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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Porzellan und keineswegs aus Marzipan zu gestalten, damit es vor Ubbo sicher war.

    Mancherorts schmückte eine Hexenpuppe aus Stroh den Holzstapel des Osterfeuers. Dies war hier bei den Ostfriesen anders. Der Inhalt des Feuers war aber diesmal etwas ganz Besonderes. In der Mitte des Holzstapels befand sich die Leiche von Christoph Willbrandt.
    Er dachte über einen alten Streit nach, den er mal mit seinem Deutschlehrer hatte, ob die Osterfeuer christlicher oder heidnischer Herkunft seien. Sein Lehrer hatte damals behauptet, die ersten Osterfeuer seien erst 1559 bezeugt worden, also lange nach Christi Geburt.
    Er erinnerte sich noch gut an die Worte seines Lehrers: »Wie einst das Volk Israel der Feuersäule durch die Wüste folgte, so folgen heute die Gläubigen Jesus Christus auf dem Weg vom Tod zum Leben.«
    Er wusste nicht, wen er mehr hasste: seinen alten Deutschlehrer oder Christoph Willbrandt.
    Ja, dachte er, auf dem Weg vom Tod zum Leben. Wie ironisch.
    Am liebsten hätte er Willbrandt gepfählt zuoberst auf den Holzstapel gesteckt. Aber heidnische Sitte hin oder her, das ließ sich nicht machen.
    Sein Plan jetzt war besser. Er hatte die Leiche in den frühen Morgenstunden zur vorbereiteten Feuerstätte gebracht. Angst hatte er nur vor den blöden Tierschützern, die ihm noch alles zunichtemachen könnten. In den Nachrichten hatte er gehört, dass in Österreich und im Sauerland Tierschützer gegen das Abbrennen von Osterfeuern protestiert hatten, weil sich in den aufgetürmten Holzstößen aus Baum- und Strauchschnitt Kleintiere einnisteten, die dann später, wenn das Feuer entzündet war, elendig verbrennen würden.
    Er hoffte, dass die Ostfriesen keine ganz so fanatischen Spinnen-, Käfer-, Wanzen- und Milbenschützer waren wie die Sauerländer oder Österreicher.
    »Tja«, freute er sich und sprach es gegen den Wind, »du wirst also mit dem ganzen Getier verbrennen, Willbrandt.«
    Sein Hals wurde trocken, und er hustete. Aber er fühlte sich wohl wie selten. Durchtrieben und auf eine lange nicht mehr dagewesene Art glücklich.
    Ich werde dabei sein, wenn du brennst!, dachte er triumphierend.
    Ich werde mit den Schaulustigen ums Feuer stehen und feiern. Ich werde mit ihnen Musik hören, Bier trinken und Bratwürstchen essen und dabei der Einzige sein, der genau weiß, was geschieht.
    Er reckte sich und legte sich dann wieder auf seine Lederjacke. Sie war wie eine Ritterrüstung für ihn. Später würden sich vielleicht Menschen an ihn erinnern, aber sie würden die Jacke beschreiben, nicht ihn. Sie war dominant, machte eine bestimmte Persönlichkeit aus ihm. Im hellblauen Anzug mit roter Krawatte würde ihn niemand wiedererkennen. Oh ja, Kleider machten Leute. Und wie! Heute gab er den Motorradfreak mit Meckihaarschnitt und Dreitagebart.
    Er sah einer Möwe zu und beneidete sie darum, so segelfluggleich im Wind schweben zu können.
    Wenn ich wiedergeboren werden sollte, so möchte ich eine Möwe sein. Am Meer leben und den Touristenkindern die Pommes stehlen.
    Er lachte und wunderte sich, dass seine Lachmuskeln überhaupt noch funktionierten, so untrainiert, wie sie waren …
    Unten am Strand wurden in der Nähe des Holzstapels die ersten Tische aufgebaut und Getränkestände installiert.
    Er sang: »Goodbye, Michelle, it’s hard to die, when all the birds are singing in the sky.«

    Vor der Feuerstelle, die mit Delfter Fliesen verkleidet war, gaben sich Weller und Ann Kathrin das Ja-Wort, und Weller musste nicht einmal auf den Zettel gucken, den Peter ihm zugesteckt hatte.
    Ann Kathrin schämte sich ihrer Tränen nicht. Jeder behielt seinen Namen, denn sie wollte heißen wie ihr Sohn und Weller wie seine Töchter.
    Dann nahm Ann Kathrin die herzlichen Glückwünsche von Wellers Töchtern und die verhaltenen ihres eigenen Sohnes entgegen, was sie ein bisschen schmerzte, aber sie wollte sich diesen schönen Tag nicht verderben lassen, und immerhin war er ja gekommen.
    Es gab eine Teezeremonie, und jeder trank nach alter ostfriesischer Sitte drei Tassen mit Kluntje und ein paar Tropfen Sahne, aber natürlich ohne umzurühren.
    Im Distelkamp  13 wartete schon die Hochzeitstorte, und es waren so viele Marzipanrosen darauf, dass man die Torte kaum noch sehen konnte. Sie war dreistöckig. Fürst Pückler-Erdbeersahne-Sanddorn.
    Rita Grendel bestand darauf, mit ihrer neuen Digicam zu filmen, denn was jetzt geschehe, sei äußerst wichtig. Das Brautpaar müsse die Torte gemeinsam anschneiden.
    Weller holte aus
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