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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Autoren: Sabine Städing
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Prolog
    Es war eine mondlose, kalte Nacht. Eine Nacht, die nach Schnee schmeckte. Es war eine Nacht, in der Hexen geboren werden. Fröstelnd trat Linette von einem Fuß auf den anderen und blies sich auf die klammen Finger.
    Sie stand gut versteckt zwischen hohen Rhododendronbüschen und ließ die weiße Villa nicht aus den Augen. Heute Nacht musste es geschehen, es war die dreizehnte Nacht nach dem Vollmond. Endlich! Der Schrei eines Neugeborenen.
    »Na also«, knurrte Linette. Jetzt brauchte sie nur noch einen unbewachten Moment abpassen und einen Blick auf das Kind werfen, dann hatte sie Gewissheit. Vergnügt stampfte sie von einem Fuß auf den anderen. Das lange Warten war vorbei. Seit mehr als vier Stunden stand sie hinter diesen verflixten Büschen, da wärmten auch die sieben Röcke nicht, die sie in weiser Voraussicht übereinandergezogen hatte. Linette starrte so fest auf die erleuchteten Fenster im ersten Stock, dass ihr die Augen tränten.
    »Na los«, murmelte sie beschwörend, »legt den kleinen Wurm in seine Wiege und schiebt ihn nach nebenan, damit die gute Tante einen Blick darauf werfen kann.«
    Da bemerkte sie eine Bewegung. Ein Schatten glitt an den Mauern der Villa entlang.
    Linette stellten sich die Nackenhaare auf. »Ausgeschlossen«, flüsterte sie. Er konnte nichts von der Geburt des Kindes wissen. Der Schatten glitt lautlos über den Balkon im ersten Stock.
    Linette sprintete los. Im Haus schrie das Baby. Mit einem Satz stand sie ebenfalls auf dem Balkon und stürzte ins Zimmer.
    Keine Sekunde zu früh. Gerade streckte der Schatten seine tintenschwarzen Hände nach dem Kind aus. Das Neugeborene wimmerte leise.
    »Zurück zu deinem Herrn, Sutpar!«, donnerte Linette. »Ich habe dich erkannt und bei deinem Namen gerufen. Es ist vorbei.«
    Der Schatten zog seine Hände langsam von der Wiege zurück und drehte sich um. Ein Grollen, wie aus dem Innern eines Vulkans, stieg aus ihm auf. Linette trat schnell zwei Schritte zurück und blickte zu Boden. Sie durfte sich ihm nicht in den Weg stellen, es war gefährlich, den Schatten zu berühren. Seine Schwärze war so schwer, dass man ersticken konnte, wenn man ihn zu lange ansah. Lautlos glitt er an ihr vorbei über den Balkon in die Tiefe. Zurück zu seinem Meister.
    Das Kind in der Wiege fing erneut an zu schreien. Linette trat neugierig ans Bett. Dort lag das Baby unter Bergen von rosa Spitzenwäsche und schrie inzwischen aus Leibeskräften.
    »Also ein Mädchen«, brummte sie. »Schon gut, schon gut, du kleiner Fratz.« Behutsam drehte sie den Kopf des Säuglings nach rechts. Da war das Mal, nach dem Linette suchte, es hatte die Form eines Kusses und war nicht zu übersehen. Der Kuss der Banshee. »Noch bist du zu jung, kleine Kröte«, flüsterte Linette. »Ich habe noch keine Verwendung für dich. Doch in dreizehn Jahren wird sich zeigen, was ich für dich tun kann.«

Erstes Kapitel
Abgeschoben

    Magnolias Mutter sah sich irritiert um. Wo war Magnolia?
    Sie hätte schwören können, dass ihre Tochter eben noch hinter ihr gewesen war!
    Ungeduldig stand sie vor dem Büro des Autovermieters und schaute suchend über den Parkplatz. »So ein Mist!« Sie musste sich beeilen, wenn sie Magnolia nach Rauschwald bringen und am Abend den Flieger nach New York kriegen wollte. Endlich, da kam sie. Frau Melbach atmete erleichtert auf.
    Mit einer großen Sporttasche auf dem Rücken und einer riesigen Stoffkröte im Arm rannte Magnolia über den Parkplatz.
    »Sorry, Mama«, keuchte sie. »Ich habe Schmatz im Waschraum vergessen.«
    »Irgendwann wird es dein Kopf sein, den du vergisst«, prophezeite ihre Mutter und hielt die hintere Wagentür auf.
    Magnolia schleuderte ihre Tasche auf den Rücksitz und machte es sich bequem.
    »Hast du jetzt wirklich alles dabei? Deine Tasche, deine Kröte, deinen Kopf?«
    »Natürlich, fahr los, Mama«, antwortete Magnolia mit schlappem Lächeln.
    Ihre Mutter gab Gas und sie schossen etwas schneller als beabsichtigt vom Parkplatz, auf die gerade Landstraße, die sie in ein paar Stunden nach Rauschwald bringen sollte.
    Magnolia presste ihren Kopf in die Polster des nagelneuen Volvo und sah schweigend hinaus.
    Die Straße führte durch leuchtend gelbe Weizenfelder, vorbei an saftigen grünen Wiesen. Ab und zu zog flüchtig der Duft von wilden Heckenrosen herein und eine goldene Spätsommersonne lachte vom wolkenlosen Himmel. Ein Rabe folgte dem Wagen auf gleicher Höhe. Magnolia schenkte all dem keine Beachtung.
    »Kannst du
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