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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Autoren: Mary Higgins Clark
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Prolog
    D er Staat Connecticut wird beweisen, daß Molly Carpenter Lasch den Tod ihres Mannes, Dr. Gary Lasch, vorsätzlich herbeigeführt hat. Daß sie ihm, als er am Schreibtisch saß und ihr den Rücken zuwandte, mit einer schweren Bronzeskulptur den Schädel einschlug und ihn verbluten ließ. Sie selbst ging hinauf ins Schlafzimmer, legte sich zu Bett und schlief ein …«
    Die Reporter, die hinter der Angeklagten saßen, schrieben eifrig mit. Wenn sie es vor Redaktionsschluß noch schaffen wollten, mußten die Artikel in wenigen Stunden fertig sein. Die altgediente Kolumnistin der Women’s News Weekly schwelgte in ihrem üblichen blumigen Stil: »Der Prozeß gegen Molly Carpenter Lasch, die des Mordes an ihrem Mann Gary beschuldigt wird, wurde heute morgen in der würdigen und gediegenen Atmosphäre des Gerichtssaals im historischen Stamford, Connecticut, eröffnet.«
    Journalisten aus dem ganzen Land waren gekommen, um den Prozeß zu beobachten. Der Reporter der New York Post beschrieb Mollys Äußeres, wobei er vor allem ihre Kleidung am ersten Prozeßtag hervorhob. Eine ausgesprochen attraktive Frau, dachte er. Dieser Mischung aus Schönheit und Eleganz begegnete man nur selten, vor allem nicht bei mutmaßlichen Mörderinnen. Auch ihre aufrechte, ja, fast majestätische Haltung, die manche vielleicht als trotzig bezeichnet hätten, fiel ihm auf. Er wußte, daß sie sechsundzwanzig war. Sie war schlank und hatte schulterlanges, dunkelblondes Haar. Zu einem blauen Kostüm trug sie kleine goldene Ohrringe. Als er den Hals reckte, um besser sehen zu können, bemerkte er, daß sie noch ihren Ehering am Finger hatte, was er notierte.
    Währenddessen drehte Molly Lasch sich um und suchte den Gerichtssaal nach bekannten Gesichtern ab. Dabei trafen sich kurz ihre Blicke – sie hatte blaue Augen und lange, dichte Wimpern.
    Auch der Reporter des Observer hielt seine Eindrücke von der Angeklagten und dem Prozeß fest. Da sein Blatt nur einmal wöchentlich erschien, hatte er für seinen Artikel ein wenig mehr Zeit. »Molly Carpenter Lasch würde besser in einen Country Club als in einen Gerichtssaal passen«, schrieb er. Er spähte zu Gary Laschs Familie hinüber, die auf der anderen Seite des Ganges saß.
    Mollys Schwiegermutter, Witwe des legendären Dr. Jonathan Lasch, war mit ihrer Schwester und ihrem Bruder gekommen. Sie war eine magere Frau über sechzig, die streng und unnachgiebig wirkte. Wahrscheinlich würde sie Molly am liebsten eigenhändig die Todesspritze verabreichen, dachte der Reporter vom Observer .
    Er wandte sich um. Mollys Eltern, ein sympathisch aussehendes Paar Ende Fünfzig, machten einen angespannten, besorgten und erschütterten Eindruck. Er kritzelte die drei Adjektive auf seinen Block.
    Um halb elf begann die Verteidigung mit dem Eröffnungsplädoyer.
    »Der Herr Staatsanwalt hat Ihnen soeben angekündigt, meine Damen und Herren, daß er Indizien für Molly Laschs Schuld vorlegen will, die über alle vernünftigen Zweifel erhaben sind . Ich hingegen werde Ihnen Beweise präsentieren, welche belegen, daß Molly Lasch keine Mörderin ist, sondern ebenso wie ihr Mann Opfer einer schrecklichen Tragödie.
    Aufgrund meiner Ausführungen werden Sie zu dem Schluß gelangen, daß Molly Carpenter Lasch am Sonntag abend des 8. April kurz nach zwanzig Uhr von einem einwöchigen Aufenthalt in ihrem Ferienhaus in Cape Cod zurückkehrte und ihren Mann Gary über dem Schreibtisch liegend vorfand. Sie versuchte, ihn mit Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben, hörte sein letztes Röcheln, stellte seinen Tod fest und ging – unter
Schock – nach oben, wo sie bewußtlos auf dem Bett zusammenbrach.«
    Molly saß aufmerksam lauschend am Tisch der Verteidigung. Sie spürte die neugierigen und verurteilenden Blicke. Vorhin hatten einige ihrer guten, langjährigen Bekannten sie draußen auf dem Flur auf die Wange geküßt und ihr die Hand gedrückt. Zu ihnen gehörte auch Jenna Whitehall, ihre beste Freundin seit den Highschooltagen an der Cranden Academy. Inzwischen war Jenna Anwältin für Wirtschaftsrecht. Cal, ihr Mann, gehörte dem Direktorium der Lasch-Klinik und auch des Remington-Gesundheitsdienstes  – einer privaten Krankenversicherung mit eigenen Vertragsärzten – an, den Gary gemeinsam mit Dr. Peter Black ins Leben gerufen hatte.
    Jenna und Cal waren mir eine große Hilfe, dachte Molly. Da sie ein wenig Abstand gebraucht hatte, hatte sie in den letzten Monaten viel Zeit bei Jen in New York
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