Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Ich könnte dich in die Knie zwingen, einfach so.« Mit diesen Worten legte sie eine Hand an sein Gesicht.
    »Du machst einen Riesenfehler.« Er packte ihr Handgelenk, doch seine Finger zitterten. »Du weißt nicht, was du tust. Ich kann unmöglich der sein, den du brauchst.«
    »Warum sagst du mir nicht, was ich deiner Meinung nach brauche?« Laura sah ihn fragend an.
    »Bildest du dir ernsthaft ein, aus mir würde eines Tages ein eleganter, wohlerzogener Gentleman, der regelmäßig in den Club geht und dort Tennis spielt? Der Vernissagen besucht und einen Smoking trägt? Nie im Leben. Ich werde nicht anfangen, Brandy zu trinken und Billard zu spielen oder zusammen mit übergewichtigen Bonzen in der Sauna zu sitzen und über die letzten Börsenberichte diskutieren. Nie.«
    Sie brach in lautes Lachen aus, und das Gelächter machte sie derart schwindelig, dass sie sich auf die Lehne des Sofas setzen musste, bis sie wieder zu Atem kam. »Jetzt hast du es mir aber gegeben«, stieß sie immer noch lachend hervor.
    »Du hältst das Ganze für einen tollen Witz. Genauso werden es all deine eleganten Freunde sehen. Laura Templeton und der Streuner, den sie irgendwo auf der Straße aufgelesen hat.«
    Sie wurde wieder ernst. »Dafür hättest du eine Ohrfeige verdient.« Laura musste sich zusammenreißen, damit sie ihn nicht tatsächlich schlug. »Damit beleidigst du mich und die Menschen, die meine wahren Freunde sind. Denkst du, dass diese Dinge für mich von Bedeutung sind? Schätzt du' mich tatsächlich so gering?«
    »Ich schätze dich alles andere als gering«, antwortete er, um ihre Tirade zu unterbrechen, ehe sie richtig begann.
    »Wenn das stimmt, dann solltest du wissen, dass ich etwas völlig anderes brauche, und zwar das, was ich mein Leben lang gebraucht habe. Ich brauche meine Familie und meine Arbeit. Mein Zuhause. Ich brauche das Gefühl, dass ich ebenso viel gebe wie mir gegeben wird. Ich brauche es, dass meine Kinder glücklich und sicher sind. Und ich brauche einen Menschen, den ich liebe und der mich liebt, der für mich da ist, mit dem ich alle diese Dinge teilen kann. Ich brauche jemanden, der sich auf mich verlässt und auf den ich mich verlassen kann. Ich möchte jemanden, der mir zuhört und der mich versteht und der mich, wenn ich es brauche, in die Arme nimmt. Der mein Herz schneller schlagen lässt, wenn er mich ansieht. So wie du mich ansiehst. So wie du mich jetzt gerade ansiehst, Michael.«
    »Du wirst mich also nicht einfach gehen lassen«, stellte er leise fest.
    »Doch, doch, das werde ich.« Sie griff in die Schatzkiste und nahm das Medaillon heraus. »Wenn du gehen musst, wenn du dir etwas beweisen oder vor etwas fliehen musst, selbst wenn dieses Etwas das ist, was wir füreinander empfinden, dann kann ich dich nicht aufhalten.«
    Sie legte das Medaillon vorsichtig zurück. »Aber ich werde deshalb nicht aufhören dich zu lieben oder zu brauchen. Ich werde einfach ohne dich leben. Ich werde ohne das Leben leben, das wir haben könnten, ich werde ohne die Freude leben, meine Kinder strahlen zu sehen, sobald du den Raum betrittst, und ich werde ohne die Kinder leben, die wir neben ihnen noch haben könnten.«
    Sie kniff die Augen zusammen, als sie das Flackern in seinen Augen sah. »Hast du gedacht, ich wollte keine Kinder mehr? Hast du gedacht, ich hätte nicht bereits davon geträumt, wie es sein würde, unser gemeinsames Baby im Arm zu halten?«
    »Nein, ich habe nicht gedacht, dass du noch Kinder willst, von mir.« Satz für Satz zwang sie ihn in die Knie. »Laura …«
    Sie stand auf, aber er schüttelte den Kopf. »Eine Familie, Michael, war alles, wovon ich mein Leben lang geträumt habe. Du hast vieles in mir verändert, aber diesen Traum habe ich immer noch. Du hast mir so viele neue Dinge gezeigt, und weil ich derart von dir geblendet, weil ich derart in dich verliebt war, habe ich nicht gesehen, dass auch ich dir etwas geben kann. Aber ich kann dir etwas geben, Michael, und zwar eine Familie.«
    Er fragte sich, ob er je wieder ein Wort herausbrächte, ob ein Mann, dem zu Füßen gelegt wurde, was er sein Leben lang ersehnt hatte, wohl jemals seine Sprache wiederfand. Ein Mann, dem der Schatz, von dem er sein Leben lang geträumt, nach dem er sein Leben lang gesucht hatte, an dem er jahrelang verzweifelt war, endlich unverhofft zuteil wurde.
    »Ich bin nicht der Richtige für dich. Ich muss der Falsche für dich sein, und zwischen uns beiden hätte es niemals so weit kommen dürfen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher