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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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könne ihr von der Nase fallen und die Gläser würden auf der Tischplatte zerspringen, so als seien sie aus Zucker und nicht aus praktisch bruchsicherem Polycarbonat.
    »Bitte sagt mir, dass wir den Fall hier binnen vierundzwanzig Stunden lösen.«
    Rupert roch streng. Ann Kathrin nahm sich eine Tasse mit Rosenmuster und goss Tee ein. Sie hielt sich die Tasse nah vors Gesicht, um den Geruch, der von Rupert rüberwehte, zu überdecken.
    Din-A 4 -große Abzüge, auf denen nur ein paar Knochen zu erkennen waren, wurden herumgereicht.
    Sylvia Hoppe sah sich die Bilder nicht richtig an. Entweder kannte sie die Aufnahmen schon, oder sie hatte einen besonders schlechten Morgen.
    »Alles, was wir wissen«, sagte Ubbo Heide, »ist, dass es sich um eine erwachsene männliche Person handelt. Eine passende Vermisstenmeldung ist bei uns in den letzten Tagen nicht eingegangen. Wir gehen davon aus, dass der arme Mensch keineswegs bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Das war im Grunde nicht möglich. Sondern hier hat jemand vor unser aller Augen eine Leiche entsorgt.«
    Rupert kaute an den Fingernägeln herum, was sonst überhaupt nicht seine Art war.
    »Stellt fest, wer für das Osterfeuer verantwortlich ist, und befragt alle Beteiligten. So ein riesiger Holzberg wird doch bewacht, schon deshalb, damit ihn niemand vor der Zeit abfackelt«, sagte Ubbo Heide und strich auf dem Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag, etwas durch.
    Rupert hustete: »Das macht natürlich die Kurverwaltung Norddeich.«
    Weller hatte die Nummer in seinem Handy gespeichert und brummte: »Das haben wir gleich …«
    Er hielt sich das Gerät ans Ohr, aber es war mal wieder so laut geschaltet, dass alle im Raum mithören mussten, wie eine sympathische weibliche Stimme vom Band sagte: »Herzlich willkommen bei der Kurverwaltung im See- und Heilbad Norddeich. Leider sind alle Plätze besetzt, aber ein Mitarbeiter ist gleich für Sie frei.«
    Sylvia Hoppe klopfte einen Stapel Papier vor sich so lange auf den Tisch, bis alle Kanten ordentlich übereinanderlagen. »Also, wenn ich auch mal etwas sagen darf«, sagte sie vorwurfsvoll, als sei es ihr bisher verwehrt worden, »die Kurverwaltung hat das früher mal gemacht. Die Zeiten sind längst vorbei. Die zahlen höchstens noch einen Zuschuss von ein paar hundert Euro. Heute macht das der SPD -Ortsverein.«
    Sie registrierte die verblüfften Gesichter.
    »Ja … Ein Freund von mir … Also, mehr ein Exfreund … Der macht da mit und hat es mir erzählt.«
    »A … aber …« Weller drückte die Verbindung weg und legte sein Handy vor sich auf den Tisch. »Aber wir waren alle da. Da hingen keine SPD -Plakate oder so. Ich habe jedenfalls nichts gesehen.«
    »Mein Freund … also, wie gesagt, mein Exfreund … hat mir erzählt, dass zum Beispiel in Süderneuland die CDU das Osterfeuer mache. Das merkt kein Mensch.«
    Ubbo Heide gab ihr sofort recht. »Das ist typisch Ostfriesland. Bei den richtigen heidnischen Sitten wird alles über Parteigrenzen hinweg organisiert. Jedenfalls müssen wir mit allen reden, die dabei waren, als das Holz aufgeschichtet wurde.«
    »Na prima. Ich wollte mich sowieso klonen lassen«, maulte Rupert.
    »Ich könnte das ja übernehmen«, schlug Sylvia Hoppe vor, die sich deutlich darauf freute, ihren Ex zu vernehmen und ins Schwitzen zu bringen. Sie wurde jetzt noch wütend, wenn sie an den pinkfarbenen BH dachte, den sie in seinem Bett gefunden hatte, und an die lächerliche Unschuldsmiene, mit der er behauptet hatte, keine Ahnung zu haben, wie dieser BH dorthin gekommen sei. Aber sie sah den anderen sofort an, dass es für niemanden infrage kam, ihr diese Aufgabe zu überlassen. Rupert vielleicht ausgenommen.
    »Also gut. Ich bin ja vielleicht befangen, aber … Bei der Kurverwaltung seid ihr jedenfalls an der falschen Adresse.«
    Ann Kathrin faltete ein Blatt Papier vor sich auseinander und strich es glatt. Ein leicht verunglückter Kreis sollte das Osterfeuer symbolisieren. Die Striche darin die gefundenen Knochen.
    »Wir sollten uns den Tatort genauer ansehen«, begann sie.
    »Wir waren alle da«, konterte Rupert.
    Sie reagierte nicht darauf, sondern zeigte auf ihr Papier. »Das hier ist eine Skizze der Kriminaltechnik vom Fundort. Auffällig ist die Verteilung der Leichenteile. Hier, das rechte Bein und der Kopf. Da das linke und ein Arm. Hier der Brustkorb und die Hüfte. Der linke Arm dort, praktisch unter der Hüfte. Das alles deutet darauf hin, dass die Leiche recht weit
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