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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
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tanzte, als er sie an den Fingern abzuzählen begann. »Selbst wenn ich den Staatsanwalt überreden könnte, den Fall zu verhandeln, glaube ich kaum, dass irgendein Geschworenengericht einen Schuldspruch fällen würde. Es würde nur das Jugendamt auf den Plan rufen, und dann würde der Mann auch noch den Rest seiner Familie verlieren.
    Und was das Wichtigste ist – ich habe selbst alle Hände voll
damit zu tun, Piers und Leo Dutton möglichst lange Haftstrafen zu verpassen. Da kann ich nicht Zeit und Resssourcen für eine Sache vergeuden, bei der sowieso nichts rauskommt.«
    Kincaid grinste. »Gesprochen wie ein guter Bürokrat. Aber du bist trotzdem ein sentimentaler alter Knacker.«
    »Eines muss ich mir allerdings ausbedingen«, gab Babcock zurück. »Ich muss es meiner Tante Margaret sagen dürfen. Als ich ihr von dem Fall erzählte, meinte sie nur, dass irgendjemand um das Kind getrauert haben müsse, und es scheint, als hätte sie recht gehabt.« Er dachte eine Weile nach, und die Falten in seiner Stirn wurden tiefer. »Und es gibt noch jemanden, der die Wahrheit erfahren sollte.«
    Bevor Kincaid nachfragen konnte, klopfte es leise an der Tür, und Sheila Larkin trat ein. Sie trug einen kurzen Rock, einen flauschigen rosa Pulli und eine gemusterte Strumpfhose, und der Anblick ihres runden, stupsnasigen Gesichts schien neue Farbe in Babcocks Wangen zu bringen. »Oh, störe ich Sie etwa?«, fragte sie und machte Anstalten, sich wieder zurückzuziehen.
    »Keineswegs.« Kincaid stand auf und bot ihr seinen Stuhl an. »Ich muss sowieso los. Wir fahren heute Nachmittag zurück nach London, gleich nach dem traditionellen Neujahrslunch meiner Mutter.«
    Larkin setzte sich auf den Stuhl und hielt Babcock einen Strauß Nelken hin, den sie hinter dem Rücken versteckt hatte.
    »Sagen Sie bloß, Sie haben Blumen mitgebracht«, stöhnte Babcock. »Sie wissen doch, dass ich Blumen hasse.«
    »Den Single Malt hab ich leider nicht an der Oberschwester vorbeischmuggeln können.« Larkin zwinkerte Kincaid zu und unterdrückte ein Grinsen. »Außerdem habe ich mir gedacht, je mehr ich Sie ärgere, desto eher werden Sie sich aufraffen, wieder ins Büro zu kommen. Denn wenn Sie das nicht tun, könnte das fatale Folgen haben, Chef.«

    »Welche?«, konnte Babcock sich nicht verkneifen zu fragen.
    Diesmal reichte Larkins Grinsen von einem Ohr bis zum anderen. »Dass Rasansky sich zum Chief Superintendent befördern lässt, Chef. Er hat sich schon Ihren Schreibtisch gekrallt.«
     
    Juliet packte gerade die Sachen der Kinder in den Lieferwagen, als Duncan in die Auffahrt einbog. Sie hielt inne, schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab und sah zu, wie er aus dem Wagen stieg.
    »Warte, ich helfe dir«, sagte er, als er sie erreichte. Mit einem überraschten »Uff« hievte er die letzte Tasche in den Van. »Was hast du denn da drin? Pflastersteine?«
    »Durchaus möglich. Die gehört Sammy. Er ist ein unverbesserlicher Sammler.«
    »Ihr geht also wieder zurück?«
    Sie hatte Caspar noch die letzten paar Tage gewährt, um seine Sachen aus dem Haus zu holen und sich eine andere Bleibe zu suchen, doch an diesem Nachmittag würde sie mit den Kindern in die North Crofts zurückkehren. »Ja. Vorläufig jedenfalls.«
    »Chief Inspector Babcock lässt dich grüßen.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Der wird schon wieder«, erwiderte Duncan beiläufig, doch sie hörte die Erleichterung heraus. Sie betrachtete ihren Bruder eingehend und stellte fest, dass sie zum ersten Mal die Brille des Grolls und der Missgunst ablegen und ihn als den Menschen sehen konnte, der er war: kein Supermann, mit dem man sich ständig messen musste, sondern ein ganz normaler – wenn auch manchmal etwas nerviger – Mann mit seinen eigenen Sorgen und Problemen. Und sie liebte ihn.
    »Freut mich, dass es deinem Freund Ronnie besser geht«, sagte sie. Und dann: »Duncan, was wird aus Caspar werden? Muss er ins Gefängnis?«

    »Das weiß ich nicht. Er könnte mit einer milden Strafe davonkommen, wenn er überzeugend auf verminderte Zurechnungsfähigkeit plädiert. Zumal, da die Polizei bisher keine Beweise dafür gefunden hat, dass er in Piers’ Betrügereien verwickelt war.« Er sah weg und fuhr dann ein wenig verlegen fort: »Jules, es tut mir leid …«
    »Nein. Sag das nicht. Du hattest recht. Auch wenn Piers sich keinen Mord hat zuschulden kommen lassen. Er hatte es verdient, dass man ihm das Handwerk legt.«
    Er nickte. »Was wirst du tun – wegen Caspar,
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