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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ein paar Jugendliche hielten es nicht länger aus und zündeten ihre Osterfeuer schon vormittags an. Das gefiel dem Mörder, denn eine leichte Brise von Nordwest zog jetzt lange Rauchfäden nach Norddeich.
    Für ihn war es wie ein Versprechen, das die Vorfreude in ihm schürte. Er saß auf dem Deichkamm und atmete den Qualm ein.
    Hinter sich wusste er Diekster Köken, vor sich sah er das haushoch gestapelte Holz fürs Osterfeuer. Für ihn sah es aus wie ein wunderbarer Scheiterhaufen. Er konnte seinen Blick gar nicht davon abwenden.
    Die Schaumkronen der Wellen erreichten das Holz nicht, sondern brachen an der Strandbefestigung.
    Er zog die Lederjacke aus und legte sie wie eine Decke ins Gras. Zum ersten Mal seit Wochen hatte er keine pochenden Kopfschmerzen, und auch das enge Gefühl in der Brust war weg. Es hatte ihm verdammt gutgetan, Willbrandt zu ermorden. Seitdem ging es ihm wesentlich besser.
    Er streckte sich auf der Jacke aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah voller Zuversicht in den blauen ostfriesischen Himmel.

    Die Kitesurfer bereiteten sich, angestachelt vom Wetterbericht, auf einen großen Tag vor. Während im Binnenland Regenschauer niedergingen, wurden der Küstenstreifen und die Inseln verschont. Die Sonne lachte mild herunter.
    Peter Grendel behauptete lachend, der Wettergott müsse ein Ostfriese sein, und wenn der nur genügend Tee bekäme und ab und zu einen Matjeshering, bliebe alles, wo es hingehört: die Nordsee hinterm Deich und die Regenwolken über der Hauptstadt.
    Er versuchte, damit seinen Freund Frank Weller aufzuheitern, der nervös herumtanzte. Einerseits war dies ein wunderbarer, großer Tag für ihn. Er und Ann Kathrin Klaasen würden sich gleich das Ja-Wort geben. Aber die Hochzeitszeremonie im Ostfriesischen Teemuseum weckte auch Ängste in ihm.
    Die letzte Ehe hatte aus Frank Weller einen armen Mann gemacht. Diesmal würde alles anders werden, so hoffte er.
    Seine beiden Töchter, Jule und Sabrina, waren dabei und strahlten. Er hatte ihren Segen, und das war wichtig für ihn.
    »Familienväter«, sagte Peter Grendel, »sind die letzten Abenteurer dieser Zivilisation, Frank.«
    Dann steckte Peter Grendel Weller einen Zettel zu.
    Weller sah ihn fragend an.
    »Damit du gleich keinen Hänger hast, wenn der Standesbeamte dich was fragt.«
    Frank Weller sah auf den Zettel. Dort stand:
Ja, ich will.
    Weller lachte: »Mensch, gute Idee, falls ich vergesse, was ich sagen wollte.«
    Weller kam mit dieser Art Humor sehr gut klar. Er sah zu Ann Kathrin. Sie betrachtete die friesische Standuhr und sagte zu ihrer Freundin Rita Grendel: »Guck mal, die Uhr zeigt das Datum an, die Tageszeit, den Mondstand und Ebbe und Flut. Das Ding ist aus dem 18 . Jahrhundert. Meine Digitaluhr ist von 2012 , weiß aber nicht, wann Ebbe und Flut ist.«
    »Dafür«, grinste Rita, »hast du eine genaue Sekundenangabe. Die fehlt hier.«
    Die Trauung fand im ehemaligen Gerichtssaal, dem sogenannten Rummel, statt.
    Weller fand, dass Ann Kathrin großartig aussah. Sie hatte sich die Haare ein bisschen aufhellen lassen, und die paar blonden Strähnen standen ihr gut. Das Hochzeitskleid war champagnerfarben und schien eine Aufforderung an den Wind zu sein, es hochzuheben. Sie lief auf den High Heels erstaunlich sicher, obwohl es ungewohnt für sie war, während Frank Wellers neue schwarze Lackschuhe Druckstellen an seiner Hacke und am kleinen Zeh verursachten.
    Sie hatten sich bewusst für eine Feier im ganz kleinen Kreis entschieden. Lediglich Ubbo Heide, der für Ann Kathrin so etwas wie ein Vater war, nahm als einziger Kollege der beiden an der Feierlichkeit teil.
    Ann Kathrins Mutter, Helga Heidrich, saß zwischen Wellers Kindern, die sich rührend um die alte Dame kümmerten. Ann Kathrins Sohn Eike hatte sich zwar geweigert, eine Krawatte zu tragen, aber immerhin hatte er ein sandfarbenes Jackett an und ein weißes T-Shirt. Seine Jeans und die Turnschuhe waren vielleicht nicht ganz angemessen, doch darüber sah Ann Kathrin gern hinweg. Sie war froh, ihren Sohn überhaupt dabeizuhaben, denn zwischen ihm und Frank Weller herrschte bestenfalls so etwas wie Waffenstillstand. Richtig Frieden geschlossen miteinander hatten die beiden nie.
    Sie hatten für später bei ten Cate eine Hochzeitstorte bestellt und für Ubbo Heide ein paar Marzipanröschen zusätzlich, weil sie Angst hatten, er würde sich sonst heimlich drüber hermachen. In weiser Voraussicht hatten sie darum gebeten, das Hochzeitspaar aus
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