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0551 - Mörderische Drillinge

0551 - Mörderische Drillinge

Titel: 0551 - Mörderische Drillinge
Autoren: Jason Dark
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Die Hellseherin selbst war kaum zu erkennen. Nur in Umrissen zeichnete sich ihre Gestalt hinter dem Tisch ab. Sie hielt sich bewußt im Dunkeln, möglicherweise auch nur bei diesem Kunden, den sie so sehr durchschaut hatte.
    Ein Lachen klang der Frau entgegen. »Ich will mehr wissen. Hier ist Geld.« Ein Schein flatterte über den Tisch, blieb neben der Kugel liegen, ohne angerührt zu werden.
    »Nein!«
    »Du nimmst kein Geld?«
    »Kein Blutgeld!«
    »Jetzt hör aber auf! Das ist ehrlich erworbenes Geld. Rede weiter. Sag mir, was ich Böses im Sinn habe oder welch finstere Pläne ich noch ausführen werde.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Antwort aufklang. »Du würdest mich verfluchen. Du würdest durchdrehen, weil ich dann deine Pläne kenne. Nein, nimm das Geld und geh! Ich bitte dich darum. Geh weg von hier. Ich kann dich nicht mehr ertragen. Deine Gedanken, dein Fluidum, es ist einfach furchtbar. Du bist nur äußerlich ein Mensch, innerlich aber…«
    »He, he, jetzt reicht es!« beschwerte sich der Kunde.
    »Sorry, ist schon klar.«
    Eine Pause entstand. Der Mann schabte über sein Gesicht. »Wenn ich es wüßte, könnte ich ja dagegen ankämpfen und das Böse unterdrücken, verstehst du?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann fang an. Schau in deine Kugel, erkläre mir mein Schicksal. Ich will es wissen.«
    Aus der Düsternis erklang ein schweres Seufzen. »Du machst es mir nicht leicht.«
    »Jeder von uns muß sein Geld schwer verdienen, auch du. Wenn du schon als Hellseherin arbeitest, solltest du die Wünsche deiner Kunden auch befriedigen.«
    »Aber das Böse kann gefährlich sein«, wandte sie ein.
    Der Kunde winkte ab. »Quatsch! Das Leben ist allgemein sehr gefährlich. Da ist das Böse nur ein Teilstück. Und überhaupt – was verstehst du unter dem Bösen?«
    »Es gibt vieles, was man nicht tun sollte. Grausamkeiten anderen gegenüber oder sich mit finsteren Magien zu beschäftigen…«
    »Das auch?«
    »Ja, gerade das.«
    Der Kunde lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er bestand aus Rattan. Die Rückenlehne knarrte, als sie den Druck des Körpers spürte. »Ich bin ganz Ohr, du kannst mir alles erzählen, was du in deiner Kugel siehst. Aber fang endlich an.«
    Wieder folgte ein schwerer Seufzer. Dann erschienen die Hände.
    Gespenstisch tauchten sie aus der Dunkelheit auf, als die Hellseherin ihre Arme der Kugel entgegenschob.
    Der Mann schaute auf die langen Finger. Er war fasziniert davon.
    So sahen Frauenhände eigentlich nicht aus. Diese Person besaß unverhältnismäßig lange Finger, sehr knochig und mit ebenfalls langen, glatten Nägeln bedeckt. Zu glatt, um echt sein zu können. Diese Nägel hatte sich die Hellseherin bestimmt aufgeklebt.
    Als sie die Kugel umfaßte, sah es so aus, als würde sie den Gegenstand streicheln.
    Unter dem runden Tisch breitete sich ein Lichtschein aus. Nicht sehr stark, weil die geschwärzte Platte einen Großteil des Lichts absorbierte, so daß der Schein eine mehr graue Farbe bekommen hatte, von der allerdings die Kugel deutlich abstach.
    Der Kunde hielt den Atem an. Dafür hörte er, wie die Hellseherin Luft holte. Und sie atmete sehr intensiv, wie jemand, der schläft und dabei von schweren Alpträumen geplagt wird.
    Der Mann wartete ab. Noch sagte die Hellseherin nichts. Er versuchte ebenfalls, in die Kugel zu schauen, um erkennen zu können, was sich dort tat, aber da war nichts. Das Innere blieb ruhig. Kein Bild zeichnete sich dort ab.
    Minuten vergingen. Auch von außen drang kein Lärm in die Holzbude der Hellseherin. Sie gehörte zu den Menschen, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zogen, ihre Bretterbuden aufbauten und den Menschen versprachen, in die Zukunft zu schauen. Wenn sie arbeitete, mußte sie Ruhe haben, deshalb stand sie stets an den Rändern des Jahrmarkts, der um diese Zeit allmählich abklang, denn Mitternacht war schon vorbei. Der letzte Kunde saß in dem kleinen Raum.
    Die Luft war stickig. Nur ein kleines Fenster ließ Sauerstoff herein – wenn es offenstand. Es war geschlossen. Nach Parfüm und Staub roch es. Die langen Vorhänge reichten bis zum Boden und bildeten hinter der Hellseherin einen Halbkreis.
    Sie nannte sich Madame Luna, ein Name, der zu dem Job paßte.
    »Siehst du noch immer nichts?« hauchte der Kunde.
    »Doch, es tut sich etwas.«
    »Und was?«
    »Es ist noch unscharf.«
    Der Mann lachte. »Sorry, aber in der Kugel kann ich nichts erkennen. Tut mir leid.«
    »Ich sehe, nicht du!«
    »Dann rück mal raus damit.« Der Mann
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