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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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Josh zufolge die Erinnerung an eine gewaltsame Auseinandersetzung war. Vielleicht lag es an seinem verwegenen, gefährlichen und ein wenig angsteinflößenden Äußeren. Er sah aus wie ein gieriger Engel, dachte sie, während ihr Herz unbehaglich zu flattern begann. Als grinse er unterwegs zur Hölle immer noch.
    Nein, sicherlich lag es an seinen Augen. Sie wiesen ein überraschend klares Blau auf. Sein Blick war geradezu erschreckend intensiv, direkt und eindringlich, wenn er sie musterte.
    Nein, sie mochte es nicht, wie er sie anblickte.
    »Steigt endlich in den verdammten Wagen.« Josh funkelte die drei Mädchen ungeduldig an. »Mom hat einen Anfall bekommen, als sie merkte, dass ihr noch hier draußen seid. Und mir reißt sie dann den Arsch auf, wenn eine von euch vom Blitz getroffen wird.«
    »Dabei ist es ein so hübscher Arsch«, stellte Margo flirtend fest. In der Hoffnung, Josh eifersüchtig zu machen, öffnete sie die Tür auf Michaels Seite. »Wird wohl ziemlich eng hier drin. Macht es dir etwas aus, wenn ich mich auf deinen Schoß setze, Michael?«
    Er riss seinen Blick von Laura los und sah Margo mit einem Grinsen an, das seine strahlend weißen Zähne in dem gebräunten, schmalen Gesicht aufblitzen ließ. »Mach es dir bequem, Süße.« Seine Stimme war tief, ein wenig rau, und er zog das willige Mädchen mit geübter Leichtigkeit auf seinen Schoß.
    »Ich wusste gar nicht, dass du in Monterey bist, Michael.« Kate glitt auf den Rücksitz, wo, wie sie wütend dachte, mehr als genug Platz für drei Personen war.
    »Nur auf Kurzurlaub.« Er sah sie an und schaute dann zu Laura hinüber, die immer noch zögernd neben der Tür des Wagens stand. »In ein paar Tagen muss ich wieder an Bord.«
    »Die Handelsmarine.« Margo spielte mit seinem Haar. »Das klingt so… gefährlich. Und aufregend. Also, hast du in jedem Hafen eine Frau?«
    »Ich arbeite daran.« Als die ersten fetten Regentropfen auf die Windschutzscheibe prasselten, sah er mit hochgezogenen Brauen wieder Laura an. »Willst du vielleicht auch auf meinem Schoß sitzen, Kleine?«
    Stolz war etwas, das bereits seit Kindertagen zu ihr gehörte. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, setzte sie sich neben Kate.
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, trat Josh erbittert aufs Gaspedal, sodass der Wagen die Straße hinauf in Richtung Templeton House schoss. Als sie Michaels Blick im Rückspiegel begegnete, wandte sich Laura entschieden ab und blickte klippenwärts in Richtung zu der Stelle, an der es sich so herrlich träumen ließ.

1
    Am Tag ihres achtzehnten Geburtstages war Laura verliebt. Sie wusste, es war ein großes Glück, dass sie sich ihrer Gefühle, ihrer Zukunft und des Mannes, mit dem sie beides teilen würde, derart sicher war.
    Peter Ridgeway hieß er, und war alles, was sie sich je erträumt hatte. Groß und gut aussehend, mit goldenem Haar und einem charmanten Lächeln. Ein Mann mit Sinn für Schönheit und Musik ebenso wie für die Verantwortung, die man trug, wenn man auf der Karriereleiter recht weit nach oben geklettert war.
    Seit seiner Beförderung und seiner Versetzung in den kalifornischen Teil des Templeton-Imperiums hatte er ihr in einer Weise den Hof gemacht, die ihr romantisches Herz eroberte.
    Er hatte ihr Rosen in schimmernden weißen Schachteln geschickt, sie zum Abendessen bei Kerzenlicht in elegante Restaurants entführt, endlos mit ihr über Kunst und Literatur geplaudert – und sie mit stummen Blicken bedacht, die so viel mehr sagten als alle Worte.
    Sie waren im Mondlicht durch den Garten spaziert, hatten lange Ausflüge die Küste entlang gemacht.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis sie sich in ihn verliebt hatte, aber sie war sanft und ohne jede Aufregung in das Gefühl hineingetaucht. So ähnlich, als wäre sie in einen mit Seide verkleideten Tunnel hinabgeglitten auf zwei Arme zu, die sie sicher und schützend auffingen.
    Vielleicht war er mit seinen siebenundzwanzig etwas älter, als ihre Eltern es sich für sie gewünscht hätten, und sie ein bisschen zu jung zum Heiraten. Aber er war so makellos, so perfekt, dass Laura nicht verstand, welche Bedeutung der Altersunterschied für sie beide haben sollte. Keiner der Jungen in ihrem Alter besaß Peter Ridgeways Eleganz, sein Wissen, seine ruhige Geduld.
    Und sie war unsterblich in ihn verliebt.
    Er hatte bereits dezent davon gesprochen zu heiraten. Sie wusste, er wollte ihr Zeit lassen zum Nachdenken. Wenn sie doch nur wüsste, wie sie ihn wissen lassen sollte,
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