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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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sprechen«, sagte Tweed und klappte seinen Ausweis auf.
    »Der steht vor Ihnen«, erwiderte der Mann nach einer kurzen Pause.
    »Könnten wir vielleicht reinkommen?«, sagte Tweed. »Es geht um einen Ihrer Patienten.«
    »Vielleicht haben Sie …«
    Wieder folgte eine Pause, denn Saxon hatte erst jetzt Paula entdeckt. Ein lüsternes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, was ihr sehr missfiel. Dennoch hielt sie seinem bohrenden Blick ungerührt stand. Saxon bat sie und Tweed ins Haus und führte sie in eine Art Wartezimmer mit unbequem aussehenden Holzstühlen und Tischen, auf denen stapelweise irgendwelche Prospekte lagen.
    Als Tweed an einen der Tische trat und sich die Prospekte dort näher ansah, nutzte Saxon die Gelegenheit und legte Paula eine seiner verschwitzten Pranken auf die Schulter. »Hier entlang, meine Liebe«, flüsterte er und führte sie in einen größeren Raum, wo er die Tür mit dem Fuß ins Schloss trat.
    Paula vermutete, dass sie sich in Saxons Behandlungszimmer befanden, das sich allerdings deutlich von dem Bella Ashtons unterschied. In der Mitte stand ein großer, ledergepolsterter Stuhl, der, nachdem Saxon das Licht angeknipst hatte, von einem starken Scheinwerfer angestrahlt wurde. Ehe Paula wusste, wie ihr geschah, hatte Saxon sie schon gepackt und auf den Stuhl gesetzt. Für einen Mann seiner Größe waren seine Bewegungen überraschend behände.
    »Moment mal, was erlauben Sie sich eigentlich?«, fauchte Paula den Psychiater an, aber statt ihr eine Antwort zu geben, schnallte er ihre Handgelenke mit Ledergurten an den Armlehnen des Stuhls fest. Paula saß in der Falle. Sie holte tief Luft und brüllte Saxon an: »Machen Sie sofort diese verdammten Dinger wieder los. Sie haben wohl komplett den Verstand verloren.«
    »Hysterie«, flüsterte Saxon. Er trat an das Waschbecken an der Wand und goss aus einer Flasche eine klare Flüssigkeit in einen Plastikbecher. »Das wird Sie beruhigen, während ich Sie untersuche …«
    In dem Augenblick wurde die Tür zum Behandlungszimmer so vehement aufgestoßen, dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Tweed stürmte ins Zimmer, rannte zu dem Stuhl und machte mit flinken Bewegungen die Ledergurte um Paulas Handgelenke los. Mit einem wütenden Blick auf Saxon sprang sie vom Stuhl.
    »Für wen halten Sie sich eigentlich, Sie Grobian?«
    Tweed trat auf Saxon zu und riss ihm den Plastikbecher aus der Hand. »Das nehme ich mit, um es in unserem Labor untersuchen zu lassen«, sagte er, während er aus einem der Regale einen leeren Kunststoffbehälter nahm und die Flüssigkeit hineinschüttete.
    »Was regen Sie sich denn so auf?«, sagte Saxon und schüttelte verständnislos den Kopf. »In dem Becher war doch nur eine kleine Dosis Valium, um sie ruhig zu stellen.«
    »Aber ich bin doch keine Patientin!«, rief Paula.
    »Wie bitte? Ich dachte, Mrs Ashton hätte Sie an mich überwiesen.«
    »Nein, wir sind wegen eines Patienten namens Michael hier«, schnarrte Tweed.
    »Dann muss ich Sie vielmals um Verzeihung bitten«, sagte Saxon und hob beide Hände in einer entschuldigenden Geste. »Da habe ich Sie vorhin wohl missverstanden …«
    »Ach, halten Sie den Mund!«, herrschte Tweed ihn an. Als Saxon auf ihn zukam, schob er ihn auf den Stuhl, auf dem zuvor Paula gesessen hatte. »Wo ist Michael?«, fragte er.
    »Auf seinem Zimmer. Ich war gerade mit ihm spazieren. Ein Patient wie er braucht viel Bewegung.«
    »Wie lautet die Diagnose?«, fragte Tweed barsch.
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Alles, was meine Patienten betrifft, ist streng vertraulich.«
    »Wie Sie wollen. Dann rufe ich eben bei Scotland Yard an. Mal sehen, was man dort dazu sagt, dass Sie behördliche Ermittlungen bewusst behindern. Paula, haben Sie Ihr Handy dabei?«
    »Natürlich. Soll ich Sie mit Chief Superintendent Buchanan verbinden?«
    »Aber ich bitte Sie!« Saxon, der mittlerweile wieder aufgestanden war, komplimentierte die beiden mit einem schmierigen Lächeln hinüber zur Couch. »Nehmen Sie doch bitte Platz«, bat er schmeichlerisch und ließ seinen massigen Körper in einen Ledersessel sinken, der unter seinem Gewicht bedenklich ächzte. »Was wollen Sie wissen?«
    »Wie Ihre Diagnose in Bezug auf Michael lautet«, entgegnete Tweed kühl.
    »Es handelt sich bei dem armen Kerl um einen außergewöhnlich extremen Fall von Amnesie.« Saxon faltete seine dicken Hände und rieb unruhig die Handflächen aneinander. »Michael weiß nicht, wer er ist, wo er ist und wie
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