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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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Prolog
    R AUCH UND D IAMANTEN
    Die gewaltige Konstruktion aus Glas und Stahl an der Front Street ragte wie eine glitzernde Nadel in den Himmel – das Metropole, das exklusivste Apartmenthaus in Manhattan. Im obersten Geschoss des siebenundfünfzig Stockwerke hohen Wohnturms befand sich die mit Abstand luxuriöseste Wohnung: das Metropole Penthouse, ein Meisterwerk eleganten Designs in Schwarz und Weiß. Auf den polierten, noch vollkommen staubfreien Marmorböden des nagelneuen Gebäudes spiegelten sich die Sterne, die durch die riesigen deckenhohen Fenster funkelten. Das Fensterglas war vollkommen transparent und erzeugte die perfekte Illusion, dass sich zwischen dem Betrachter und dem Ausblick absolut gar nichts befand – was selbst bei Besuchern ohne Höhenangst zu Schwindelanfällen führte.
    Weit unten, überspannt von schimmernden Brücken und übersät von Booten so klein wie Fliegendreck, floss das silberne Band des East River, der die glitzernden Ufer von Manhattan und Brooklyn voneinander trennte. In klaren Nächten konnte man von hier aus die erleuchtete Gestalt der Freiheitsstatue im Süden erkennen, doch an diesem Abend war Dunst über dem Fluss aufgestiegen und Liberty Island lag versteckt hinter einer weißen Nebelbank.
    Trotz der atemberaubenden Aussicht schien der Mann mit dem hageren, asketischen Gesicht, der am Fenster stand, nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Mit gerunzelter Stirn wandte er sich schließlich von der Glasscheibe ab und ging entschlossen durch den Raum, wobei seine Stiefel auf dem Marmorboden laut klackten. »Bist du noch immer nicht fertig?«, fragte er gebieterisch und fuhr sich mit der Hand durch die schlohweißen Haare. »Wir sind schon seit fast einer Stunde hier.«
    Der Junge, der auf dem Boden kniete, sah nervös und genervt zu ihm auf. »Das liegt am Marmor. Der ist solider, als ich dachte. Und dadurch wird es schwer, das Pentagramm zu zeichnen.«
    »Dann vergiss das Pentagramm.« Aus der Nähe wurde deutlich, dass der Mann trotz seiner weißen Haare nicht alt war. Sein hartes Gesicht wirkte streng, zeigte aber keine Falten und seine Augen waren klar und wach.
    Der Junge schluckte und die dünnen schwarzen Flügel, die aus seinen schmächtigen Schulterblättern herausragten (seine Jeansjacke war im Rücken mit Schlitzen versehen), flatterten nervös. »Das Pentagramm ist ein unerlässlicher Bestandteil eines jeden Rituals zur Beschwörung von Dämonen. Das wissen Sie doch. Ohne diesen Drudenfuß …«
    »… sind wir ungeschützt. Das weiß ich, Elias. Aber jetzt mach endlich weiter. Ich kenne Hexenmeister, die in der Zeit, die du brauchst, um die Hälfte eines fünfeckigen Sterns zu zeichnen, einen Dämon heraufbeschwören, ihren Spaß mit ihm haben und ihn anschließend wieder zurück in die Hölle schicken.«
    Der Junge schwieg und widmete sich dem Marmorboden, nun noch verbissener als zuvor. Schweiß tropfte von seiner Stirn, und als er sich die Haare mit einer Hand zurückschob, sah man, dass deren Finger durch netzartige Membranen miteinander verbunden waren. »Fertig«, meinte er schließlich und hockte sich schnaufend auf die Fersen. »Es ist fertig.«
    »Gut.« Der Mann klang zufrieden. »Dann mal los.« »Mein Geld …«
    »Das hab ich dir doch schon gesagt. Du bekommst dein Geld, nachdem ich mit Agramon geredet habe, nicht vorher.«
    Elias stand auf und streifte die Jeansjacke ab. Trotz der Schlitze, die er hineingeschnitten hatte, engte sie seine Flügel doch stark ein. Endlich befreit, dehnten und streckten sie sich und fächerten eine Brise durch den unbelüfteten Raum. Seine Schwingen besaßen die Farbe einer Öllache: schwarz, durchsetzt mit atemberaubend schillernden Regenbogenfarben. Der Mann schaute zur Seite, als würde ihm der Anblick der Flügel missfallen, doch Elias schien das nicht zu bemerken. Mit langsamen Schritten begann er, das gezeichnete Pentagramm zu umkreisen, entgegen dem Uhrzeigersinn und psalmodierend – in einer Dämonensprache singend, die wie das Knistern einer Flamme klang.
    Plötzlich und mit einem Geräusch, als hätte jemand die Luft aus einem Reifen abgelassen, schlugen aus den Umrissen des Pentagramms Feuerzungen empor und in den zwölf hohen Fenstern spiegelte sich ein Dutzend brennender fünfeckiger Sterne.
    Innerhalb des Drudenfußes rührte sich etwas – etwas Formloses und Schwarzes. Elias psalmodierte nun schneller, hob die schmalen Hände und zeichnete mit den verwachsenen Fingern komplizierte Konturen in die Luft,
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