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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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gesehen. Bist du denn kein bisschen neugierig?«
    »Sie hat nichts mit mir zu tun.« Trotzdem senkte er den Blick und nahm das Glitzern von etwas Gold, Silber und einigen schimmernden Perlen wahr. »Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, welcher Aufwand damit verbunden war.«
    »Da irrst du dich.« Laura hob den Kopf und sah ihn an.
    »Es ist sogar sehr viel. Warum bist du zurückgegangen und hast die Kiste für mich heraufgeholt?«
    »Ich habe gesagt, dass ich sie dir holen würde.«
    »Ein Mann, der sein Wort hält«, murmelte sie. »Vorhin auf dem Felsvorsprung war ich ziemlich verwirrt, aber jetzt sehe ich alles wieder klar. Ich erinnere mich daran, dass ich dort lag und beobachtet habe, wie du die Felswand hinaufgeklettert bist. Dass du wie ein Salamander an den Steinen hingst. Deine Hände haben geblutet, und du bist abgerutscht, als die Erde nachgegeben hat. Du hättest dabei umkommen können.«
    »Ich schätze, dann hätte ich dich also besser einfach dort liegen lassen.«
    »Das hättest du niemals tun können. Du wärst für jeden Menschen dort hinuntergeklettert. So bist du nun einmal. Und dann bist du noch einmal wegen dieses Dings hier«, sie strich über den Deckel der Schatztruhe, »auf den Felsvorsprung zurückgekehrt. Nur, weil du von mir darum gebeten worden bist.«
    »Du machst mehr Aufhebens um diese Sache als ihr gebührt.«
    »Du hast mir etwas gebracht, wonach ich mein Leben lang gesucht habe.« Sie sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. »Ich kann also nicht mehr Aufhebens darum machen, als der Sache gebührt. Wie oft bist du für mich diese Felswand rauf- und runtergeklettert, Michael?« Als er sich schweigend abwandte und abermals durch das Zimmer zu stapfen begann, stieß sie einen Seufzer aus. »Dankbarkeit, Bewunderung, Liebe – diese Dinge bereiten dir Unbehagen, stimmt's?«
    »Du liebst mich nicht.«
    »Sag mir bitte nicht, was ich empfinde.«
    Da plötzlich eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme lag, drehte er sich argwöhnisch zu ihr herum. Falls sie anfinge, abermals Gegenstände nach ihm zu werfen, hätte er sicher nicht mehr die Energie, um ihnen auszuweichen.
    »Wage nicht, mir zu sagen, was ich fühle. Du hast das Recht, diese Gefühle nicht zu erwidern, hast das Recht, nicht zu wollen, dass ich dich liebe, aber du hast nicht das Recht, mir zu sagen, ob ich dich liebe oder nicht.«
    »Dann bist du einfach dumm«, brach es aus ihm heraus. »Du weißt noch nicht mal, wer ich bin. Ich habe für Geld Menschen umgebracht.«
    Laura wartete einen Augenblick, ehe sie sich erhob und sich ein Glas Mineralwasser einschenkte. »Du sprichst von der Zeit, als du ein Söldner warst.«
    »Es ist egal, wie du es nennst. Ich habe getötet und ich habe Geld dafür kassiert.«
    »Ich glaube nicht, dass du an die Sache geglaubt hast, derentwegen du in den Kampf gezogen bist.«
    Michael öffnete den Mund und klappte ihn dann wieder zu. Hörte sie ihm vielleicht gar nicht richtig zu? »Es ist egal, woran ich geglaubt habe oder auch nicht. Ich habe des Profits wegen getötet. Ich habe eine Nacht in einer Zelle verbracht, und ich habe mit Frauen geschlafen, die ich gar nicht gekannt habe.«
    Sie nippte ruhig an ihrem Glas. »Willst du dich dafür bei mir entschuldigen, Michael, oder willst du einfach angeben?«
    »Gott der Allmächtige, jetzt komm mir nicht wieder als die arrogante Schickse an. Ich habe Dinge getan, die du dir in der Traumwelt, in der du lebst, noch nicht mal vorstellen kannst.«
    Abermals hob sie das Glas an ihren Mund. »Verglichen mit der Realität, in der du lebst, lebe ich also in einer Traumwelt, ja? Michael Fury, du bist ein unglaublicher Snob.«
    »Himmel.«
    »Oh ja. So wie du es siehst, stehen mir Verzweiflung, Bedürfnisse oder sündiges Verhalten einfach nicht zu, weil ich aus einer reichen Familie stamme und einen gewissen gesellschaftlichen Status habe. Aus diesem Grund kann es einfach nicht sein, dass ich einen Mann wie dich verstehe oder sogar gern habe. Ist es das, was du mir sagen willst?«
    »Genau.« Alles tat ihm weh. »Das ist eine ziemlich korrekte Zusammenfassung dessen, was ich sagen will.«
    »Dann lass mich dir sagen, was ich in dir sehe, Michael. Ich sehe jemanden, der getan hat, was er tun musste, um nicht vor die Hunde zu gehen. Und das verstehe ich, obgleich ich in meiner jämmerlichen Traumwelt lebe, sogar sehr gut.«
    »Ich wollte damit nicht. . .«
    »Ich sehe jemanden, der niemals aufgegeben hat, egal, welche Hindernisse es zu überwinden galt.« Sie sah
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