Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
heute tatsächlich ein gutes Stück munterer aus. Er hatte sich im Bett aufgesetzt, und obwohl er immer noch am Tropf hing, war die Magensonde, die in seiner Nase gesteckt hatte, verschwunden.
    »Götterspeise«, sagte Babcock angewidert, als Kincaid die positive Veränderung kommentierte. »Das nennen die hier richtiges Essen. Götterspeise mit Zitronengeschmack und irgend so ein scheußlicher Energietrunk.«
    Kincaid grinste. »Warte nur, bald bist du wieder fit genug für Steaks und Whisky.«
    Babcock verdrehte die Augen, sagte aber: »Na ja, irgendwann bestimmt – das erzählen sie mir jedenfalls. Offenbar haben sie die wichtigen Teile reparieren können.« Seufzend fügte er hinzu: »Ich will nur nach Hause. Hier riecht’s wie in einem Beerdigungsinstitut.« Er wies auf die Blumensträuße, die jede verfügbare Fläche bedeckten. »Alle von meinen Beamten, die sich bei mir einschmeicheln wollen. Sogar meine Ex hat eine bescheidene Gabe geschickt, aber selbst herkommen, um mir gute Besserung zu wünschen, das hat sie sich dann doch gespart. Ist auch wahrscheinlich gut so – ihr Anblick hätte mich vielleicht um Tage zurückgeworfen.«
    Er machte eine kleine Verschnaufpause, während Kincaid sich einen Stuhl ans Bett holte, und fuhr dann fort: »Deine Schwester hat übrigens eine Karte geschickt. Sehr nett von ihr, wenn man bedenkt, dass wir ihren Mann wegen Brandstiftung
verhaftet haben. Wie geht es ihr denn, nach all der Aufregung?« Obwohl seine blauen Augen noch getrübt waren, konnte Kincaid darin jenes echte Mitgefühl lesen, das ihm Ronnie Babcock vom ersten Tag an so sympathisch gemacht hatte.
    »Sie scheint ganz gut klarzukommen. Sie hat den Umbau des alten Viehstalls wieder in Angriff genommen, und wenn das Wetter noch eine Weile so mild bleibt, könnte sie sogar die verlorene Zeit bald aufgeholt haben. Und sie hat die Scheidung eingereicht. Ich weiß nicht, was dabei herauskommen wird.«
    »Dein Schwager ist ein Idiot«, sagte Babcock gereizt. »Sie hat etwas Besseres verdient.«
    »Ja«, stimmte Kincaid ihm aus vollem Herzen zu. Sie hätte auch von ihm Besseres verdient gehabt, und er war entschlossen, seine Fehler wiedergutzumachen.
    »Ich habe gehört, was du an dem Abend gesagt hast.«
    Babcocks Worte rissen ihn aus seinen Überlegungen. »Was?«
    »Als du Leo Dutton gesagt hast, er würde nicht wegen Mordes verurteilt werden, wenn er sich stellt. Das soll keine Kritik sein – ich hätte es genauso gemacht, und es hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Aber dazu wird es nicht kommen, solange ich noch unter den Lebenden weile. Es ist mir egal, dass er erst vierzehn ist – er ist eine Gefahr für die Menschheit.«
    »Ein durch und durch verdorbener Charakter?«
    »Ob angeboren oder nicht, das interessiert mich alles nicht. Aber ich werde Beweise auftreiben, die ihn mit diesen Verbrechen in Verbindung bringen, egal, wie lange es dauert. Der Staranwalt, den Piers Dutton für seinen Sohn anheuern wollte, hat das Mandat abgelehnt«, fügte er mit einem befriedigten Lächeln hinzu. »Hatte wohl Zweifel an der Zahlungsfähigkeit
des Herrn Papa, angesichts seiner derzeitigen Schwierigkeiten.«
    »Keine große Überraschung, aber jedenfalls eine gute Nachricht.«
    »Noch glücklicher würde es mich allerdings machen, wenn ich Dutton senior das tote Baby anhängen könnte.«
    »Ronnie.« Kincaid rückte seinen Stuhl ein Stück vor. »Das wird nicht passieren.«
    »Wie, bist du vielleicht ein Hellseher?«, fragte Babcock, doch die Bissigkeit wirkte ein wenig erzwungen, und seine Stimme klang dünn. Er wurde allmählich müde.
    »Nein«, erwiderte Kincaid. »Hör ganz einfach zu.«
    Während er redete, fielen Babcock die Augen zu, und als er geendet hatte, lag sein Freund so lange regungslos da, dass Kincaid schon glaubte, er sei eingeschlafen.
    Doch dann schlug Babcock die Augen auf und sah Kincaid durchdringend an. »Schlafende Hunde soll man nicht wecken, wie? Willst du das damit andeuten?« Ehe Kincaid protestieren konnte, brachte Babcock ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Du hast wohl recht. Annie Constantine hat an die Wains geglaubt, und auch wenn sie nur ihre früheren Fehler wiedergutmachen wollte, war sie doch eine gute Menschenkennerin. Mir scheint, diese Familie hat schon genug gelitten.
    Aber damit du nicht denkst, ich wäre auf meine alten Tage sentimental geworden – ich habe noch andere Gründe außer meinem weichen Herzen, die Sache nicht weiter zu verfolgen.« Der Schlauch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher