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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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ihn reglos an. »Ich sehe jemanden, der beschlossen hat, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und der dafür hart arbeitet. Ich sehe jemanden mit Ehrgeiz, Anstand und Mut. Und ich sehe einen Mann, der immer noch um ein Kind trauern kann, das er leider nie hat kennen lernen dürfen.«
    Sie machte ihn zu etwas, was er nicht war, und damit machte sie ihm eine Heidenangst. »Ich bin nicht, was du suchst.«
    »Du bist, was ich gefunden habe. Damit muss ich leben, und wenn du gehst, werde ich damit ebenfalls zu leben gezwungen sein.«
    »Ich tue dir einen Gefallen«, murmelte er so leise, dass sie ihn kaum verstand. »Und du merkst es noch nicht einmal. Früher oder später hättest du selbst bemerkt, dass ich nicht der Richtige für dich bin. Diese Erkenntnis hast du längst im Kopf.«
    »Was heißt?«
    »Du weißt, dass es für uns beide keine Zukunft geben kann. Das ist einfach unmöglich, das weißt du so gut wie ich.«
    »Ach ja? Warum erklärst du mir nicht, wie du zu diesem Schluss gekommen bist?«
    Es gab Dutzende von Beispielen, aber im Augenblick fiel ihm nur eines ein. »Du achtest streng darauf, mich nur ja nicht zu berühren, wenn jemand in der Nähe ist.«
    »Ach ja?« Mit einem Knall stellte sie ihr Glas Sprudel auf den Tisch. »Bleib, wo du bist.« Wütend marschierte sie zur Tür und ließ ihn stirnrunzelnd zurück.
    Warum zum Teufel machte er das alles mit? fragte er sich. Warum stritt er noch mit ihr herum? Warum konnte er sie nicht einfach noch ein letztes Mal berühren, warum konnte er sie nicht einfach noch ein letztes Mal in seinen Armen halten, ehe er endgültig aus ihrem Leben schwand?
    Thomas im Schlepptau kam Laura ins Wohnzimmer zurück.
    »Du sollst dich ausruhen«, schalt ihr Vater sie erbost. »Oh, hallo, Michael. Ich wollte gerade zu dir rüberkommen und…«
    »Für eure Unterhaltung ist später auch noch Zeit«, unterbrach Laura ihn unsanft und ging schnurstracks auf ihren Besucher zu.
    »He«, war alles, was Michael herausbrachte, ehe sie seinen Kopf an den Haaren zu sich herunterzog und seinen Mund mit ihren heißen Lippen verschloss. Er hob seine Hände, ließ sie wieder sinken, gab auf und zog sie sehnsüchtig an seine Brust. Sie zitterte vor Wut, aber ihr Mund war sanft und süß und der Kuss ließ seine Knie weich werden.
    »So.« Sie trat einen Schritt zurück und wandte sich ihrem verwundert grinsenden Vater zu. »Danke, Dad. Falls es dir nichts ausmacht, würdest du uns jetzt bitte wieder alleine lassen?«
    »Kein Problem. Michael, ich glaube, für unsere Unterhaltung ist später auch noch Zeit.« Thomas verließ den Raum und zog die Tür diskret hinter sich ins Schloss.
    »Zufrieden?«
    Nicht annähernd. Mit ihrem Kuss hatte sie all das Verlangen in ihm wieder erweckt, das er so mühsam unterdrückt hatte. Er zog sie wortlos zurück in seine Arme. »Was zum Teufel wolltest du mir damit beweisen? Es ändert nichts…«
    Und dann brach er zusammen, vergrub erschauernd sein Gesicht in ihrem Haar und rang nach Luft. »Ich dachte, du wärst tot«, stieß er mühsam hervor. »Oh Gott, Laura, ich dachte, du wärst tot.«
    »Oh, Michael.« Ihr Zorn verflog, als sie ihm beruhigend den Rücken streichelte. »Es muss schrecklich für dich gewesen sein. Es tut mir Leid, es tut mir wirklich Leid. Aber jetzt ist alles gut. Du hast mich gerettet«, sagte sie.
    Sanft nahm sie sein Gesicht in ihre Hände, sah in seine dunklen, grüblerischen Augen und gab ihm einen Kuss. »Du hast mir das Leben gerettet«, flüsterte sie.
    »Nein.« Entsetzt, weil sie ihn beinahe in die Knie gezwungen hatte, riss er sich von ihr los. »So geht es einfach nicht, wir können nicht schon wieder alle Gefühle durcheinander bringen.«
    Sie sah ihn ruhig an und beobachtete, wie sich auf seinem Gesicht das Chaos seiner Emotionen widerspiegelte. Und plötzlich, ganz plötzlich, setzte die Heilung ihres wunden Herzens ein, und sie lächelte ihn glücklich an. »Du hast tatsächlich Angst vor mir, nicht wahr? Du hast Angst vor dem, was zwischen uns geschehen ist. Ich war wirklich dumm zu denken, dass es allein mir so geht. Du liebst mich ebenfalls, Michael, und das macht dir eine Höllenangst.«
    »Leg mir nicht irgendwelche Worte in den Mund.« Als sie sich ihm näherte, trat er entschieden einen Schritt zurück. »Tu es nicht.«
    »Was passiert, wenn ich dich jetzt berühre?« Sie war von einem ungeahnten Gefühl von Macht und Glück erfüllt. »Vielleicht brichst du dann zusammen. Der harte Kerl, der einsame Wolf.
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