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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nahm Weller beiseite und flüsterte: »Ich kann das nicht.«
    »Was kannst du nicht?«
    »Na, den Twingo abgeben.«
    »Warum nicht? Wir können uns zwei Autos nicht wirklich leisten. Außerdem kommen wir mit einem Auto doch gut aus …«
    »Das ist es nicht. Ich meine, wie fühlt der Wagen sich denn? Jetzt, wo er nicht mehr gebraucht wird, schieben wir ihn einfach so aufs Abstellgleis …«
    Weller schluckte und atmete tief durch. Er sah sich nach allen Seiten um. Das hier musste niemand mitbekommen. Die Verhörspezialistin der ostfriesischen Mordkommission, die das BKA nur zu gern abgeworben hätte, weil sie als Fachfrau für Serienkiller galt, hatte eine emotionale Beziehung zu ihrem Auto und fürchtete, es zu verletzen, wenn sie es in Zahlung gab …
    »Ann, Autos sind Gebrauchsgegenstände, keine Menschen.«
    »Der Wagen hat mich überall sicher hingebracht. Er führt ein Eigenleben. Er spürt Hitze und Kälte, isst und hat eine Verdauung.«
    »Nein, Ann, er isst nicht, er wird betankt. Und das da hinten ist kein Verdauungsorgan, sondern ein Auspuff.«
    »Trotzdem.«
    »Wie, trotzdem?«
    »Ich kann ihm das nicht antun. Ich weiß, dass es Blödsinn ist, aber ich habe oft mit ihm gesprochen.«
    »Ja, ich weiß. Ich fand es auch immer witzig, aber das war doch nicht dein Ernst, oder?«
    »Na ja, wie man’s nimmt. Die Dinge haben eben ein Eigenleben und ich …«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf, sah Weller fast wütend an, verzog trotzig den Mund und sagte: »Lach mich ruhig aus. Ich bin eben so. Mein Herz hängt daran. Ich will ihn nicht verstoßen. Wir nehmen ihn wieder mit. Und wehe, du sagst einem, warum!«
    »Nein, natürlich nicht, das bleibt unser Geheimnis. Aber, Ann, wir haben für zwei Autos gar keinen Platz in der Garage.«
    »Na und? Dann bleibt eben einer draußen.«
    Weller stellte vorsichtshalber nicht die Frage, welcher Wagen denn in Zukunft draußen frieren sollte, sondern stimmte zu.
    Und jetzt hatten sie eben zwei Autos. Einen Twingo, der langsam vor sich hin rostete, und dazu einen Jahreswagen mit Sitzheizung und einer funktionierenden Klimaanlage.
    Weller packte den Picasso und freute sich auf die Reise. Im Genueser Schiff gab es ein Krimiwochenende mit mehreren Autoren, die Weller spannend fand. Außerdem wurde dort hervorragend gekocht. Er liebte die Frau, mit der er frisch vermählt war, und das Wetter versprach, prächtig zu werden.
    In Ann Kathrins Handtäschchen heulte ein Seehund. Sie fischte ihr Handy heraus, und Weller beschlich sofort so ein mulmiges Gefühl. Sie sah es ihm an und flüsterte in seine Richtung: »Ubbo. Er will uns bestimmt noch eine gute Reise wünschen.«
    Ubbo Heide hatte eine belegte Stimme und räusperte sich zunächst. Das reichte Ann Kathrin völlig aus. Sie wusste, noch bevor er einen ersten Satz formuliert hatte, dass sie die Hochzeitsreise verschieben mussten.
    »Rupert hat im Osterfeuer eine verkohlte Leiche gefunden, Ann.«
    Sie versuchte wenigstens einen Protest, und sei es nur, um Weller zu zeigen, dass sie die Hochzeitsreise mit ihm ernst nahm.
    »Ubbo, wir sind sozusagen in den Flitterwochen.«
    »Ich brauche dich nicht nur als Kommissarin, Ann, sondern auch als Zeugin. Wir waren alle dabei, als das Verbrechen geschah. Kannst du dir vorstellen, wie sich Rieke Gersema als Pressesprecherin fühlt? Willst du das irgendjemandem erklären? Da führt uns jemand vor, Ann. Wir sollen die Deppen der Nation werden.«
    »Quatsch! Es konnte niemand wissen, dass wir alle dort hinkommen würden. Es war eine spontane Idee, mit der Hochzeitsgesellschaft …«
    »Wie dem auch sei, wir sehen nicht gerade gut aus. Bitte kommt. Es fällt mir schwer, euch darum zu bitten, aber verschiebt eure Flitterwochen wenigstens um einen Tag. Ihr könnt uns jetzt nicht hängenlassen.«
    »Wir sind in einer Stunde da«, schlug Ann Kathrin vor, doch Ubbo stöhnte: »Geht es nicht in einer halben?«
    Ann Kathrin drückte das Gespräch weg und sah Weller nur an. Der winkte ab und knallte den Kofferraum zu.
    »Wäre ja auch zu schön gewesen.«

    Rupert sah aus wie ein Penner. Er lehnte mit grippigen Augen unrasiert an der Wand, hatte ein teigiges, blasses Gesicht und fror.
    Weller hielt sich gleich ein bisschen fern von ihm, denn er hatte keine Lust, sich von ihm anstecken zu lassen.
    Immerhin roch es nach frischem Schwarztee, Rosinenbrot stand auf dem Tisch und eine Schale mit bröckeligen Sanddornkeksen.
    Rieke Gersema nestelte an ihrem Brillengestell herum, als hätte sie Angst, es
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