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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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ihre präzise gezupften Augenbrauen. Paula hatte das Gefühl, als bemühte sie sich sehr um die Formulierung ihrer Antwort.
    »Das möchte ich nun wiederum nicht behaupten. Sein Fall ist schon sehr speziell.«
    »Wäre es möglich, dass Michael die Amnesie nur vortäuscht?«
    »Ach was, wo denken Sie hin!« Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Die ganze Zeit über, die er hier war, habe ich nicht ein einziges Wort aus ihm herausbekommen. Es war geradezu unheimlich.«
    »Wissen Sie denn, wo er jetzt ist?«
    »Nicht weit von hier. In der Jerewan-Klinik, Eadley Street Nummer zwei. Dort ist er in der Obhut des Psychiaters Gregor Saxon. Sie fahren weiter die Harley Street entlang und biegen die erste Straße links ab. Die Eadley Street ist nicht viel mehr als eine schmale Gasse.«
    »Darf ich fragen, warum er dort ist und nicht mehr bei Ihnen?«
    »Sie dürfen. Nachdem Michael zwei Wochen hier war, hatte ich das Gefühl, dass ich mit ihm einfach nicht vorankam. Es war an der Zeit, ihn woanders unterzubringen.«
    »Es geht um Geld, nicht wahr?«, sagte Tweed und hielt inne. Mrs Ashton rümpfte die Nase. »Sicher kostet es Unsummen, jemanden hier betreuen zu lassen«, fuhr Tweed ruhig fort.
    »Zweitausend Pfund pro Tag.«
    »Das ist ziemlich viel Geld, Mrs Ashton …«, setzte Tweed an, aber die Psychiaterin unterbrach ihn.
    »Nennen Sie mich Bella.« Wieder beugte sie sich vor und lächelte aufmunternd. »Sie sind ein beeindruckender Mann, Mr Tweed. Vielleicht sehen wir uns ja demnächst einmal wieder. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Abendessen?«
    »Ich werde darüber nachdenken … Bella. Doch zuvor möchte ich noch wissen, wer Michaels Aufenthalt hier bezahlt hat.«
    »Das weiß ich leider nicht. Es war ziemlich sonderbar. Ich bekam einen Anruf, und jemand mit einer seltsamen Stimme meldete sich. Es klang so, als würde sich der Anrufer ein Tuch vor den Mund halten. Ich konnte nicht einmal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Als ich meinen Preis nannte, wurde mir gesagt, dass das Honorar einmal wöchentlich durch einen Kurier überbracht würde. In bar. Und so war es dann auch. Nach zwei Wochen meldete sich derselbe Anrufer wieder und fragte, ob ich ihm nicht einen billigeren Kollegen nennen könne. Ich schlug Saxon vor, der bedeutend weniger verlangt als ich. Eine Viertelstunde später kam der nächste Anruf, und man instruierte mich, Michael in ein Taxi zu setzen und zu Dr. Saxon zu schicken. Was ich auch getan habe. Seitdem habe ich Michael nicht mehr gesehen.«
    »Sie sagten, er wäre zwei Wochen in Ihrer Obhut gewesen. Wie lange ist er denn nun schon bei Dr. Saxon?«
    »Seit neun Wochen. Ich telefoniere gelegentlich mit dem Kollegen und erkundige mich nach Michael. Er hat bisher nicht den geringsten Fortschritt gemacht.«
    »Wie lang wird es denn Ihrer Erfahrung nach noch dauern, bis Michael sein Gedächtnis wiederfindet?«
    Sie zündete sich eine Zigarette an und wedelte abfällig mit der Hand. » Falls er es jemals wiederfindet, kann das eine Woche, einen Monat oder auch ein halbes Jahr dauern«, erwiderte sie. »So was ist kaum vorherzusagen.« Sie warf einen demonstrativen Blick auf ihre mit Diamanten besetzte Armbanduhr.
    »Vielen Dank, dass Sie uns so viel von Ihrer wertvollen Zeit gewidmet haben, Bella«, sagte Tweed. »Miss Grey und ich werden jetzt Dr. Saxon aufsuchen.«
    Tweed und Paula standen auf. Mrs Ashton griff in die Schublade eines kleinen Tisches und holte eine Visitenkarte heraus. »Hier ist seine genaue Adresse. Und keine Angst, ich werde Saxon nicht vorwarnen, dass Sie kommen. Er ist nicht gerade der umgänglichste Gesprächspartner, aber sein Fachwissen ist über jeden Zweifel erhaben. Ich überweise ihm häufig Patienten, die ich selbst lieber nicht behandeln will.«
    Tweed nahm die Visitenkarte, die auf einem deutlich billigeren Papier als die von Mrs Ashton gedruckt war. Bella beugte sich vor und steckte Tweed, bevor er in seinen Mantel schlüpfte, noch rasch eine von ihren eigenen Karten in die Brusttasche seines Sakkos.
    »Ich bringe Sie noch zur Tür. Ich hoffe doch, dass wir uns wiedersehen. Wie kann ich Sie erreichen?«, sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln.
    Tweed entnahm seiner Brieftasche eine Visitenkarte, auf der die Adresse der General & Cumbria stand. Die Versicherungsgesellschaft an der Park Crescent war eine Deckorganisation des SIS. Bella schob die Karte in ihr Dekolleté und führte ihre Besucher zurück durch den Korridor. Dabei redete sie ohne
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