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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Dienstmädchen mit unsicherer Stimme.
    »Nicht, dass ich wüsste. Wer zum Teufel sind Sie?«
    Arabella Ashton zerschnipselte die letzte Karotte mit schwindelerregender Geschwindigkeit, ehe sie sich, das große Küchenmesser noch immer in der Hand, zu Tweed und Paula umdrehte. Sie hatte eine Schürze mit Rosenmuster umgebunden und trug ihr blondes Haar kurz geschnitten. Ihre dunklen, durchdringenden Augen, die Tweed eingehend musterten, Paula jedoch geflissentlich übersahen, waren so auffällig, dass man darüber fast ihre slawischen Wangenknochen, ihre gerade, aristokratische Nase und ihren sinnlich geschwungenen Mund übersah. Die Frau war ganz und gar nicht das, was Tweed sich unter einer Psychiaterin vorstellte. Er gab ihr den Brief von Buchanan und zeigte ihr seinen SIS-Ausweis.
    »Aha. Schon wieder einer von diesen Regierungsbeamten. Wie Roy.«
    »Mr Tweed ist der stellvertretende Direktor.«
    »Lesen kann ich selbst, meine Teuerste.«
    »Darf ich vorstellen: Paula Grey«, erklärte Tweed verschnupft. »Meine rechte Hand.«
    »Und weshalb sind Sie hier?«, fragte Mrs Ashton kühl.
    »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen über Michael stellen.«
    »Dann begeben wir uns am besten in mein Behandlungszimmer.«
    Mrs Ashton band ihre Schürze ab. Darunter trug sie ein eng anliegendes Kleid. Jede Wette, dass Tweed sich jetzt gleich viel mehr für den Fall interessiert, dachte Paula mit einem Blick auf die schlanke, wohlproportionierte Figur der Psychiaterin, die sie aus der Küche in einen Raum an der Rückseite des Hauses führte.
    Die Fenster im hinteren Teil des Behandlungszimmers waren mit schweren Stores verhüllt, vermutlich damit die Patienten nicht abgelenkt wurden. Ihre Gastgeberin deutete auf eine große, mit Leder bezogene Liege ohne Lehnen. Ob das wohl die berühmte Couch ist?, fragte sich Paula.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz. Möchten Sie was zu trinken? Es ist alles da.«
    Ihre Stimme klang jetzt weich, melodisch und sehr einschmeichelnd. Tweed und Paula lehnten ihr Angebot ab.
    »Also, ich brauche jetzt einen Scotch«, sagte Mrs Ashton, während ihre Gäste sich auf die Couch setzten. »Ich bin seit fünf Uhr morgens auf den Beinen.« Sie öffnete den Wandschrank, der mit allen erdenklichen Alkoholika gefüllt war, goss sich großzügig ein und leerte das Glas mit zwei schnellen Schlucken. »So, jetzt geht es mir schon viel besser.« Sie ließ sich in einen Sessel gegenüber der Couch fallen und schlug die Beine übereinander.
    Das weiße, eng anliegende Kleid endete kurz über den Knien ihrer perfekt geformten Beine. Sie beugte sich vor und sah Tweed mit einem aufmunternden Lächeln an.
    »Meine Freunde nennen mich Bella«, sagte sie. »Ich kann den Namen Arabella nämlich nicht ausstehen. Es hat mich immer furchtbar geärgert, wenn meine Mutter mich so gerufen hat. Es hat lange gedauert, bis ich ihr das abgewöhnt habe, und jetzt ist sie tot. Mein Vater auch. Also, Mr Tweed, was möchten Sie wissen?«
    »Ich hätte gern erfahren, welchen Eindruck Sie von Michael haben. Und dann würde ich ihn mir gern einmal ansehen.«
    »Meinen Eindruck kann ich Ihnen mitteilen, aber sehen können Sie Michael nicht. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil er gar nicht mehr hier ist. Aber das erkläre ich Ihnen später.« Sie lehnte sich zurück und warf Paula einen kurzen Blick zu, ehe sie sich wieder an Tweed wandte. »Michael leidet unter einer vollständigen Amnesie. Er kann sich an überhaupt nichts mehr erinnern: wer er ist, wie er heißt, woher er kommt. Er weiß auch nicht mehr, wie er auf dieser Treppe in Whitehall gelandet ist, wo Roy ihn entdeckt hat. Sein Gedächtnis ist völlig ausgelöscht. Hat Roy Ihnen von der Beule an der rechten Schläfe des Mannes erzählt?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Nun ja, das dunkle Haar verdeckt sie. Der Polizeiarzt beim Yard meint, dass sie von einem Schlag herrühren könnte. Möglicherweise hat er sich aber auch irgendwo den Kopf angeschlagen. Für mich besteht jedenfalls kein Zweifel, dass eine Erschütterung seines Gehirns die Ursache für den Gedächtnisverlust ist.«
    »Wie sieht es mit seinen körperlichen Reflexen und seiner Bewegungsfähigkeit aus? Kann er sich ohne Hilfe anziehen? Kann er allein essen? Wie steht es mit anderen alltäglichen Verrichtungen?«
    »Das kann er alles. Vermutlich überrascht es Sie, aber solche Dinge sind von einer Amnesie üblicherweise so gut wie nie betroffen.«
    »Dann ist Michael eigentlich gar kein besonderer Fall?«
    Bella runzelte
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