auf. Die Büros lagen noch im Dunkeln und übten einen gruseligen Charme aus, mit all den unbearbeiteten Papiertürmen auf den unaufgeräumten Schreibtischen und den riesigen Grünpflanzen, die sich wie gefährliche Monster in die Zimmerecken drückten.
    Mit einem mulmigen Gefühl ging ich an den zugezogenen Vorhängen vorbei und setzte mich in das traurige Grau meines Bürozimmers. Zögernd stellte ich den mitgebrachten Karton auf dem Tisch ab und sah mich im Halbdunkel um.
    Obwohl ich ein Drittel meines bisherigen Lebens in dieser Firma verbracht hatte, gab es kaum etwas, das ich in mein neues Leben mitnehmenwollte. Halbherzig zog ich meinen Azubiordner aus dem Regal hinter mir, der immerhin die ein oder andere sentimentale Erinnerung in mir weckte. Ihm folgten ein gravierter, azurblauer Stiftehalter und eine dazu passende Zettelbox in den Karton – Geschenke meiner Eltern, die ich allein aus Respekt ihnen gegenüber nicht hierlassen konnte.
    Meine Eltern
. Die würden aus allen Wolken fallen, wenn ich ihnen erzählte, dass ich der Mode wegen nach London gehen würde. Ich wollte das Gespräch so
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