Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
jedenfalls drauf reingefallen. Aber so unschuldig war sie gar nicht, was?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte Kit, obgleich er befürchtete, es sehr wohl zu wissen.
    »Sie ist eine Schlampe«, sagte Leo mit unvermittelter Grobheit. »Und was noch schlimmer ist, sie ist eine unvorsichtige Schlampe. Sie hätte niemals die Kondome in ihrem Rucksack liegen lassen dürfen, wo ich sie finden würde.«
    »Aber waren die nicht für … Ich dachte, du und Lally …«
    »So war das nicht!«, rief Leo. Der Zorn, der unter der Oberfläche seines lässigen Gehabes gebrodelt hatte, kochte jetzt plötzlich über. Er stand auf und begann in dem engen Raum auf und ab zu gehen. Jetzt bekam Kit es wirklich mit der Angst zu tun.
    »Klar, ich hätt’s jederzeit tun können, wenn ich gewollt hätte«, fuhr Leo fort. Seine Stimme war jetzt ruhiger, doch Kit konnte hören, wie schwer er atmete. »Aber mit uns war das etwas anders, etwas Besonderes. Und dann hat sie alles kaputt gemacht, weil ihr der liebe kleine Peter so leid getan hat – genau wie du.«
    Kit wusste, dass Lally nicht aus Mitleid mit Peter gegangen war, und er glaubte auch nicht, dass sie ihn nur mochte, weil er ihr leid tat.

    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Lally hatte Leo zurückgewiesen und ihm gesagt, ihre Beziehung sei zu kostbar, um sie durch Sex zu entweihen. Leo hatte ihr geglaubt, hatte es akzeptiert, bis er herausgefunden hatte, dass sie mit Peter Llewellyn geschlafen hatte.
    Und dann war Peter gestorben.
    »Ich gehe jetzt.« Mit pochendem Herzen sprang Kit auf.
    »Wie du willst«, sagte Leo, der wieder in seinen gewohnten spöttischen Ton verfallen war. »Meinst du, du findest den Leinpfad im Dunkeln?«
    »Das kann ja wohl nicht so schwer sein«, entgegnete Kit, bemüht, ebenso cool zu klingen wie Leo. Im schwachen Schein von Leos abgedeckter Taschenlampe fand er den Ausgang. Doch als er ins Freie trat, schaltete Leo die Lampe aus, und die Dunkelheit hüllte Kit ein wie ein Mantel.
    Kit verharrte reglos und kämpfte gegen die Panik an. Er versuchte sich zu erinnern, wie sie hergekommen waren. Sie hatten sich parallel zum Kanal bewegt, als sie über das Feld und in den Wald hineingegangen waren, und sich dann etwas nach rechts gewandt. Sie waren direkt auf die Türseite der Hütte gestoßen, was bedeuten musste, dass er um sie herumgehen musste, um auf den Weg zum Kanal zu gelangen.
    Er tastete sich an der Backsteinmauer entlang und ging dann geradeaus weiter, wobei er mit den Fingerspitzen die Baumstämme streifte. Nach einigen Metern lichtete sich der Wald, und er glaubte den moosigen Geruch des Wassers wahrzunehmen. Tatsächlich – jetzt konnte er es schon sehen; ganz schwach spiegelte sich der bedeckte Himmel in der Wasseroberf läche.
    Die Erleichterung beschleunigte seine Schritte, und erst als er das Ufer erreicht hatte, stellte er fest, dass der Leinpfad auf der anderen Seite verlief. Von einer Brücke war weit und breit nichts zu sehen.

    Es konnte aber nicht allzu weit bis zum Viehstall sein; er musste nur dem Kanal folgen. Der Boden war uneben, aber er würde es schon sch…
    Der Stoß traf ihn mitten in den Rücken wie eine Kanonenkugel. Nur den Bruchteil einer Sekunde lang hatte er das Gefühl zu fallen, und dann schlug das Wasser über ihm zusammen, so kalt, dass er glaubte, sein Herz würde zu Eis.
     
    Ronnie meldete sich beim ersten Läuten. »Ich war gerade auf dem Weg zu euch. Es hat …«
    »Ronnie, wir werden Verstärkung brauchen.« Kincaid nahm kurz das Handy vom Ohr, um sich an seine Nichte zu wenden. »Lally, kann man vom Dutton-Grundstück aus zu diesem Mauthäuschen gelangen?«
    »Es gibt einen Fußweg, der vom hinteren Gartentor durch den Wald führt.«
    »Es geht um Kit«, sagte er wieder zu Ronnie. »Es scheint, als wäre Leo Dutton in den Mord an Annie Lebow verwickelt, und jetzt hat er Kit …«
    » Leo Dutton? Aber der ist doch noch ein Kind. Wieso sollte …«
    »Ronnie, wir haben keine Zeit.« Er beschrieb Babcock den Weg, so gut er konnte, und fügte hinzu: »Du wirst eine Taschenlampe brauchen.«
    »Ich fahre gerade von Nantwich los. Kann ich euch abholen?«
    »Nein, wir sind in Barbridge. Wir nehmen den Wagen und werden vor dir dort sein. Und Ronnie, vergiss die Verstärkung nicht.«
     
    Im ersten Schock des Untertauchens hatte Kit instinktiv den Mund aufgemacht und eingeatmet. Er ruderte wild mit den Armen und versuchte sich zu orientieren, und als sein Kopf
auftauchte, würgte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher