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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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machen.
    Tja, Willbrandt, dachte er schadenfroh. Noch vor kurzem bist du hier durch das Café gegockelt und hast auf dicke Hose gemacht. Jetzt bin ich hier der Star. Vermutlich wissen sie noch gar nicht, dass du tot bist, oder es lässt sie kalt. Werden sie in Jubelschreie ausbrechen, wenn sie es erfahren? Oder gibt es jemanden, der um dich trauert, du alte Mistsau?
    Langsam, jeden Bissen genießend, begann er, den Käsekuchen zu essen. So gut der Milchschaum auf dem Cappuccino gewesen war, so mies war diese Sahne. Viel zu süß und vermutlich aus der Sprühflasche. Trotzdem beschloss er, noch eine Weile zu bleiben. Er bestellte sich ein Mineralwasser und einen weiteren Cappuccino.
    Er wäre zu gern dabei gewesen, wenn die Nachricht vom Tod Willbrandts eintraf. Er fragte sich, wie lange die ostfriesische Polizei brauchen würde, um herauszufinden, wen er da im Osterfeuer abgefackelt hatte. Falls sie es überhaupt herausfinden sollten. Vielleicht würde er einfach später auch zu den vielen verschwundenen Personen gezählt werden, die sich in Deutschland vom Acker machten und nichts zurückließen außer Steuerschulden und ein paar gebrochenen Herzen.

    Sylvia Hoppe traf Rupert im Flur vor dem Kaffeeautomaten, der vor drei Monaten hier aufgebaut worden war und seit dem ersten Tag nicht funktionierte. Inzwischen war von den vielen Tritten und Schlägen links oben und rechts unten das Blech eingedellt. Der Automat schluckte Ein- und Zwei-Euro-Stücke, dann leuchtete auf dem Display kurz das Wort
Danke
auf, und das war’s.
    Sylvia Hoppe kannte niemanden, der jemals sein Geld wiederbekommen oder gar einen Kaffee erhalten hatte.
    Es gab auch eine Taste für Suppe und eine für Kakao. Der Einzige, der offensichtlich noch nicht wusste, dass man hier nur sein Geld verlieren konnte, war Rupert. Amüsiert sah sie ihm zu, während er Geld einwarf.
    Rupert fummelte mit dem kleinen Finger in seiner Ohrmuschel herum und schüttelte dabei den Kopf wie ein Hund, der mit dem Staub der Straße auch Parasiten loswerden will, die sich in seinen Haaren verfangen haben.
    »Ich werde diesen Ton nicht mehr los! Ich hasse diesen Ton, wenn ein Bohrer sich in den Zahn arbeitet. Wieso werde ich immer zuletzt informiert? Ich hab noch zwei Stunden lang Zahnarztpraxen besucht, als längst klar war, dass wir die entscheidende längst gefunden hatten.« Er trat zornig mit dem Fuß auf. »Der Bratarsch hat mir nicht Bescheid gesagt. Das ist Absicht! Das ist Mobbing. Ich lasse mir das nicht länger gefallen!«
    »Vielleicht weiß die Kollegin in der Einsatzzentrale ja, dass du sie immer Bratarsch nennst, und du bist deswegen immer der Letzte auf der Liste, den sie anruft.«
    Rupert drückte eine Hand gegen sein rechtes Ohr, als sei er dort immer noch taub. »Im Grunde ist das Körperverletzung. Die hat allen vor der Mittagspause Bescheid gesagt und mir erst danach. Jetzt habe ich diesen Ton im Ohr. Ich hasse diese schrecklichen Bohrer. Das Geräusch macht mich irre!«
    »Ja«, sagte Sylvia Hoppe spitz, »wir wissen alle, dass du hypersensibel bist. Ann Kathrin ist mit Weller unterwegs nach Carolinensiel. Während du dir einen Gehörschaden geholt hast, haben wir schon eine ganze Menge über diesen Willbrandt herausgefunden. Er stammt aus gutem Hause. Seine Eltern hatten in München mehrere Mietshäuser. Der Vater starb Mitte der Neunziger. Die Mutter hat zunächst ihm, dann seinem Bruder die Verwaltung des Vermögens übertragen. Er ist in Köln mit einer Discothek pleitegegangen, in Bonn mit einem Fitnessstudio, dann hat er ein Hotel in Hamburg gekauft. Das ging aber auch nicht gut. Jetzt hat er ein Café in Carolinensiel. Macht auf mich den Eindruck eines jungdynamischen Bankrotteurs.«
    Zu Sylvia Hoppes Verblüffung gab der Automat einen weißen Becher frei. So weit war ihres Wissens nach noch nie jemand gekommen. Dann zischte es, und eine Flüssigkeit tropfte in den Plastikbecher.
    Sylvia fuhr fort: »Vor einem Jahr starb seine Mutter. Mit dem Bruder ist er völlig über Kreuz. Es geht wohl ums Erbe. Der Bruder ist mehr nach dem Willen der Eltern geraten. Er unterrichtet an verschiedenen Universitäten Germanistik und Komparatistik.«
    »Was ist das denn für ein Scheiß?«
    Sylvia Hoppe sah ihn von der Seite an, und Rupert spürte, dass sie sich darüber freute, dass er keine Ahnung hatte.
    »Na komm schon«, sagte er. »Tu doch nicht so. Du wusstest es doch auch nicht und musstest erst nachgucken, oder nicht?«
    »Vergleichende
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