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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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teuren Kleidung entfernt. Jetzt muss ich aber los.«
    Nachdem sich die Tür hinter Buchanan geschlossen hatte, schlug Tweed mit der geballten Faust auf den Tisch. »Da habe ich mir ja wieder was aufhalsen lassen«, sagte er.
    »Ja, das hat er Ihnen geschickt untergejubelt«, ließ sich Monica vernehmen, die neben der Tür vor ihrem Computer saß. Die Sekretärin, die ihr braunes Haar im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst hatte, war um die fünfzig und arbeitete schon seit ewigen Zeiten für Tweed.
    Tweed öffnete den Umschlag und holte ein kurzes Empfehlungsschreiben von Buchanan an Mrs Arabella Ashton sowie eine mit Goldbuchstaben geprägte Visitenkarte hervor, auf der Mrs Ashtons Adresse in der Harley Street stand. Tweed seufzte leise. In diesem Moment ging die Tür einen Spalt weit auf, und Buchanan streckte noch einmal den Kopf herein.
    »Eines sollte ich Ihnen vielleicht noch sagen. Michael benimmt sich ziemlich merkwürdig. Nur damit Sie darauf vorbereitet sind …«
    »Herzlichen Dank«, sagte Tweed, aber Buchanan war bereits wieder fort. Tweed zeigte Brief und Visitenkarte Paula, die inzwischen an seinen Schreibtisch getreten war. Sie las die Adresse laut vor.
    »Soll ich uns telefonisch bei ihr anmelden?«, fragte sie.
    »Nein, wir tauchen einfach bei ihr auf«, sagte Tweed. »Heute ist ein idealer Tag für einen kleinen Ausflug.«
    Er warf einen Blick aus dem Fenster. Der Februar machte seinem Ruf alle Ehre. Es war bitterkalt, und ein grauer Wolkenhimmel lastete bleischwer auf der Londoner Innenstadt. Paula war dem Wetter entsprechend gekleidet und trug Stiefeletten, einen pelzgefütterten warmen Mantel und Jeans. Während Tweed in seinen schweren Wollmantel schlüpfte, informierte Paula noch rasch Monica über ihr Ziel.
    Paula war um die dreißig Jahre alt und seit vielen Jahren Tweeds Assistentin. Sie war schlank, nicht ganz einen Meter siebzig groß und sah mit ihrem schulterlangen pechschwarzen Haar und den wachen blauen Augen äußerst attraktiv aus. Sie hatte fein geschnittene Gesichtszüge und ein wohlgeformtes, festes Kinn, das auf eine gewisse Sturheit schließen ließ. Ihre lebhafte Art war im SIS bereits sprichwörtlich.
    Jetzt eilte sie zu einem der Schränke und entnahm ihm zwei kleine Reisetaschen. Beide enthielten Kleidung zum Wechseln und etwas Waschzeug. Tweed runzelte fragend die Stirn.
    »Die werden wir ja wohl kaum brauchen.«
    »Man kann nie wissen, wohin es einen noch verschlägt.«

1
    Bevor sie unten vor dem Haus in den Wagen stiegen, stellte Paula die beiden Reisetaschen in den Kofferraum.
    »Völlig unnötig«, brummte Tweed.
    »Mag sein …«
    Tweed setzte sich ans Steuer und fuhr in die Harley Street, wo er den Wagen vor einem jener alten viktorianischen Reihenhäuser parkte, die heutzutage ein Vermögen kosteten. Die Straße war menschenleer. Eine kurze Treppe führte hinauf zu der schweren Eingangstür des viergeschossigen Hauses.
    Tweed stieg sie hinauf und blieb kurz stehen, um das auf Hochglanz polierte Namensschild aus Messing zu betrachten, das neben der Tür an der Wand befestigt war. Dabei knurrte er seltsam vor sich hin.
    ARABELLA ASHTON stand da in Großbuchstaben, gefolgt von einer langen Aufzählung sämtlicher Qualifikationen der Psychiaterin.
    »Buchanan wird nicht müde zu erwähnen, dass sie die Beste in ihrem Fach sein soll«, sagte Paula, während auch sie beeindruckt die vielen Titel studierte.
    Tweed drückte auf einen ebenfalls auf Hochglanz polierten Klingelknopf.
    Eine junge Frau in Spitzenschürze öffnete die Tür. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mrs Ashton erwartet uns«, bluffte Tweed.
    Er hielt ihr seinen SIS-Ausweis unter die Nase, der dem Dienstmädchen zwar nichts sagte, sie aber trotzdem sehr beeindruckte. Sie führte Tweed und Paula in einen langen, engen Korridor, der mit Teppichboden ausgelegt war. An einer der beiden Wände stand ein schmales, antikes Tischchen, auf dem eine skandinavische Glasvase voller verblüffend echt aussehender künstlicher Rosen stand. Tisch und Vase sahen so aus, als hätten sie jeweils ein kleines Vermögen gekostet.
    Das Dienstmädchen führte die beiden Gäste in eine kleine, mit modernsten Geräten ausgestattete Küche, in der eine blonde Frau um die vierzig gerade dabei war, mit flinken Handbewegungen Karotten zu schneiden. Das Messer in ihrer Hand hatte auf der einen Seite eine glatte und auf der anderen eine gezahnte Schneide.
    »Die Herrschaften sagen, sie werden erwartet«, verkündete das
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