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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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ihre Schwächen gut gekannt. Obgleich es damals bedeutete, dass er Monterey ohne einen Penny verlassen musste, hatte er das von Seraphina versteckte Gold und den Schmuck nicht angerührt.
    Nun, da er mit ergrautem Haar, trübem Blick und schmerzenden Gliedern abermals auf den Klippen saß, betete er, dass der Schatz eines Tages von zwei Liebenden entdeckt würde. Oder von Träumenden. Wenn Gott gerecht war, würde er Seraphina wählen lassen. Trotz dem, was die Kirche predigte, weigerte sich Felipe zu glauben, dass Gott ein trauerndes Kind für die Sünde des Selbstmordes bestrafen würde.
    Nein, sie würde für alle Zeit so sein wie damals, als er vor über vierzig Jahren von ihr gegangen war. Für immer jung und schön und hoffnungsvoll.
    Nun würde er nie mehr hierher zurückkehren. Seine Zeit der Buße war bald vorbei. Er hoffte, wenn er seiner Seraphina wieder begegnete, würde sie ihn anlächeln und ihm den närrischen Lebenswillen des jungen Mannes verzeihen.
    Der Alte stand auf, beugte sich im Wind, stützte sich auf seinen Stock und überließ die Klippen und das Meer wieder Seraphina, die dort für alle Zeit zu Hause war.
    Es braute sich ein Sturm zusammen. Ein sommerliches Unwetter, voll ungestümer Kraft, blendender Helligkeit und wildem Wind. Eingehüllt in gespenstisches Zwielicht saß Laura Templeton gut gelaunt auf einem Stein. Sommergewitter waren einfach wunderbar.
    Bald mussten sie zurück ins Haus, aber im Augenblick blickten sie und ihre beiden besten Freundinnen erwartungsvoll aufs Meer hinaus. Sie war sechzehn Jahre alt, ein zart gebautes Mädchen mit ruhigen grauen Augen, schimmerndem, bronzefarbenen Haar, genauso energiegeladen wie der Sturm.
    »Ich wünschte, wir könnten mit dem Auto mitten in den Sturm hineinfahren«, sagte Margo Sullivan und lachte fröhlich auf. Der Wind gewann an Kraft. »Mitten hinein.«
    »Aber nicht mit dir am Steuer.« Kate Powell schnaubte verächtlich. »Du hast seit kaum einer Woche den Führerschein und schon weiß alle Welt, dass du wie eine Wahnsinnige auf die Tube drückst.«
    »Du bist ja nur neidisch, weil es noch Monate dauert, bis du selber fahren darfst.«
    Obgleich es stimmte, tat Kate den Einwurf schulterzuckend ab. Ihr kurzes schwarzes Haar flatterte im Wind, und sie atmete tief ein. »Wenigstens spare ich für ein normales Auto statt mir Bilder von Ferraris und Jaguars auszuschneiden und an die Wand zu hängen«, sagte sie.
    »Wenn man schon träumt«, meinte Margo und blickte stirnrunzelnd auf einen Kratzer in ihrem korallenroten Nagellack, »dann am besten gleich im großen Stil. Ich weiß, dass ich eines Tages einen Ferrari oder Porsche, oder was auch immer, fahren werde.« Ihre sommerblauen Augen verrieten Entschlossenheit. »Ich werde mich niemals so wie du mit irgendeinem alten Gebrauchtwagen zufrieden geben.«
    Laura mischte sich nicht ein. Natürlich hätte sie die beiden von ihrem Streit ablenken können, aber derartiges Geplänkel gehörte zu ihrer Freundschaft. Außerdem waren ihr Autos vollkommen egal. Nicht, dass sie nicht das spritzige kleine Cabriolet genoss, das die Eltern ihr zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatten. Aber ein Wagen war genauso gut wie jeder andere.
    Natürlich ließ sich das in ihrer Position recht einfach sagen. Sie war die Tochter von Thomas und Susan Templeton, den Gründern des Templetonschen Hotelimperiums. Ihr Heim thronte auf dem Hügel, der hinter ihnen lag, und hob sich majestätisch von dem kochenden, grauen Himmel ab. Es war mehr als der Stein und das Holz und das Glas, mehr als die Türmchen und Balkone und üppigen Gärten, aus denen es bestand. Mehr als die Flotte von Bediensteten, die dafür sorgten, dass es ständig wie auf Hochglanz poliert schimmerte.
    Es war ihr Heim.
    Aber man hatte sie so erzogen, dass sie die mit ihren Privilegien einhergehende Verantwortung achtete. Sie war von einer großen Liebe zu allem Schönen, allem Symmetrischen sowie von warmer Freundlichkeit erfüllt. Dazu kam das Bedürfnis, den Templetonschen Standards gerecht zu werden, nämlich das zu verdienen, was ihr durch Geburt in den Schoß gefallen war. Nicht nur den Reichtum, was sie bereits im Alter von sechzehn sehr wohl verstand, sondern obendrein die Liebe ihrer Familie und ihrer Freundinnen.
    Sie wusste, dass Margo mit den Grenzen zwischen ihnen haderte. Obgleich sie gemeinsam, einander wie Schwestern verbunden, im Templeton House aufgewachsen waren, war Margo doch die Tochter der Wirtschafterin.
    Kate, eine Nichte
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