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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
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aber die Sache mit der Schule … Willst du mir erzählen, warum du diese Schwierigkeiten hattest? Abgesehen von den Träumen?«
    Kit zuckte mit den Achseln und sagte: »Da waren diese Jungen … die haben mich immer schikaniert. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig.« Er blickte zu Kincaid auf. »Weißt du noch, was Leo an dem Abend gesagt hat, ganz am Schluss? Dass er gewonnen hätte? Da hat er sich aber gewaltig geirrt. Ich habe gewonnen.«

Epilog
    »Du liebe Güte«, sagte Althea Elsworthy. »Wie um alles in der Welt haben die Schiffer denn ihre Pferde über dieses Ding gekriegt? Die armen Tiere müssen ja vor Angst fast gestorben sein.«
    »Ich nehme an, sie haben ihnen Scheuklappen aufgesetzt«, antwortete Gabriel. »Die könnten manche Zweibeiner vielleicht auch ganz gut gebrauchen«, fügte er mit einem Anflug von Spott hinzu.
    Sie standen im Hinterdeck der Daphne . Gabriel hielt die Ruderpinne, flankiert von Althea auf der einen und den Kindern auf der anderen Seite. Es war ein frischer, klarer Tag Anfang Februar, und sie fuhren auf dem Pontsyllcyte-Aquädukt hoch über den Dee River hinweg. Die riesigen Steinsäulen von Thomas Telfords Wunderwerk der Technik trugen den Kanal in schwindelerregenden vierzig Metern Höhe auf einer Strecke von über dreihundert Metern über das Flusstal.
    »Rowan hat diese Gegend geliebt«, fuhr Gabriel fort. »Sie stammte aus der Nähe von Wrexham, und sie hat immer gesagt, dass sie sich nirgendwo auf der Welt so frei gefühlt hat wie hier.«
    Die lange Metallrinne war nur wenig breiter als das Boot, und an einer Seite verlief parallel dazu der Leinpfad, der im neunzehnten Jahrhundert für die Zugpferde gebraucht worden war. Jetzt spazierten Menschen hier entlang, die auf einen ganz besonderen Nervenkitzel aus waren, doch Althea dachte nur, dass sie gut daran tat, sich in der relativen Sicherheit des
Hinterdecks von Gabriels Boot hinübertragen zu lassen. Aber sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und sie würde sich durch einen leichten Anflug von Höhenangst nicht davon abbringen lassen.
    Auf einer kleinen Bank neben ihr standen zwei Urnen, eine große und eine kleine. Sie waren gekommen, um die Asche von Mutter und Tochter über dem Tal des Dee auszustreuen.
    Rowan war Mitte Januar in ihrem eigenen Bett an Bord der Daphne gestorben, mit Gabriel und den Kindern an ihrer Seite, während Althea bereitgestanden hatte, um ihr die letzten Stunden so leicht wie möglich zu machen. Sie war in Frieden gegangen, dachte Althea, in der Gewissheit, dass ihre Kinder in Sicherheit waren, und befreit von der Last ihres heimlichen Kummers. Als sie noch nicht zu schwach zum Sprechen gewesen war, hatte sie Althea das Versprechen abgenommen, sich um die Ausbildung der Kinder zu kümmern.
    »Die Welt verändert sich«, sagte sie. »Wir waren die Letzten unserer Generation, und unsere Zeit liegt hinter uns. Die Kinder werden das Bootsleben aufgeben und einen anderen Weg gehen müssen, und dafür brauchen sie eine ordentliche Schulbildung.«
    »Ich könnte Gabriel helfen, hier eine feste Arbeit zu finden, damit die Kinder auf die Schule gehen können«, hatte Althea ihr beigepflichtet. Ihr gefiel der Gedanke, den Kontakt mit den Kindern aufrechtzuerhalten – und mit Gabriel, den sie längst auch mochte und respektierte.
    »Es sei denn, Sie wollen sie selber unterrichten. Ihr Freund, von dem die Kinder mir erzählt haben, könnte Ihnen helfen …«
    »Wenn Sie Paul meinen – das ist nur ein guter Bekannter«, hatte Althea protestiert, und Rowan hatte zufrieden gelächelt. Bald darauf war sie in einen Dämmerzustand verfallen und irgendwann friedlich eingeschlafen.

    Althea war für Rowans Einäscherung aufgekommen. Nach einem Besuch bei Ronnie Babcock noch vor Rowans Tod hatte sie auch für die Verbrennung der sterblichen Überreste von Rowans Töchterchen bezahlt. Keiner ihrer Kollegen wusste, was sie für Rowan getan hatte, und falls der eine oder andere sich darüber gewundert hatte, dass sie die Verantwortung für den Leichnam des unidentifizierten Säuglings übernehmen wollte, hatten sie es sich nicht anmerken lassen.
    Rowan hatte nicht gefragt, woher Althea von der Identität des Kindes wusste, und es schien ihr ein Trost zu sein, zu wissen, dass ihrem Baby am Ende doch noch die würdevolle Behandlung zuteil werden würde, die es verdiente.
    Gabriel jedoch hatte eine Erklärung gefordert.
    »Es liegt also jetzt in seiner Hand«, hatte er mit stoischer Resignation gesagt, als Althea ihm
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