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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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seiner Zahnhygiene stand es nicht zum Besten … Eine junge Frau hat ihn begleitet. Ich dachte erst, sie sei vielleicht seine Tochter, aber möglicherweise waren sie auch ein Liebespaar … Es war uneindeutig. Hellblonde Haare und strahlend blaue Augen. Etwa zwei Köpfe größer als ich. Die Figur sah nach strenger Diät und viel Arbeit aus.«
    Ann Kathrin hatte es plötzlich sehr eilig. Die beiden Frauen versprachen sich gegenseitig, bald mal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen, dann gingen sie beide ihrer Arbeit nach.

    Der Milchschaum stand auf dem Cappuccino wie die Miniaturausgabe eines schneebedeckten Bergmassivs. Der Anblick löste in ihm Assoziationsketten aus. Der Urlaub in St. Moritz. Die Abfahrt in Muottas Muragl … Wie frei er sich auf Skiern fühlte, wenn er über die weiße Fläche nach unten glitt! Der harsche Ton der Skier auf dem Schnee.
    Er griff sich an die Schläfe, als müsse er die Schneebrille geraderücken. Lange Zeit hatte er geglaubt, einen größeren Kick, als auf Skiern ins Tal zu fahren, gäbe es nicht für die menschliche Seele. Doch diesen Willbrandt zu töten hatte sich noch viel besser angefühlt. Eine fast schwerelose Leichtigkeit des Seins hatte ihn erfasst, als er ihm die Kehle durchschnitt. Dieses Gefühl verspürte er jetzt in diesem Augenblick, als er den Cappuccino genoss. In Willbrandts Café.
    Carolinensiel war zwar kein Paradies für Skifahrer, dachte er grinsend, aber doch ein schöner Ort, um die Vollstreckung des Todesurteils an Willbrandt zu genießen. Hier wurde er von der Energie seines Triumphes befeuert und konnte in fröhlicher Stimmung die nächste Tat planen.
    Er streckte die Füße unterm Tisch aus und bog die Knie durch. Ja, diese Kreaturen auszulöschen war besser, als Ski zu laufen, Champagner zu trinken oder schöne Frauen zu lieben.
    Die Kellnerin mit den wippenden blonden Haaren und dem kräftig geschminkten Schmollmund sah der Frau sehr ähnlich, die Willbrandt zum action-b-Konzert begleitet hatte.
    Ja, sie war es. Sie bewegte sich nur weniger lasziv als beim Konzert, und sie hatte ihre Frisur verändert. Er kannte einige Frauen, die sich eine neue Frisur zugelegt hatten, nachdem sie verlassen worden waren oder einem Typen den Laufpass gegeben hatten.
    Ihm ging es ähnlich. Auch er hatte sich verändert. Allerdings nicht, weil sein Gemütszustand in Unordnung geraten war, sondern weil er seine Spuren verwischen wollte.
    Er hatte die Motorradlederkluft gegen eine North-Face-Jacke mit künstlichem Fell an der Kapuze ausgetauscht. Darunter trug er einen Norwegerpullover. Die Echthaarperücke mit der Mickie-Krause-Frisur und der hochgesteckten Sonnenbrille machte aus ihm einen völlig anderen Typ.
    Er winkte sie noch einmal herbei. Das Spiel mit dem Feuer gefiel ihm.
    Sie erkannte ihn nicht.
    Er fuhr sich mit der Hand über das glattrasierte Kinn und bestellte sich ein Stück Käsekuchen.
    »Mit oder ohne Rosinen?«, fragte sie gelangweilt.
    »Mit.«
    »Mit oder ohne Sahne?«
    »Mit.«
    Jetzt rang sie sich ein Lächeln ab und verschwand mit der Bestellung zur Theke. Sie tuschelte mit ihrer Kollegin.
    Ja, das war sie, keine Frage. Sie hatte wild getanzt und einige Songs laut mitgegrölt, obwohl es gar nicht die Musik ihrer Generation war. Sie hatte heftig mit Willbrandt herumgeknutscht. Er erinnerte sich an einen Anflug von Wut auf sie, weil er befürchtete, durch das Geturtele der beiden könne er ihn an diesem Abend nicht mehr alleine erwischen, und er hatte keine Lust, ihnen bei diesem Gefummele und Geschmuse zuzusehen.
    Aber dann war der schöne Augenblick gekommen, als Willbrandt alleine das Zelt verließ und zum Toilettenwagen rüberging.
    Er schloss die Augen. Nie würde er vergessen, wie gut es ihm getan hatte, seine Faust in Willbrandts ahnungsloses Gesicht zu platzieren.
    Das Weichei hatte sich nicht mal gewehrt, sondern nur gejammert, er solle doch um Himmels willen aufhören, und beteuert, er habe ihm doch gar nichts getan.
    Das musste der gerade sagen …
    Sie brachte ihm den Käsekuchen und fragte: »Sagen Sie mal, ich soll Sie das von meiner Kollegin fragen: Sind Sie der Mallorcatyp, der
Zehn nackte Frisösen
gesungen hat?«
    Er lächelte und nickte. Er hielt den Zeigefinger vor seine Lippen und bat: »Psst. Aber nicht verraten. Ich bin inkognito hier. Und heute keine Autogramme und keine Interviews …«
    Sie lächelte ihn verständnisvoll an, als sei es völlig normal, dass Promis sich hierher zurückzogen, um ungestört Urlaub zu
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