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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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    Die Ruhe vor dem Sturm
    D as Ende meiner Highschoolzeit hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Gut, es lag tatsächlich ein überschwängliches Prickeln in der Luft und wärmte die zugigen Gänge der Evanston Township Highschool. Überall erklang fröhliches Gekicher, und Freunde wurden herzlich umarmt. Bunte Papierfitzel, in die kleine Geschenke eingepackt gewesen waren, landeten auf dem Fußboden. Und die Stimmen Hunderter Mitschüler, die ihre Pläne fürs Wochenende besprachen, verschmolzen zu einem munteren Getöse. Aber all das hatte nichts zu tun mit dem Meilenstein, den ich Sekunden zuvor mit dem letzten Klingelton erreicht hatte. Den anderen ging es mehr um die weiße Winterpracht, die das Footballfeld draußen vor den Fenstern bedeckte, wo gerade Autos quietschend und mit wildem Hupen aus dem Parkhaus kamen. Jetzt waren Weihnachtsferien. Dass Dante, Lance und ich danach bis zur Abschlussfeier im Juni nicht zurückkommen würden, wusste außer uns keiner. Ich schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete, wie Chicagos Wind ein widerspenstiges Stück Zeitungspapier um einen der Pfosten wickelte. In meinem Kopf wirbelten die Erinnerungen ebenso wild herum. Unsere vorzeitige Schulentlassung war dagegen ein eher enttäuschendes Finale.
    Die Spindtür neben meiner wurde zugeschlagen, und Dante kam zum Vorschein. »Aaaaalso, offensichtlich geht heute Abend wirklich jeder zu Jason Abingtons Weihnachtsparty«, stichelte er und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Solche Spötteleien durften sich nur beste Freunde erlauben.
    »Na, super!«, antwortete ich mit der nötigen Dosis Sarkasmus. Ich nahm die Fotos ab, die im Schrank geklebt hatten, und schaute sie mir noch einmal an – alle zeigten mich entweder mit Dante oder Lance –, dann griff ich nach Tasche und Mantel. Ein letztes Mal nickte ich dem leeren Spind zu und schlug ihn dann endgültig zu. Peng! Mit einem finsteren Blick machte ich Dante unmissverständlich klar, dass er mich ganz bestimmt nicht dazu überreden würde, unangemeldet auf fremden Partys zu erscheinen. »Den Abend mit einem Haufen Betrunkener mit Weihnachtsmützen verbringen, während Jason und Courtney sich durch jedes Zimmer im Haus fummeln?« Über meine frühere Schwärmerei für Jason war ich längst hinweg, trotzdem hatte ich keine Lust, ihm beim Rummachen mit seiner hirnlosen Sexbombe von Freundin zuzusehen. Nein, danke.
    Auch bei unserem Abschlussball war es heiß hergegangen – leider nicht im metaphorischen Sinne, sondern wortwörtlich. Dabei war nämlich das historische Lexington Hotel abgebrannt, so dass die Chicago Tribune vom »Zweiten großen Brand von Chicago« gesprochen hatte. Nach dem Ball hatte Jason mich tatsächlich mal angerufen. Das war zu Beginn der Sommerferien gewesen. Ich hatte es für einen Streich von Dante gehalten, und als Jason mich dann irgendwann doch von seiner wahren Identität überzeugt hatte, war ich zu geschockt gewesen, um auch nur noch ein einziges Wort herauszubringen. Was mich aber auch nicht weiter störte – zu diesem Zeitpunkt war ich jungstechnisch nämlich gut versorgt gewesen. Offensichtlich haben die einen Draht dafür, wann man sie nicht länger braucht, und fangen erst dann an, sich für einen zu interessieren.
    »Das ist dann also ein Nein?«, fragte Dante mit Unschuldsmiene.
    »Das ist ein Nicht-einmal-wenn-unser-aller-Leben-davon-abhängen-würde-Nein … Nochmal mache ich das nicht mit.« Manchmal hatte ich das Gefühl, als würden Dante, Lance und ich in einer ganz anderen Welt leben als unsere Schulkameraden. Letzten Frühling war uns unerwarteterweise die Aufgabe zugefallen, die Seelen unserer Mitschüler zu retten, auch wenn die keine Ahnung davon hatten. Langsam begann ich mich zu fragen, ob ich mir das alles vielleicht nur eingebildet hatte. Unser Leben – Dantes, meins und das von Lance – hatte sich verändert, das der anderen jedoch nicht.
    »Okay, okay, hab verstanden.« Mit erhobenen Händen gab er sich geschlagen. »Spielverderberin!« Er verstummte kurz und fügte dann feixend hinzu: »Ein paar Weihnachtssongs stimmen wir aber schon an, oder?«
    Ich sah mich vorsichtig um, doch keiner der Mitschüler, die wie geladene Atome um uns herumsausten, schenkte uns auch nur die geringste Beachtung, also spielte ich mit und fragte mit einem angedeuteten Augenrollen: »Was denn, vielleicht Hört der Engel helle Lieder ?«
    Dante gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. »Ha! Kommt das nur mir so vor, oder
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