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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abgestellt habe und zu Fuß gegangen bin, hast du mich auch nicht kommen gehört.«
    »Du bist doch verrückt …«
    »Nein, du bist verrückt, Lucinda. Ich habe draußen im Moor genau gesehen, wie du Lee von hinten an den Haaren gepackt und ihr mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten hast. Und als sie tot am Boden lag, hast du das Messer umgedreht und ihr mit der anderen Seite der Klinge große Stücke Fleisch vom Leib geschnitten. Was bist du nur für ein Monstrum!«
    »Du bist krank, Michael«, sagte Lucinda ruhig und zündete sich eine Zigarette an. »Du musst dringend zum Arzt.«
    »Schon vergessen, wie überrascht du warst, als du mich gesehen hast?«, fuhr er fort. »Du hast etwas von Notwehr gefaselt und dass Lee dich angegriffen hätte. Und dann bist du mit mir zum Haus gegangen, um die Polizei anzurufen. Wir sind hinauf in den ersten Stock gestiegen, und da hast du mir einen so festen Stoß versetzt, dass ich die Treppe hinuntergestürzt bin. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Wahrscheinlich bin ich mit dem Kopf irgendwo dagegengeknallt.«
    »Damit wäre ja alles klar«, sagte Tweed, der sich mittlerweile wieder hingesetzt hatte. »Ein Zeuge genügt, um Ihnen diesen Mord nachzuweisen, und Michael ist dieser Zeuge. Am besten legen Sie jetzt ein umfassendes Geständnis ab, Lucinda.«
    »Nein, das werde ich nicht tun!«, schrie Lucinda.
    Sie warf die Zigarettenspitze weg und rannte zu ihrem Stuhl, wo sie ein Messer aus der Handtasche riss, das sie gleich darauf dem völlig verdutzten Michael von hinten an die Kehle hielt. Alle wurden von dieser Aktion vollkommen überrumpelt, nur Paula nicht.
    »Den Zeugen werden Sie bald nicht mehr haben!«, brüllte Lucinda mit einer Stimme, die kaum mehr menschlich klang.
    »Ich bringe ihn um, wenn Sie nicht tun, was ich sage.«
    Paula ließ die Serviette fallen, unter der sie die Browning verborgen hatte, und richtete die Waffe auf Lucinda.
    »Lassen Sie sofort das Messer fallen!«, rief sie.
    Lucinda wirbelte herum. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ Paula das Blut in den Adern gerinnen. Ihre vorher so schönen Augen funkelten vor Gemeinheit und Hass, und der in einem grausamen Grinsen halb aufgerissene Mund erinnerte Paula an das Maul eines blutrünstigen Raubtiers.
    Lucinda nahm das Messer von Michaels Kehle, umklammerte den Griff mit beiden Händen und ging, während sie einen grässlichen Schrei ausstieß, damit auf Paula los. Die blieb ganz die Ruhe selbst und registrierte, dass das Messer zwei verschiedene Klingen hatte - die eine Seite war rasiermesserscharf, die andere sägeförmig gezackt. Auf beiden waren bräunliche Flecken zu sehen.
    »Sie stehen mir ständig im Weg«, schrie Lucinda, während ihr der Geifer aus dem Mund rann.
    Und dann stach sie zu.
    Kurz bevor das Messer sie berühren konnte, drückte Paula zweimal hintereinander ab. Die Kugeln trafen Lucinda mitten in der Brust. Sie ließ das Messer sinken und blickte ungläubig an sich herab. Auf ihrem weißen Kleid breitete sich ein hellroter Blutfleck aus, der zusehends größer wurde. Lucinda schüttelte den Kopf und sah Paula noch einmal in die Augen. Dann entglitt ihr das Messer, und sie fiel mit dem Gesicht voraus zu Boden, wo sie reglos liegen blieb.
    Tweed beugte sich zu ihr hinab und fühlte ihr an der Halsschlagader den Puls. Dann erhob er sich wieder, blickte hinüber zu Paula und schüttelte den Kopf. Er hielt noch immer seine Walther in der Hand. Er hatte nicht gewagt, die Waffe abzufeuern, weil Paula zwischen ihm und Lucinda gestanden hatte.
    »Ich habe einen Menschen getötet«, stammelte Paula mit leiser Stimme. »O mein Gott! Ich habe einen Menschen getötet.«
    Tweed legte den Arm um sie, nahm ihr vorsichtig die Browning aus der Hand und steckte sie in eine Plastiktüte, die er vorher aus der Jackentasche gezogen hatte. Die Waffe würde in der Untersuchung, die nun unausweichlich war, als Beweismittel dienen. Paula ließ das alles unkommentiert geschehen. Der Stress und die Aufregung der letzten vierundzwanzig Stunden hatten sie völlig ausgelaugt und forderten nun ihren Tribut.
    »Man wird mir den Prozess machen«, sagte Paula mit immer noch flacher, ausdrucksloser Stimme.
    »Unsinn«, widersprach Tweed vehement. »Sie haben in Notwehr gehandelt. Alle hier im Raum können das bezeugen. Wahrscheinlich werden Sie eine Aussage machen müssen, mehr aber nicht. Es wird nie zu einer Verhandlung kommen.«
    »Wir sollten vielleicht einen Krankenwagen rufen«, sagte Drago

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