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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Autoren: Cassandra Clare
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konnte sie sich nicht die eigene DNA herausreißen – ganz gleich, wie sehr sie sich danach sehnte, und ganz gleich, wie glücklich sie dann wäre.
    Doch obwohl es ihr nicht gelang, glücklich zu sein, fühlte sie sich hier bei Simon, in seinem Zimmer, wenigstens gut aufgehoben und zu Hause, dachte Clary. Sie kannte ihn schon so lange, dass sie sich sogar noch daran erinnern konnte, wie er als kleiner Junge ein Bett in Form eines Feuerwehrautos gehabt hatte und in welcher Zimmerecke die Legosteine immer gelegen hatten. Inzwischen besaß Simon einen Futon mit einem leuchtend bunt gestreiften Quilt – ein Geschenk seiner Schwester – und die Wände waren mit Postern von Bands wie Rock Solid Panda und Stepping Razor übersät. In der Ecke, in der sich früher die Legos gestapelt hatten, befand sich jetzt ein Schlagzeug und an der gegenüberliegenden Wand stand ein Computer, auf dessen Monitor ein World of Warcraft - Bildschirmschoner flackerte. Simons Reich war ihr fast so vertraut wie ihre eigene Wohnung – die aber nicht mehr existierte. Und deshalb kam sein Zimmer für sie einem Zuhause am nächsten.
    »Noch mehr Chibis«, sagte Simon düster. Sämtliche Figuren auf dem Fernsehbildschirm hatten sich in zentimetergroße Kleinkindversionen ihrer selbst verwandelt und jagten sich gegenseitig mit Töpfen und Pfannen. »Ich zapp mal weiter«, verkündete er und griff nach der Fernbedienung. »Diesen Anime hab ich langsam satt, ich versteh die Handlung nicht und außerdem hat keiner der Typen je Sex.«
    »Natürlich nicht«, sagte Clary und nahm sich noch einen Kartoffelchip. »Diese Zeichentrickfilme sind schließlich gute, saubere Unterhaltung für die ganze Familie.«
    »Falls du Lust auf etwas weniger gute, saubere Unterhaltung hast, könnten wir ja mal den Pornokanal einschalten«, schlug Simon vor. »Möchtest du lieber Die Hexen von Eastfick sehen oder Schneeflittchen und die sieben Zwerge ?«
    »Gib mal her!« Clary versuchte, die Fernbedienung an sich zu reißen, aber Simon kicherte nur hämisch und schaltete weiter.
    Doch sein Gelächter brach abrupt ab. Überrascht schaute Clary auf und sah, wie Simon mit ausdruckslosem Gesicht auf den Bildschirm starrte. Auf diesem Sender lief ein alter Schwarz-Weiß-Film – Dracula . Clary hatte den Filmklassiker schon zusammen mit ihrer Mutter gesehen. Bela Lugosi stand hager und mit bleichem Gesicht da, in seinen bekannten Umhang mit dem hohen Kragen gehüllt, die Lippen leicht geschürzt, sodass seine spitzen Eckzähne zum Vorschein kamen. »Ich trinke niemals … Wein!«, intonierte er mit starkem ungarischem Akzent.
    »Ich liebe diese Spinnweben aus Gummi«, sagte Clary und versuchte, einen leichten Tonfall anzuschlagen. »Die sind meilenweit zu erkennen.«
    Aber Simon war bereits aufgesprungen und warf die Fernbedienung aufs Bett. »Bin gleich wieder da«, murmelte er. Sein Gesicht hatte die Farbe eines Winterhimmels kurz vor einem Regenguss. Clary sah ihm nach, als er aus dem Zimmer ging, und biss sich auf die Lippe. Es war das erste Mal seit der Krankenhauseinweisung ihrer Mutter, dass ihr bewusst wurde, dass Simon vielleicht auch nicht besonders glücklich war.
     
    Jace fuhr sich mit dem Handtuch durch die Haare und betrachtete sein Spiegelbild mit zweifelnder, finsterer Miene. Eine Heilrune hatte seine schlimmsten Verletzungen beseitigt, aber die dunklen Schatten unter seinen Augen und die harten Linien rund um seine Lippen waren geblieben. Sein Kopf pochte schmerzhaft und er fühlte sich leicht schwindlig. Er wusste, er hätte an diesem Morgen etwas essen sollen. Aber er war keuchend und mit einem Übelkeitsgefühl aus einem Albtraum hochgeschreckt und hatte keine Zeit mit Frühstück verschwenden, sondern sofort die beruhigende Wirkung körperlicher Aktivität spüren wollen – um seine Träume durch Schweiß und blaue Flecken auszutreiben.
    Er warf das Handtuch beiseite und dachte sehnsüchtig an den süßen schwarzen Tee, den Hodge früher aus den Blüten einiger nachtblühender Pflanzen seines Gewächshauses aufgebrüht hatte. Der Aufguss hatte das Hungergefühl betäubt und ihn immer mit neuer Energie erfüllt. Seit Hodges Tod hatte Jace schon mehrfach versucht, die Blätter der Pflanzen in heißem Wasser aufzukochen, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Aber das Ergebnis war jedes Mal eine bittere, nach Asche schmeckende Brühe, die ihn würgen und spucken ließ.
    Barfuß lief er aus dem Bad in sein Zimmer und zog eine saubere Jeans und ein frisches
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