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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Unterlass auf Tweed ein, der neben ihr ging, während Paula hinterhertrotten durfte.
    »Noch ein Wort der Warnung, ehe Sie mit Michael sprechen. Seine Art wird Sie vielleicht etwas abstoßen. Er sieht auch etwas merkwürdig aus. Und was Dr. Saxon betrifft, so glaube ich nicht, dass das sein richtiger Name ist. Ich schätze mal, er stammt aus Armenien oder einem anderen dieser seltsamen kleinen Kaukasusstaaten.« Als sie die Eingangstür öffnete, schlug ihnen die eiskalte Luft entgegen. »Vorsicht, Stufen!«, rief Bella ihnen noch fröhlich hinterher, bevor sie die Tür ins Schloss drückte.
    Tweed öffnete schnell die Beifahrertür und eilte, während Paula einstieg, zur Fahrerseite. Dann startete er den Motor und drehte die Heizung auf, fuhr aber nicht los.
    Paula krempelte ihre Jeans hoch, bis das kleine Halfter sichtbar wurde, mit dem sie sich ihre Beretta Automatik an den Unterschenkel geschnallt hatte. Nachdem sie die Waffe überprüft hatte, holte sie eine Walther Automatik nebst zwei Reservemagazinen aus dem Handschuhfach und gab sie Tweed. Er schob alles in seine Manteltasche und sah sie stirnrunzelnd an.
    »Glauben Sie denn, wir ziehen in den Krieg?«, sagte er. »Wir wollen diesem Saxon doch nur kurz einen Besuch abstatten und fahren dann gleich in die Park Crescent zurück.«
    »Man hat uns verfolgt. Von der Park Crescent bis hierher.«
    »Ich weiß. Ein dunkelblauer Volvo mit braun getönten Scheiben. Beim Einparken vorhin ist er an uns vorbeigefahren. Er war mit mehreren Männern besetzt. Momentan kann ich ihn aber nirgends sehen.«
    »Mag sein. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass hinter dieser Geschichte mit Michael mehr steckt. Lachen Sie nicht. Das sagt mir mein sechster Sinn. Irgendwie ist mir die ganze Sache äußerst unheimlich.«
    »Sie mit Ihrer Intuition …«
    In der Eadley Street, die zu beiden Seiten von alten Häusern gesäumt wurde, passten gerade mal zwei Autos mit Müh und Not aneinander vorbei. Die Straße war so schmal, dass es hier selbst an einem sonnigen Tag finster und schattig gewesen wäre. Neben der Tür, vor der Tweed angehalten hatte, prangte ein breites Schild an der schmutzigen Wand. Jerewan-Klinik stand dort in großen, kunstvoll geschwungenen Lettern. Paula nickte.
    »Bella hat wohl Recht mit Armenien«, sagte Tweed. »Jerewan ist die Hauptstadt des Landes.«
    Unter den großen Buchstaben stand in etwas kleinerer Schrift DR. GREGORY SAXON, DIREKTOR.
    »Sehen Sie nur, er heißt Gregory«, sagte Paula, die nur ungern den warmen Wagen verließ. »Aber Bella hat ihn Gregor genannt. Deshalb habe ich mir einen Deutschen vorgestellt.«
    »Wahrscheinlich kann sie ihn nicht ausstehen und hat deshalb seinen Namen verunstaltet.«
    Paula schaute an Tweed vorbei aus dem Fenster. »Bei dem Haus nebenan sind in allen Stockwerken die Fenster vergittert. Ob das noch zur Klinik gehört?«
    »Eher unwahrscheinlich. Bei der hohen Kriminalität in London sichern die Leute einfach ihre Wohnungen gegen Einbrecher ab. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Aber jetzt sollten wir mal langsam hineingehen.«
    »Hoffentlich wird es nicht so langweilig wie bei dieser Bella. Obwohl - Sie haben sich natürlich nicht gelangweilt.« Paula versetzte Tweed einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Und? Was ist? Werden Sie die attraktive Lady nun zum Essen ausführen?«, fügte sie grinsend hinzu.
    »Vielleicht. Dann kann ich ihr noch ein paar Fragen stellen. Aber jetzt lassen Sie uns endlich aussteigen. Finden Sie nicht auch, dass hier in der Straße eine bedrückende Atmosphäre herrscht?«
    »Ich finde sie eher langweilig«, erwiderte Paula, die nicht ahnen konnte, wie falsch sie damit lag.

2
    Kaum hatte Tweed auf den Klingelknopf gedrückt, da ging auch schon die Tür nach innen auf und gab den Blick auf einen Mann frei, der auf Paula ausgesprochen grotesk wirkte. Obwohl er über einen Meter achtzig groß sein musste, hielt er sich so schief, dass er sehr viel kleiner und seltsam verwachsen aussah, was durch den dicken Bauch noch verstärkt wurde. Der Mann war in einen korrekten dunklen Anzug gekleidet und trug einen Mantel über dem linken Arm. Unter den starr blickenden Augen hingen mächtige Tränensäcke, und sowohl die breite, flache Nase als auch die kräftigen Schultern erinnerten Paula an einen Boxer. Auf seinem Kopf thronte ein schief aufgesetzter, breitkrempiger Hut. Offenbar war es dem Mann völlig egal, was für einen Eindruck er auf seine Mitmenschen machte.
    »Wir würden gern mit Dr. Saxon
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