Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
lässt, dann ist das Mord.«
    »Sie haben gesagt, die Polizei wüsste schon Bescheid über Peter und diese Frau«, gab Leo zurück. »Also, was habe ich zu
verlieren?« Aber zum ersten Mal klang er nicht mehr ganz so großspurig, sondern wie der verängstigte Teenager, der er im Grunde war.
    »Ja, sie wissen Bescheid, aber das ist nicht dasselbe wie ein Beweis, oder? Nicht einmal Lally kann beweisen, dass du Peter Llewellyn getötet hast. Das sind nur ihre Mutmaßungen. Und es gibt weder konkrete Spuren noch Zeugen, die dich mit dem Mord an Annie Lebow in Verbindung bringen. Nichts von dem, was du heute Abend gesagt hast, wird vor Gericht als Beweismittel zugelassen werden.
    Aber selbst wenn die Polizei deine Beteiligung an diesen Verbrechen nachweisen könnte – du bist noch nicht volljährig. Du würdest vielleicht für ein paar Monate in die Psychiatrie eingewiesen und dann auf Bewährung entlassen werden. Dein Vater hat doch Beziehungen.« Kincaid konnte nur hoffen, dass Leo noch nicht wusste, dass sein Vater des Betrugs beschuldigt wurde und dass Piers Duttons Einfluss bei den Reichen und Mächtigen der Stadt vielleicht bald nur noch eine Erinnerung sein würde.
    Sein Blick ging zu Babcock, der erschreckend still dalag. Gemma sah zu Kincaid auf und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Kincaid senkte die Stimme und versuchte seine ganze Überzeugungskraft in seine Worte zu legen. »Aber wenn du den Chief Inspector hier sterben lässt, kann nicht einmal mehr dein Vater dich schützen, ganz gleich, was du mit dem Rest von uns machst. Und wo immer du dich verkriechst, sie werden dich finden.«
    Zwischen den Bäumen blinkte ein Licht auf, dann ein zweites, gefolgt von einem schwachen Echo menschlicher Stimmen. Leo blickte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, und das Weiße in seinen Augen blitzte. Dann sah er wieder Kincaid an. Er schwenkte den Lauf der Flinte herum, bis
er nicht mehr auf Kincaid zielte, sondern auf Kit. »Ich könnte ihn erschießen. Sie wissen, dass ich das könnte. Und Sie könnten mich nicht daran hindern.«
    Eine wilde Verzweiflung packte Kincaid, gefolgt von auflodernder Wut. Er würde nicht zulassen, dass dieses Monster ihm seinen Sohn wegnahm. Er spannte seinen Körper an, bereit, sich auf den Jungen zu stürzen, sagte aber zugleich: »Das wirst du nicht tun.«
    Der Moment dehnte sich so lange aus, dass Kincaid glaubte, sein Herz würde stehen bleiben. Dann ließ Leo die Flinte sinken, bis die Mündung den Boden berührte. Er lachte. »Nein, da haben Sie wohl recht. Aber ich habe Sie in der Tasche gehabt.« An Kit gewandt fügte er hinzu: »Und dich auch. Ich habe dich in der Tasche gehabt. Ein paar Sekunden, ein kleiner Druck auf den Abzug. Mehr hätte es nicht gebraucht, und du hast es gewusst. Ich habe gewonnen. Vergiss das nicht.«

26
    Es war schon nach Mitternacht, als Kincaid endlich im Leighton Hospital ankam.
    Kevin Rasansky hatte den Tatort gesichert, nachdem die Sanitäter Babcock abtransportiert hatten, und dabei durchaus keine schlechte Figur gemacht. Doch es war Babcocks Superintendent gewesen, der sie auf dem Revier in Crewe in Empfang genommen hatte, um Kincaids, Gemmas, Kits und Lallys Aussagen aufzunehmen und zu bestimmen, wie mit Leo Dutton zu verfahren war. Für ihn als Minderjährigen galten spezielle Vorschriften, was die Untersuchungshaft betraf, doch fürs Erste war er sicher in einem Vernehmungsraum untergebracht, an dessen Tür ein Constable Wache hielt.
    Piers Dutton war benachrichtigt worden. Er traf kurz darauf ein, zunächst noch zu geschockt, um sich wie gewohnt aufspielen zu können, doch als Kincaid ihn zuletzt gesehen hatte, war er gerade damit beschäftigt gewesen, mit seinem Handy diverse Anwälte und seinen Vater, den Richter, anzurufen.
    Nachdem einer der Constables Kit trockene Kleider besorgt hatte, rief Kincaid seine Schwester an und erfuhr zu seiner Überraschung, dass sie ebenfalls auf dem Polizeirevier war, zusammen mit ihrem Mann, der wegen eines Feuers in den Geschäftsräumen von Newcombe & Dutton aussagen musste. Sobald Lally mit ihrer Aussage fertig war, brachte er sie in die Eingangshalle, wo sie von ihrer Mutter abgeholt wurde. Juliet drückte ihre Tochter an sich, als wolle sie sie nie wieder loslassen. Als Lally sich schließlich befreite und fragte: »Wo ist denn
Daddy?«, antwortete Juliet nur, er müsse noch ein wenig bleiben und der Polizei bei ihren Ermittlungen helfen.
    »Ich kann Kit und Lally nach Hause bringen«, hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher