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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Tweed zu bedenken. »Schon vor vielen Jahren, als ich noch bei Scotland Yard war, habe ich gelernt, niemanden von der Liste der Verdächtigen zu streichen, nur weil er mir harmlos und normal erschien.«
    Tweed ließ den Motor an.
    »Jetzt müssen wir aber los, bevor der Sturm wirklich losbricht.«
    Tweed befürchtete, dass starke Regenfälle die schmale, kurvige Straße entlang der Küste überschwemmen könnten, und fuhr mit hoher Geschwindigkeit den holprigen Weg zurück.
    Butlers Landrover folgte ihnen im selben Tempo, und als schließlich der Sturm mit aller Gewalt losbrach, befanden sie sich bereits auf der asphaltierten Hauptstraße. Obwohl rings um sie herum Blitze vom Himmel zuckten und ein wahrer Wolkenbruch auf sie niederging, hielt Tweed nicht an.
    »Bis wir in Abbey Grange ankommen, ist die Party dort längst vorbei«, sagte Paula. »Bestimmt sind alle schon im Bett.«
    »Das sind sie mit Sicherheit nicht. Ich schätze Larry als einen Menschen ein, der gern die ganze Nacht durchfeiert.«
    »Hoffen wir’s.«
    Als sie kurz vor Moretonhampstead waren, legte sich mit einem Mal der Sturm. Vielleicht war er in eine andere Richtung abgezogen. Als sie an den falschen Cottages, der Kirche und dem Glockenturm vorbeifuhren, schaute Paula bewusst in die andere Richtung.
    »Hätten wir nicht die hiesige Polizei wegen des Kopfes auf dem Altar verständigen sollen?«, sagte sie.
    »Daran habe ich auch kurz gedacht, die Idee dann aber verworfen. Die Polizei hätte uns nur aufgehalten, und die Angelegenheit mit dem Frachter hat nun einmal keinen Aufschub geduldet. Ich werde die Sache melden, sobald wir in Abbey Grange fertig sind.«
     
    Tweed und Butler fuhren langsam an der Mauer des Anwesens entlang und parkten wieder an derselben Stelle, an der die Fahrzeuge auch zuvor schon gestanden hatten.
    Tweed stieg aus und ging zurück zum zweiten Landrover.
    »Sie bleiben hier«, sagte er. »Paula und ich gehen allein. Wenn wir zu mehreren aufkreuzen, schlägt dort drinnen womöglich die Stimmung um.«
    »Das gefällt mir aber ganz und gar nicht«, protestierte Marler. »Man hat schon wiederholt versucht, Sie umzubringen.«
    »Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, Marler, aber Sie bleiben, wo Sie sind. Das ist ein Befehl.«
    Er machte sich zusammen mit Paula auf den Weg nach Abbey Grange.
    »Täusche ich mich, oder steht dort hinten im Ort wirklich ein Polizeiwagen?«, sagte Paula auf einmal.
    »Stimmt, jetzt sehe ich ihn auch. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wer das sein soll, aber es ist mir auch egal. Es kann unmöglich etwas mit der Sache in der Kirche zu tun haben, sonst würde dort jetzt nämlich Licht brennen.«
    Sie gingen den altbekannten Weg entlang, und als sie um die Ecke des Gebäudes bogen, sahen sie, dass alle Fenster im Erdgeschoss, die in Richtung Moor blickten, hell erleuchtet waren. Musik drang heraus. Es lief gerade Sades »Smooth Operator«.
    »Wie passend«, sagte Tweed grimmig. »Das ist genau das, wonach wir suchen - einen gewieften Täter.«
    Als sie die Stufen zur Terrasse hinaufgingen, öffnete sich eine der Verandatüren, und Lucinda trat in ihrem langen weißen Kleid nach draußen. In der Hand hielt sie ein Champagnerglas, das fast leer war. Sie führte es an den Mund und trank den Rest aus. Dabei musste sie sich an der Tür festhalten, weil sie leicht schwankte.
    »Sie ist beschwipst«, flüsterte Paula.
    Lucinda hatte die Neuankömmlinge entdeckt. »Herzlich willkommen, Mr Tweed«, sagte sie. »Schön, dass Sie wieder da sind. Die Party kommt gerade in Schwung. Wir machen heute die Nacht durch. Rein mit Ihnen in die gute Stube.«
    Sie trat auf Tweed zu und schloss ihn so leidenschaftlich in die Arme, als wollte sie ihn erdrücken. Sie ist tatsächlich betrunken, dachte Paula, als Lucinda danach auch ihr um den Hals fiel.
    Tweed spazierte lächelnd in den Salon und sah sich um. Von den Deckenbalken hingen bunte Luftballons, und auf dem Tisch stand eine große weiße Torte, die noch nicht angeschnitten war. Aubrey lag auf einer Couch, die Jacke seiner Marineuniform war aufgeknöpft, und das Hemd hing ihm aus der Hose. Er grinste Tweed dümmlich an und prostete ihm mit seinem Whiskyglas zu, das er gefährlich schräg in der Hand hielt.
    Larry saß am Esstisch und begrüßte die neuen Gäste mit einem freundlichen Lächeln, während Michael auf dem Stuhl ihm gegenüber mit entrücktem Gesichtsausdruck in die Ferne starrte. Er schien weder Tweed noch Paula wahrzunehmen.
    »Hier, trinken
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