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0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

Titel: 0977 - Gefahr für die Blaue Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert und Simon Borner
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Ob er sie weglocken konnte?
    Buraal sah zu ihnen hinüber und stellte sich vor, er ließe seine flammenden Hände über ihre zarten Wangen streichen. Würden sie dann auch noch lachen? Würden sie dann auch noch entspannt stillhalten, wenn sie endlich in seiner Gewalt waren? Mit Sicherheit nicht - und genau diese Gewissheit war es, die ihn die langen Stunden des Wartens ertragen ließ.
    Als Dämon niederen Ranges neigte er sonst nicht gerade zur Geduld. Sie, so sagte man doch, war eine Tugend, und es ziemte sich einem Wesen seiner Art nicht - zumindest nicht in seinen Augen - mehr als einen feuchten Irrwischdreck auf Tugenden zu geben. Oh nein…
    Wenn er sie nur von diesen Männern fortbekäme! Buraal beobachtete die Versammlung nun schon eine ganze Weile, und allmählich wurden die beiden Männer, die mit seinen Zielobjekten am Terrassentisch neben dem Swimmingpool saßen und sich das Licht der Abendsonne Floridas ins Gesicht scheinen ließen, zur Personifikation all dessen, was er hasste. Der Auftrag, den ihm die atemberaubend attraktive Dämonin gegeben hatte, war nämlich eindeutig. Er betraf nur die beiden Frauen, niemanden sonst. Eigentlich nur eine von ihnen, die rotblonde Französin. Die andere würde als Kollateralschaden durchgehen, falls sie die Rotblonde nicht allein ließ. Und Buraal war nicht dumm, oh nein. Er ahnte instinktiv, welchen Zorn er auf sich ziehen würde, wenn er den Auftrag nicht wörtlich und genauestens erfüllte.
    Also keine Männer, dachte er und seufzte innerlich. Manche Dinge könnten weitaus einfacher sein, wenn es weniger Regeln gäbe.
    Die beiden waren ohnehin seltsame Gestalten, fand er. Nicht, dass er sonderlich Ahnung von menschlicher Mode hätte, aber nach allem, was er seit Aufnahme seiner Beobachterposition in der Umgebung dieses Bungalows gesehen hatte, stachen die Begleiter seiner Zielpersonen zumindest optisch aus der Masse heraus.
    Na und? Was kümmert’s dich? Ihm war, als höre er die tadelnde Stimme der attraktiven Dämonin in seinem Geist. Ihr Zorn - obwohl nur ein Produkt seiner eigenen Fantasie - ließ ihn erschaudern. Sie haben dich nicht zu interessieren. Konzentriere dich lieber auf den Plan. Auf die Frauen. Nur auf die Frauen.
    Der Wind nahm zu. Er brachte Bewegung in die Zweige und das Blattwerk der großen Bäume und Büsche rings um das weiträumige Grundstück. Gelächter wehte zu Buraal herüber, doch auch davon ließ er sich nicht provozieren. Er war nämlich klug, und kluge Dämonen warteten. Auch wenn es ihnen eine Qual war.
    Ob alles funktionieren würde? Der Plan, den er ausgeheckt hatte, um sein Ziel zu erreichen, war nicht ohne Anspruch und barg durchaus das Potenzial, zu scheitern. Aber irgendwie spürte Buraal, dass alles glattgehen würde. Es musste einfach. Es würde!
    Da! Die Blonde stand auf, trat zur Terrassentür… Deutete sich etwa ein Aufbruch an? Buraal konzentrierte sich, ließ alle Anspannung und alle Erwartungshaltung fahren. Nur wer geistig wirklich in einer Sache war, konnte sie meistern.
    Doch seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet: Statt endlich das Grundstück zu verlassen - im Idealfall in Begleitung ihrer Tischnachbarin -, kam die Frau wenige Augenblicke später wieder ins Freie, in der Hand eine Flasche irgendeines alkoholischen Getränks, die sie fröhlich präsentierte.
    Der Rest des Tisches quittierte ihr Erscheinen mit großem Hallo und hob die Gläser. Buraal seufzte abermals. Es schien noch eine ganze Weile zu dauern, bis sich hier etwas Nennenswertes tat.
    Geduld, sprach er sich Besonnenheit zu. Du hast alles vorbereitet. Alles ist an seinem Platz. Das wird es auch noch sein, wenn du endlich handeln kannst. Entscheidend ist jetzt, durchzuhalten, bis es so weit ist, und nicht vorschnell aufs Spiel zu setzen, was du dir hart erarbeitet hast.
    Die beiden Frauen und einer der Männer stürzten sich wieder in den Swimmingpool, während der zweite Mann seine Aufmerksamkeit einem Alligator widmete.
    Also würde er niemanden wegzulocken versuchen. Buraal nickte. Seine innere Stimme hatte wie üblich recht. So sehr es ihn auch drängte, er würde schlicht auf seinen Moment warten.
    Und der, das spürte er mit jeder Bewegung, die seine Hand in seiner Vorstellung über die zarten Wangen jener ahnungslosen zwei Frauen dort hinten machte, kam.
    Bald.
    ***
    Professor Zamorra kniff die Augen zusammen, als er die Echse langsam auf das Ufer zuschwimmen sah.
    Der Alligator hob seinen massigen Körper aus dem See, der an das
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