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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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jedenfalls ganz sicher nicht«, spottete Rupert. »Es handelt sich um einen Mann, das ist ja wohl eine gesicherte Erkenntnis, oder nicht?«
    Ann Kathrin ignorierte seinen Einwand. »Das Ganze hatte Volksfestcharakter«, beharrte sie.
    »Ja, ich weiß. Ich war ja dabei. Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich daran denke, wie gut die Bratwurst roch«, schimpfte Rupert.
    »Der Täter wollte, dass die Menschen gutgelaunt und feiernd dabei zusehen, wie jemand verbrennt. Findet ihr das nicht eigenartig?«
    »Nein«, sagte Rieke Gersema und ordnete die Papiere, die vor ihr lagen. »Finde ich nicht.«
    Sie konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie die Zeitungsartikel ausfallen würden, wenn ein Journalist auf die gleichen Gedanken käme wie Ann Kathrin.
    »Wir haben das nicht gefeiert. Niemand der Anwesenden hat mitbekommen, was da los war. Sonst hätte ja jemand eingegriffen. Ich neige eher zu Ruperts Theorie. Es handelt sich um einen Scherz. Einen saublöden Scherz.«
    Ubbo nahm Ann Kathrins Faden wieder auf. »Denkst du, es ist so eine Art Ritual?«, fragte er Ann Kathrin und schüttelte sich. »Ein vergleichbarer Fall ist mir nicht bekannt. Es hat immer mal wieder Unfälle gegeben, dass jemand am Feuer eingeschlafen ist, fast verbrannt wäre oder so. Aber meines Wissens nur bei den Bergvölkern, nicht hier bei uns auf dem flachen Land. Das alles wird doch sehr gut und professionell gemacht.«
    Ann Kathrin sprach zwar laut, sah aber aus, als würde sie einfach nur nachdenken und mit sich selbst reden. »Jemand hat seine eigene, private Leichenverbrennung zu einem riesigen öffentlichen Ding gemacht. Ich wette, dieser Mensch war dabei.«
    Ubbo Heide spürte ein Kribbeln auf der Haut. Manchmal, wenn Ann Kathrin sprach, war das so. Dann wusste er, dass die Sache heiß wurde. Sehr heiß.
    »Du meinst, wir haben den Täter möglicherweise gesehen?«
    Ann Kathrin nahm jetzt den ersten Schluck aus ihrer Teetasse und lächelte. »Mehr als das. Vielleicht existieren sogar Fotos von ihm. Holger Bloem hat ein paar Aufnahmen gemacht. Das weiß ich genau. Ich werde ihn anrufen.«
    Allein die Nennung des Namens Holger Bloem ließ Ruperts Magenschleimhaut verrückt spielen.
    »Nee, Ann Kathrin. Du wirst doch jetzt nicht die Presse einschalten. Da kannst du gleich bei Radio Ostfriesland anrufen. Ich denke, wir wollen das alles hier schnell und still über die Bühne bringen.«
    Dies war einer der seltenen Fälle, in denen Rieke Gersema Rupert sofort mit Blicken in die Runde zustimmte, aber Ann Kathrin Klaasen ließ sich nicht beirren.
    »Holger hat oben auf dem Deich gesessen und Aufnahmen gemacht. Wenn der Täter da drauf ist, sollten wir die Chance nutzen und …«
    Rupert lachte demonstrativ. »Ja. Außer ihm waren aber noch gut zwei-, dreihundert Leute da. Wenn nicht mehr. Sollen wir die besuchen, bevor wir zu den Zahnärzten gehen oder danach?«
    »Ich finde«, sagte Ubbo Heide, »Ann Kathrins Vorschlag bedenkenswert. Wir könnten Holger Bloem um Verschwiegenheit bitten …«
    Erneut lachte Rupert auf. Es klang höhnisch.
    »Genau das habe ich vor«, sagte Ann Kathrin, nahm ihr Handy und ging damit in den Flur.

    Während Weller mit dem vollgepackten Citroën die siebzehn Zahnärzte in Norden auf seiner Liste abarbeitete und vom Brummelkamp, wo er Dr. Hans-Joachim Doege besucht hatte, zum Markt fuhr, um bei Dr. Andreas Dohle vorstellig zu werden, besuchte Ann Kathrin ihre Zahnärztin Melanie Maida in Marienhafe.
    Ann Kathrin genoss die Fahrt nach Marienhafe in ihrem grünen Twingo. Es kam ihr vor, als sei der Wagen ihr dankbar dafür, dass sie ihn nicht in Zahlung gegeben hatte.
    Sie parkte direkt vor der Apotheke, und als sie die Stufen zur Zahnarztpraxis hinaufging, wurde ihre Vorfreude, Melanie Maida zu treffen, von ihrem schlechten Gewissen überschattet, weil sie seit bestimmt einem Jahr ihre Zähne nicht mehr hatte kontrollieren lassen, obwohl sie Melanie beim letzten Besuch das Gegenteil versprochen hatte.
    Melanie Maida war eine kleine, drahtige Frau. Sie strahlte sportliche Lebendigkeit aus. Ann Kathrin wusste, dass sie zumindest vor kurzem noch aktiv im Norder Boxverein trainiert hatte.
    Für Rupert, der boxende Frauen genauso furchtbar fand wie intelligente, waren die beiden ein Albtraumgespann. Er hatte sie einmal zusammen gesehen, als sie aus der Alten Backstube kamen, wo sie an einer Kleinkunstveranstaltung teilgenommen hatten.
    Hinter ihrem Rücken hatte Rupert zu Schrader gestichelt: »Vorsicht! Die beiden
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