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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Paula den Felsen umrundet hatte, sah sie den Küstenverlauf vor sich. Ihr bot sich ein erstaunlicher Anblick.
    Der Frachter, der an der improvisierten kleinen Pier festgemacht hatte, wirkte von hier oben riesengroß.
    »Das ist das falsche Schiff«, rief Paula. »Es heißt nicht Oran, sondern Constantine. Und außerdem läuft es nicht unter liberianischer Flagge, sondern ist in Panama registriert!«
    »Ein schlauer Fuchs, der Kapitän«, meinte Tweed und blickte durch sein Fernglas. »Wahrscheinlich hat er irgendwo auf dem Atlantik die Flagge gewechselt und seine Leute den ursprünglichen Namen mit Constantine überpinseln lassen.«
    »Aber woher wollen Sie wissen, dass …«, begann Paula.
    »Streiten Sie nicht mit mir«, sagte Tweed. »Schauen Sie sich lieber mal den Bug des Schiffs an. Es hat die gleiche fast rechteckige Eindellung an der Steuerbordseite wie die Oran, als sie vor der Île des Oiseaux lag. Na, habe ich Sie jetzt überzeugt?«
    »Ich bin mir sicher, dass der Frachter bald wieder auslaufen wird«, sagte Paula. »Aus dem Schornstein kommt Rauch.«
    Sie hatte Recht. Schwarzer Dieselqualm stieg aus dem Schornstein empor und wurde vom Wind in Richtung Land getrieben.
    Paula blickte auf die andere Seite von Harmer’s Head und sah, wie Marler ihnen aufgeregt zuwinkte.
    Den Felsen als Deckung benutzend, liefen sie rasch zu ihm. Auch Nield und Butler, die beide schwere Taschen schleppten, eilten auf ihn zu.
    »Sehen Sie nur, da unten ist eine Menge los«, sagte Marler. »Der Kopfbedeckung nach zu schließen, besteht die Mannschaft ausschließlich aus Arabern. An Deck stehen ein Haufen Kisten herum. Ich glaube, dass sie mit dem Aufnehmen der Fracht jetzt fertig sind. Eine der Kisten haben sie aufgemacht, um den Inhalt zu kontrollieren. Ich konnte einen großen Sprengkopf erkennen. Wenn der scharf ist, sind diese Burschen ganz schön leichtsinnig.«
    Inzwischen waren auch Butler und Nield bei Marler angekommen. Butler setzte seine schwere Tasche ab und nahm kopfschüttelnd eine Handgranate heraus.
    »Keine Ahnung, wie wir die dort unten überrumpeln sollen. Für Handgranaten sind sie viel zu weit weg. Was ist das eigentlich für ein riesiger Felsbrocken dort drüben?«
    »Das ist der Toppling Rock«, erklärte Tweed. »Er ist wirklich riesig. Es heißt, wenn man sich gegen den Felsen lehnt, wackelt er, bleibt aber in seiner Position.«
    »Tatsächlich?« Butler war fasziniert. »Ich muss da unbedingt mal hinüber …«
    Und schon war er fort, noch ehe Tweed ihn aufhalten und warnen konnte, dass man ihn von unten, vom Schiff aus, sehen konnte. Aber Butler war schlau. Flink wie ein Wiesel kroch er auf allen vieren eine Rinne entlang. Paula beobachtete ihn. Im Schutz des Felsens richtete er sich wieder auf und warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Der Fels neigte sich in Richtung Meer. Paula blieb fast die Luft weg, weil sich der Stein tatsächlich bewegte. Butler sprang einen Schritt zurück, und der Toppling Rock rollte wieder in die Position zurück, die der Fels seit undenklichen Zeiten innehatte.
    Paula war drauf und dran, in schallendes Gelächter auszubrechen, hielt sich aber in letzter Sekunde die Hand vor den Mund. Tweed beobachtete nach wie vor mit seinem Fernglas die Aktivitäten rund um das Schiff, während Marler durch das Zielfernrohr seines Armalite-Gewehrs jeden Quadratmeter an Bord unter die Lupe nahm.
    »Jetzt haben wir so viele Waffen dabei, aber sie nützen uns alle nichts«, sagte Butler frustriert. »Warum zum Teufel habe ich nicht daran gedacht, einen Granatwerfer mitzubringen? Damit wäre es ein Kinderspiel gewesen.«
    »Sie haben getan, was Sie konnten«, tröstete Paula ihn und drückte seinen Arm.
    »Aber es muss doch einen Weg geben«, sagte Tweed.
    »Sagen Sie mir, welchen«, ließ sich Newman vernehmen.
    Die Sturmwolken waren mittlerweile näher gekommen, aber bislang war noch kein einziger Tropfen Regen gefallen. Der sich ständig weiter verdüsternde Himmel trug nicht gerade dazu bei, die Moral von Tweeds Mannschaft zu heben. Tweed beobachtete, wie die improvisierte Pier sich im Rhythmus der zunehmend höher gehenden See auf und ab bewegte.
    Plötzlich ließ Marler sein Gewehr, das er bisher ruhelos hin und her bewegt hatte, an einer Stelle innehalten. Aufmerksam spähte er durch das Zielfernrohr. Hatten ihn seine Augen getäuscht? Nein, es stimmte. Er sah erneut hin und stellte das Okular noch schärfer ein.
     
    Abdul war in den Kartenraum zurückgekehrt, um sich noch
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