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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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angesichts der Tatsache, dass der Mörder sich hier häufig aufhält, für ziemlich gewagt halte.«
    »Eines der Opfer war Börsenmakler?«, sagte Larry und legte die Gabel voll Torte, den er gerade essen wollte, wieder auf den Teller zurück. »Das ist mir völlig neu. Welcher Börsenmakler denn?«
    »Er hieß Kenwood und hatte sein Büro in der Haldon Street. Und er hatte den Auftrag, vierhundert Millionen Pfund aus den stillen Reserven der Firma Gantia in eine Scheinfirma zu investieren, von der aus das Geld sofort wieder an eine Privatperson überwiesen wurde. Ein genialer finanztechnischer Schachzug, der aber nur dazu dienen sollte, einen ungeheuren Betrug zu verschleiern.«
    Tweed hielt inne und trank einen Schluck Champagner. Endlich begriff Paula, welchen Zweck Tweed mit seinem seltsamen Verhalten verfolgte. Statt die Verdächtigen wie üblich in die Mangel zu nehmen, machte er sich die surreale Atmosphäre dieser albernen Party zunutze und versuchte, die Gäste nach und nach aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Diese Person hat das Geld dann in der heißen Boomphase der New Economy in ein Dotcom-Unternehmen namens Orlando Xanadu investiert, das aber, wie so viele dieser Start-up-Unternehmen, beim Platzen der Blase Pleite ging. Die gestohlenen vierhundert Millionen waren damit endgültig verloren, und um das zu vertuschten, wurden fünf unschuldige Menschen auf grauenvolle Weise ermordet.«
    »Und woher wollen Sie das alles wissen?«, platzte Aubrey heraus. »Für mich klingt es so, als würden Sie uns ein Märchen auftischen.«
    »Tatsächlich?«
    Die Partylaune - sollte sie denn jemals geherrscht haben - hatte sich schlagartig in eine mit knisternder Spannung aufgeladene Atmosphäre verwandelt. Keiner lächelte mehr, nicht einmal der verbindliche Larry, und Lucinda - sonst die Ruhe in Person - rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Nur Michael, der reglos am Kopfende des Tischs neben Paula saß, starrte unverändert mit leerem Blick vor sich hin.
    In diesem Augenblick wurde die Terrassentür aufgerissen, und ein sichtlich verärgerter Drago Volkanian stapfte herein. Auf allen Gesichtern zeichnete sich Überraschung ab, nur Tweed, der insgeheim gehofft hatte, dass seine Anspielungen auf die Sprengköpfe den Milliardär nach Abbey Grange locken würden, zeigte sich nicht erstaunt.
    »Das ist ja ungeheuerlich!«, polterte Volkanian los. »Ich stehe jetzt schon eine Weile auf der Terrasse und habe alles mit angehört, was Mr Tweed gesagt hat. Während ich im Ausland bin und mich ums Wohl der Firma kümmere, geschehen hier offenbar die ungeheuerlichsten Verbrechen!«
    Während Larry Voles und Aubrey Greystoke beim Anblick des Firmenchefs sofort aufgesprungen waren, blieben Michael und Lucinda sitzen.
    »Willkommen zu Hause, Drago«, sagte Lucinda, während sie sich betont lässig eine Haarsträhne aus der Stirn strich. »Schön, dass du da bist.«
    »Was ist daran schön, wenn man sich mit Mord und Verrat auseinander setzen muss?«, grollte Volkanian und ließ sich laut schnaufend auf den freien Stuhl neben Michael fallen. Er faltete seine großen Hände auf dem Tisch und wandte sich mit einer Stimme, die jetzt sehr viel ruhiger klang, an Tweed.
    »Wenn Larry und Aubrey sich wieder gesetzt haben, hätten Sie dann die Güte, mit Ihren Ausführungen fortzufahren, Mr Tweed? Ich würde das, was Aubrey vorhin als Märchen bezeichnet hat, gern zu Ende hören.«
    »Es ist mir eine Ehre, Mr Volkanian«, sagte Tweed. »Und ich halte es für außerordentlich wichtig, dass Sie auch den Rest dieser Geschichte erfahren. Der Dieb, der dieses tiefe Loch in die Finanzen Ihrer Firma gerissen hat - die, das möchte ich hier nur beiläufig erwähnen, finanziell so gut aufgestellt ist, dass sie dadurch niemals in wirklicher Gefahr war … Also, dieser Dieb ging zunächst davon aus, dass er seine Unterschlagung durch den Erwerb der Scheinfirma gut getarnt hatte. Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass Lee Charlton sich hin und wieder die Bilanzen der Firma daraufhin ansah, ob denn noch alles in Ordnung war. Und zwar in Ihrem Auftrag, wie ich vermute.« Er blickte fragend zu Volkanian hinüber, der ihm bestätigend zunickte. »Als Lee den Betrug witterte, stellte sie eine Bedrohung dar und wurde aus dem Weg geschafft. Mit dem Messer, mit dem ihr die Kehle durchtrennt wurde, verstümmelte der Mörder auch ihre Leiche. Für ihren Ehemann war ihr Tod angesichts seiner vielen Frauenbekanntschaften kein allzu großer
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