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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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mischen zusammen jede Kneipe auf. Da wirft selbst Klitschko das Handtuch.«
    Als
Melli, die Zahnfee
, wie sie von Ann Kathrin liebevoll genannt wurde, Ann Kathrins Stimme am Empfang hörte, kam sie sofort, um sie zu begrüßen. Bei der Umarmung musste sie sich auf Zehenspitzen stellen und hochrecken. Dann tätschelte sie Ann Kathrins Gesicht und sagte: »Schmerzen, meine Liebe, oder warum kommst du ohne Voranmeldung? Kann ich etwas für dich tun? Hier ist heute viel los, aber …«
    »Es geht nicht um mich, sondern«, Ann Kathrin zeigte die Fotos vor, »wir haben eine Leiche gefunden, und ich hoffe, du kannst uns bei der Identifizierung weiterhelfen.«
    Sie wusste, dass sie Melli sofort am Haken hatte, denn die Zahnfee war nicht nur ein begeisterter Boxfan, sie las auch mit Vorliebe Kriminalromane. So manch guten Buchtipp hatte Weller von ihr erhalten.
    Sie nahm Ann Kathrin die Papiere aus der Hand und versank in geradezu meditativer Betrachtung.
    Leise sprach Melli vor sich hin. »Der Gebissstatus ist ziemlich klar. Vorhandene Füllungen, Kronen, Brücken, Implantate – das Vorhandensein der Weisheitszähne, ihre Lage, ja, sogar die Zahnwurzeln sind bei jedem Menschen einzigartig. Wenn er je bei mir auf dem Stuhl gesessen hat, dann …« Sie hielt inne, ließ die Blätter sinken und sagte: »Bingo. Wenn mich nicht alles täuscht, war der vor ein paar Tagen hier. Kein Stammkunde, aber warte. Wir haben ein Röntgenbild. Das mache ich immer, um eventuelle Frakturen zu erkennen. Er kam nach einer Schlägerei. Ich hatte Notdienst.«
    Sie lief in die Praxisräume. Ann Kathrin eilte hinter ihr her, immer höchstens einen Meter von ihr entfernt, und schon hielt sie eine Röntgenaufnahme in die Höhe.
    »Ja, das ist er. Ganz eindeutig. Ich habe ihm zwei provisorische Kronen gemacht, die saßen hier. Die sind vermutlich verbrannt.«
    Ann Kathrin wusste, dass Melli jetzt zu einem großen Vortrag über Zähne, Zahnhygiene und möglicherweise sogar die Besonderheiten einer Wurzelbehandlung ausholen würde, aber daran hatte sie im Moment kein Interesse. Sie hakte gleich nach: »Wie heißt er? Ich brauche kein Gutachten für die Krankenkasse, sondern einen Namen und eine Adresse.«
    »Er war privat versichert und glaubte, daraus besondere Privilegien für sich herleiten zu können. Er klingelte nachts, so zwischen zwölf und halb eins.«
    »Hast du eigentlich keine Angst, wenn dich irgendjemand nachts anruft und …«
    Melli grinste, und Ann Kathrin wusste wieder, warum ihre Zahnärztin so gerne in den Boxring stieg.
    Aber Melli spielte darauf gar nicht an, sondern sagte: »Auch die stärksten Männer und die wildesten Typen werden hier plötzlich ganz kleine, weinerliche Jungs, die Angst vor dem Bohrer haben. Besonders, wenn sie mit eingeschlagenen Zähnen kommen, so wie der hier.«
    »Du weißt also, wie er heißt.«
    »Na klar. Dieses Gebiss gehört zu Christoph oder Christian Willbrandt. Auf jeden Fall Willbrandt. Er kommt aus Carolinensiel.«
    »Aus Carolinensiel? Und dann kommt der zu dir nach Marienhafe? Hatte denn in Wittmund keiner Notdienst?«
    »Er war auf einem Konzert von action b. Die haben in Marienhafe im Zelt gespielt. Ich wäre auch gerne hingegangen, aber ich hatte ja leider Notdienst. Die machen nämlich richtig guten Soul.«
    »Ich weiß«, sagte Ann Kathrin und schloss für ein paar Sekunden die Augen, weil sie sich daran erinnerte, wie sie gemeinsam mit Frank beim fünfzehnjährigen Jubiläum der Gruppe zu
Proud Mary
und
Midnight Hour
zwischen verschwitzten Fans getanzt hatte. Die dreizehn Musiker hatten gegroovt, als ob es kein Morgen geben würde, und Frank hatte nicht gehen wollen, bevor sie nicht
Son of a preacher man
und
Unchain my heart
gespielt hatten. Es war eine äußerst fröhliche, ausgelassene Stimmung gewesen.
    »Und bei einem Konzert von action b haben sie ihm die Zähne eingeschlagen?«
    »Nein, es war wohl draußen am Bierzelt. Er hat es mir erzählt, so gut, wie er halt sprechen konnte. Aber ich war nicht wirklich daran interessiert, mir von einem Besoffenen seine Heldentaten während einer Schlägerei anzuhören.«
    »War er volltrunken?«
    »Nein, du darfst das nicht so interpretieren, Ann Kathrin. Er roch nach Bier und Zigaretten, klar, aber volltrunken war er bestimmt nicht. Ich hätte ihm zwar keinen Autoschlüssel mehr gegeben, aber …«
    »Weißt du sonst noch etwas über ihn?«
    »Ja. Er war ungefähr eins achtzig groß. Ich vermute, er hatte zwanzig Kilo Übergewicht, und mit
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