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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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meiner unbeschwertesten Stimme. Joan hatte für mich vor meiner Abreise einen Shopping-Tag mit Spa-Behandlung geplant, sie versuchte weiterhin tapfer, gegen meine jungenhafte Art anzukämpfen. Und dafür liebte ich sie einfach.
    »Ich versuche immer noch, meine Mutter davon zu überzeugen, dass der VIP -Tisch im Alinea eine lohnenswerte Investition darstellt.« Dante, unser Feinschmecker, lachte leise in sich hinein.
    Lance machte seinen Arm von mir los und beugte sich vor. Er stützte die Ellbogen auf den Knien ab und studierte die berghohen Trümmer um uns herum. Ein rauer Windstoß blies uns die grobkörnigen Überreste von Ziegeln und Mörtel ins Gesicht. »So was habe ich nicht zu bieten«, sagte er schließlich tonlos. »Aber ehrlich gesagt habe ich da was für euch beide …«
    »Wie wäre es denn mit Seventeen ? Oder mit einem von diesen Klatschmagazinen, die sind doch ganz amüsant. US Weekly ? Hätte ich im Krankenhaus mal besser im Souvenirshop vorbeigeschaut!« Joan schüttelte ihren grauen Pferdeschwanz und griff nach den Zeitschriften im Regal direkt an der Kasse.
    »Es ist mir wirklich unangenehm, euch schon wieder alleinzulassen. Bist du sicher, dass das in Ordnung geht?« Zum zweiten Mal in einem Jahr hatte ich mir in meinem Freiwilligenjob eine Auszeit erbeten, und deshalb hatte ich ein schlechtes Gewissen – ich war in diesem Krankenhaus praktisch aufgewachsen und wollte die Leute dort ungern enttäuschen. Wir waren schließlich wie eine Familie.
    »Das ist schon okay. Die lieben dich alle«, versicherte Joan, während sie den Blick noch einmal über die Zeitschriften wandern ließ. »Wie lang ist denn euer Flug?«
    »Knapp drei Stunden. Das geht schon.«
    Sie wählte ein drittes Magazin aus – Entertainment Weekly – und warf es auf den Ladentisch. »Das nehmen wir auch mit«, sagte sie zu der Frau, die alles eintippte. »Es ist doch furchtbar, wenn einem auf dem Flug die Lektüre ausgeht.«
    »Danke, Joan.«
    »Natürlich, mein Schatz, das ist doch das Mindeste, was ich tun kann.« Sie bezahlte die Zeitschriften und reichte mir den Beutel, dann legte sie einen Arm um mich und zog mit der anderen Hand meinen Koffer hinter sich her. Wir verließen den Laden und fanden eine Bank in der Nähe der Sicherheitskontrolle. »Weißt du, ich bin so stolz auf dich.« Sie drückte meinen Arm. »Selbst wenn ich von dieser Reise nicht hundertprozentig begeistert bin.« Ich nickte. In all den Jahren mit mir hatte sie so einiges durchgemacht, und damit meine ich nicht nur, dass das Hotel, in dem ich ein Praktikum gemacht hatte, komplett abgebrannt war. Sie hatte mich bei sich aufgenommen, als ich fünf gewesen war. Damals hatte man mich am Lake Shore Drive halbtot und ohne jede Erinnerung zurückgelassen. Es hatte nie jemand nach mir gesucht. Wahrscheinlich war das für die alleinstehende Krankenschwester, die meistens die Nachtschicht übernahm, kein leichter Einstand als Adoptivmutter gewesen.
    »Ich weiß immer noch nicht so genau, warum es dir so wichtig ist, aber ich verstehe durchaus, was für eine Chance das ist«, fuhr Joan fort. »Trotzdem, hab ich dir schon erzählt, dass New Orleans Welthauptstadt ist, was Mord und Totschlag angeht?« Den letzten Teil brachte sie im Flüsterton vor, so als wollte sie die Stadt nicht beleidigen. Und ja, das hatte sie mir bereits eine Million Mal gesteckt, dabei stimmte es nicht einmal.
    »Es ist gar nicht die Mörderhauptstadt der Welt. Allerdings hat es in den USA die Nase vorn.« Vielleicht hätte ich mir das lieber verkneifen sollen. Ich versuchte es noch einmal: »Verbrechen gibt es doch überall.«
    »Tja, mir wäre viel wohler, wenn es bei den Einstufungstests fürs College ganz vorne liegen würde. Oder die liebenswürdigste Stadt der USA wäre.«
    »Vielleicht stimmt das ja sogar, ich fürchte nur, dass man das einfach nicht messen kann.«
    Joan umfasste mein Gesicht mit den Händen. »Du wirst mir furchtbar fehlen, das ist alles.«
    »Du mir doch auch.« Ich versuchte, Stimme und Nerven unter Kontrolle zu bringen, aber der O’Hare-Flughafen war nicht gerade ein Zen-Garten. Überall gab es endlose Schlangen, und Leute rannten auf ihr Gate zu, als wäre das hier eine Leichtathletikveranstaltung. Plötzlich bereute ich die ganze Sache zutiefst und wünschte mir, zu Hause im Bett zu liegen und mich unter die Decke zu kuscheln, doch ich wischte den Gedanken beiseite. »Du musst aber wirklich nicht warten. Dante und Lance sind bestimmt bald hier, da bin ich mir
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