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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
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»Sie sind nicht hier. Wir werden doch nicht zu …«
    Kincaid und Gemma hatten sie in die Mitte genommen, und als sie plötzlich erstarrte, sahen sie die Szene im selben Moment wie sie.
    Kit stand am Rand einer kleinen Lichtung direkt vor ihnen. In drei Metern Entfernung, am anderen Ende der Lichtung, hielt Leo Dutton eine Schrotflinte im Anschlag.
    »Ihr solltet lieber bleiben, wo ihr seid«, sagte Leo. Sein beiläufiger Ton verriet Kincaid, dass er sie gesehen hatte, bevor sie ihn entdeckt hatten. »Das nenn ich Timing. Und du hast also die Kavallerie mitgebracht, Lally. Kluges Mädchen.«
    »Leo, ich … tu Kit nichts. Er hat doch nichts …«
    »Halt den Mund.« Mit dem Lauf der Flinte gab er Kit ein Zeichen, näher zu den anderen zu treten. Dann schwenkte er ein Stück weit herum, sodass er sie alle zusammen in Schach halten konnte. »Jetzt bist du also auch noch eine Petze, Lally. Dass du eine Diebin und Lügnerin bist, wusste ich ja schon.
Aber diesmal kannst du es nicht zurücknehmen. Diesmal kannst du es nicht wieder gutmachen.«
    »Doch, das kann ich. Ich tue alles, was du willst …«
    »Wie? Du glaubst, dass das so einfach ist? Dass ich euch alle einfach laufen lasse?« Leo wurde lauter und hob den Lauf der Schrotflinte ein Stück an.
    »Du hast gar nichts davon, wenn du auf uns schießt, Leo«, sagte Kincaid so ruhig, wie er es eben fertigbrachte. Wenn er es schaffte, den Jungen in ein Gespräch zu ziehen, könnte er ihn vielleicht hinhalten, bis die Verstärkung eintraf. »Die Polizei weiß bereits, dass du Peter Llewellyn ertränkt und Annie Lebow erschlagen hast. Sie hat dich am zweiten Weihnachtstag erkannt, als du mit Lally und Kit an ihrem Boot gestanden hast, nicht wahr? Sie hatte dich gesehen, an dem Abend, als Peter starb.
    Deine Kleider waren nass, weil du Peter unter Wasser gehalten hattest, nicht wahr? Ihn zu ertränken, war schwerer, als du geglaubt hattest. Annie sprach von deinem gehetzten Blick. Vielleicht hattest du nicht gewusst, was es für ein Gefühl sein würde, einen Menschen zu töten. Als Annie später von dem ertrunkenen Jungen hörte, dachte sie, dass es Peter gewesen sei, den sie gesehen hatte, und dass sie ihm vielleicht hätte helfen können.«
    »Sie ist mir voll vor die Füße gelaufen, die dumme Kuh. Sie hat mein Gesicht gesehen. Und an dem Tag, als wir am Kanal waren, da habe ich gesehen, wie sie mich anstarrte, während Kit mit ihr plauderte, und wie sie sich zu erinnern versuchte.«
    »Du hast sie umgebracht?« Kits Stimme war schrill vor Entsetzen, und Kincaid erkannte seinen Fehler. Kit hatte die Wahrheit über Peter erraten, aber er hatte nicht genug gewusst, um kombinieren zu können, dass Leo auch Annie auf dem Gewissen hatte. »Du hast Annie umgebracht!« Kit schrie jetzt, bebend vor Zorn. »Sie war ein guter Mensch. Sie hat nie
irgendjemandem etwas getan. Sie hatte es nicht verdient, zu sterben. Und du … Ich habe sie gesehen, ich habe gesehen, was du ihr angetan hast.« Kit stürzte sich auf Leo, blind für die Gefahr.
    »Nein!«, schrie Lally und warf sich auf Kit.
    In diesem Augenblick knackte irgendwo ein Zweig. Kincaid sah gerade noch, wie Ronnie Babcock auf die Lichtung trat, da drehte sich Leo auch schon blitzschnell in die Richtung des Geräuschs und drückte ab.
    Das ohrenbetäubende Krachen hallte in der windstillen Nachtluft wider, aber dazwischen hörte Kincaid Babcocks überraschtes Aufstöhnen. Im nächsten Moment lag sein Freund am Boden. Sofort eilte Gemma zu ihm hin und kniete sich neben ihn.
    »Nicht bewegen! Niemand bewegt sich«, befahl Kincaid. Lally hatte Kit umgerissen, und beide kauerten reglos am Boden. Leo hielt die Schrotflinte noch in der Hand, doch er zitterte sichtlich. »Ruhig, Leo, ganz ruhig«, sagte Kincaid, und dann an Gemma gewandt: »Wie schlimm ist es?«
    Sie zog ihre Jacke aus und presste sie auf Ronnies Bauch. Ihr Gesicht war ein bleicher Fleck in der Dunkelheit, als sie zu ihm aufblickte. »Wir brauchen Hilfe. Schnell.«
    Kincaid betete, dass die Schrotflinte nur mit Vogelschrot geladen gewesen war, dass sie keine enge Choke-Bohrung hatte, dass der Junge schlecht gezielt hatte. Ronnie stöhnte, und Gemma murmelte etwas, was er nicht verstehen konnte.
    Langsam und bedächtig drehte Kincaid sich zu Leo Dutton um. Die Flinte war doppelläufig. Hatte der Junge beide Kammern geladen? »Leo. Leg die Waffe hin. Wenn du es jetzt tust, war das da nur ein Unfall. Wir alle haben es gesehen. Aber wenn du diesen Polizisten sterben
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