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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Verlust.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass ich sie umgebracht habe?«, protestierte Greystoke, der sich zwischenzeitlich gesetzt hatte, und sprang wieder auf.
    »Bisher sage ich nur, dass Lees Ermordung Ihnen nicht das Herz gebrochen hat.«
    »Ich verwehre mich auf das Schärfste gegen Ihre Unterstellungen …«, brüllte Greystoke los.
    »Setz dich, Aubrey«, sagte Drago ruhig. »Und halt den Mund.«
    »Lees Leiche wurde in einen alten Grubenschacht geworfen«, fuhr Tweed fort, während Greystoke in seinem Sessel zusammensackte. »Und zwar nicht weit weg von Abbey Grange. Offenbar wollte der Mörder nicht riskieren, ihre Leiche an einen anderen Ort zu transportieren.«
    »Die arme Lee«, sagte Lucinda, die sich eine Zigarette in einer schwarzen Spitze angezündet hatte. »Aber es klingt plausibel.«
    »Als Nächste erhielt Christine Barton, eine auf das Aufdecken von Unterschlagungen spezialisierte Wirtschaftsprüferin, den Auftrag, die Bücher der Firma zu überprüfen. Ich vermute mal, dahinter steckten auch wieder Sie, Mr Volkanian.«
    Drago nickte.
    »Und dem Mörder blieb keine andere Wahl, als auch sie zu töten. Er tat es in ihrer Wohnung in London und versteckte ihre Leiche im Kühlschrank.«
    Tweed hielt kurz inne und blickte in die Runde, ehe er fortfuhr: »Nach dem Mord an Christine engagiert ihre Schwester Anne einen Privatdetektiv namens Jackson, der dem Mörder offenbar auf die Schliche kommt. Auch Jackson muss sein Leben lassen und wird - wie die anderen Opfer - aufs Grässlichste verstümmelt. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Mörder perversen Gefallen daran findet, seinen toten Opfern das Fleisch von den Knochen zu schneiden.«
    »Wie gruselig!«, rief Lucinda aus und verzog angeekelt das Gesicht.
    »Da stimme ich voll und ganz mit Ihnen überein«, sagte Tweed. »Die Tatsache, dass der Täter von Lees und Christines Nachforschungen erfahren hat, legt den Verdacht nahe, dass er bei der Firma Gantia beschäftigt ist und dort Einblick in die Finanzen hat. Finden Sie nicht auch, Mr Greystoke?«
    »Wieso fragen Sie das ausgerechnet mich?«, stammelte Greystoke und hielt verzweifelt sein Whiskyglas fest.
    In diesem Augenblick erhob sich Michael, der wahrscheinlich von Tweeds Erzählung nicht das Geringste mitbekommen hatte, vom Tisch und marschierte steifbeinig zur Treppe, als wollte er hinauf auf sein Zimmer gehen.
    Nachdem er am unteren Ende der Treppe einen Moment lang innegehalten und gedankenverloren über den geschnitzten Kopf gestreichelt hatte, der den untersten Pfeiler des Geländers zierte, setzte er sich langsam nach oben in Bewegung. Paula bemerkte, dass eines seiner Schuhbänder offen war, und wollte ihm schon eine Warnung zurufen, aber dann wurde ihr klar, dass Michael das ohnehin nicht registrieren würde.
    Als Michael sich auf dem oberen Treppenabsatz umdrehen wollte, trat er mit dem anderen Fuß auf den offenen Schnürsenkel und kam ins Straucheln. Wild mit den Armen rudernd, verlor er das Gleichgewicht und stürzte anschließend die Treppe hinab, wobei er sich mehrmals überschlug. Unten angekommen, knallte er mit dem Kopf heftig gegen den Pfeiler mit der geschnitzten Figur und blieb bewusstlos liegen.
    Alle sprangen auf und rannten zu Michael. Lucinda fühlte ihm den Puls.
    »Er lebt«, sagte sie. »Wir müssen sofort einen Arzt rufen.«
    Während Lucinda ans Telefon rannte, rappelte sich Michael langsam wieder auf. Paula bemerkte als Erste, dass er auf einmal keinen starren Blick mehr hatte. Im Gegenteil, er sah sich erstaunt im Zimmer um, machte ein paar vorsichtige, gar nicht mehr starr wirkende Schritte und sagte mit einer ein wenig eingerostet klingenden Stimme:
    »Ich habe Mord gesehen.«
    »Was?«, stieß Greystoke hervor.
    Michael hob den rechten Arm und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Person, die in der Mitte des Raums stand.

32
    Alle standen wie versteinert da und beobachteten, wie Michael mit anklagend ausgestrecktem Zeigefinger langsam auf Lucinda zuging.
    »Sie war’s«, brachte er mit tonloser Stimme hervor.
    Lucinda starrte ihn an und verzog das Gesicht zu einem ungläubigen Lächeln.
    »Jetzt ist er vollkommen durchgedreht«, sagte sie. »Erst diese Amnesie, und jetzt noch dieser Schlag auf den Kopf. Der Arme weiß nicht, was er da redet.«
    »Ich habe dich gesehen«, sagte Michael, dessen Stimme zunehmend fester klang. »Ich weiß es noch genau. Ich bin früher aus dem Büro nach Hause gekommen. Und weil ich den Wagen in Post Lacey
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