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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)
Autoren: Thomas Bogenberger
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1
    Karfreitag
    Hattinger hatte gerade Mias neuen schwarzen Spitzen-BH aufgehakt. Sie saß vor ihm auf dem breiten roten Sofa und wandte ihm ihren dezent gebräunten, rehschlanken Rücken zu. Kein Gramm Fett zu viel, dachte er, mit einem leisen Anflug von Neid, während er mit den Daumen sanft zu beiden Seiten ihrer Wirbelsäule entlang massierte. Da musste er langsam aufpassen, wenn er figurmäßig noch mithalten wollte. Aber gut, er war ja auch ein paar Jahre älter. Vielleicht doch mal wieder ein bisschen Sport ...?
    Zielstrebig entspannt wanderten Hattingers Hände um Mias Hüften herum und strichen über ihren festen Bauch.
    Mia seufzte wohlig. Ein Gefühl, das sie seit einiger Zeit vermisst hatte. Die warmen Fingerkuppen tasteten sich um ihren Bauchnabel herum langsam nach oben. Sie hatten sich schon fast an die hauchzarten Körbchen herangearbeitet – da klingelte Hattingers Handy ...
    „Zefix ... des gibt’s doch ned!“
    Der nervige Klingelton aus seiner abgelegten Jacke machte unmissverständlich klar, dass es dienstlich war. Was bedeutete, er musste drangehen ...
    Hattinger ließ seine Hände auf Mias Hüften sinken.
    „’tschuldige, wart amoi ...“
    Innerlich fluchend schob er Mia ein Stückchen vor, um hinter ihrem Rücken über die Lehne des Sofas zu springen. Dummerweise blieb er dabei mit der Schnalle seines Hosengürtels an einem recht stabilen Polsterknopf hängen, was seine Flugbahn ungünstig beeinflusste: Er vollführte eine unfreiwillige Hechtrolle über die Sofaflanke und landete ziemlich unsanft auf dem Boden zwischen Couchtisch und Gummibaum, beides Erbstücke von Mias Eltern, wobei er mit dem Fuß gleich noch den mitgebrachten Schampus und die zwei Gläser abräumte. So viel zum Thema Sport ...
    Fluchend kroch er über den versauten Teppich und hangelte seine Jacke vom Stuhl, um in den Innentaschen nach dem Handy zu tauchen. Dabei hätte er fast das Innenfutter mit herausgerissen. Er bekam das blöde Ding gerade noch zu fassen, bevor die Mailbox anging.
    „Hattinger! Was is denn?“, bellte er ins Telefon. Umständlich versuchte er mit einer Hand seine Hose wieder hochzuziehen, während er sich anhörte, womit der Anrufer diese Störung wohl rechtfertigen könnte.
    „Was habt’s gfundn? Was ... a Hand?! Öha ... und wo?“
    Mia gab auf... Sie erhob sich und hakte demonstrativ den neuen BH wieder zu. Dann machte sie sich daran, die Schampusgläser aufzuheben und wenigstens noch den Rest aus der Flasche zu retten.
    Es war ihr Geburtstag. Der fünfunddreißigste! Und Karfreitag war auch noch. Das konnte ja nicht gut gehen ...
    „Ja, bin scho unterwegs. Und weit gnua alles absperrn! Ned dass mir da irgendwelche Spaziergänger durchlatschn ...“
    Hattinger legte auf und versuchte sein leicht derangiertes Äußeres in Ordnung zu bringen. Er tupfte die schaumweingetränkten Hosenbeine mit einem Stofftaschentuch ab.
    Mia zog einen sehr weiten Pulli über den durchsichtigen Spitzen-BH und verschränkte die Arme über der Brust.
    „Und?“ Sie schaute ziemlich angefressen drein.
    „A Hand ham s ’ gfundn ... duat ma leid. I hätt jetz echt ah liaba mit dir ... Konnst ma glaubn ...“
    „Ach Hattinger ...“
    Selbst Mia nannte Hattinger immer nur Hattinger, wie die meisten anderen auch. Bestenfalls war er für manche noch der Herr Hattinger, oder wenn’s ganz hoch kam, der Herr Hauptkommissar Hattinger. Er hatte natürlich auch einen Vornamen – Alfons. Aber den benutzte er nicht, wenn es nicht unumgänglich war. Den hatte er noch nie leiden können. Einen zweiten Vornamen zur Auswahl hatten ihm seine Eltern nicht gegönnt und ein akzeptabler Spitzname hatte sich nie für ihn gefunden. Er war einfach kein Fonsäh, wie man in seiner Heimat sagte. Hattl hatten seine Mitschüler mal ausprobiert, aber das war ja wohl völlig indiskutabel! Er hatte einfach nicht darauf reagiert, und damit war es dann bei Hattinger geblieben.
    „Ob des no amoi was werd mit uns?“ Mia schaute ihm mit einer Mischung aus Vorwurf und Resignation in die Augen.
    „Mei ... wenn a so a blöde Hand dazwischenkommt, da konn i ah nix macha.“
    „Geh, irgendwas kommt doch immer dazwischen bei dir.“
    „Ja ... scho, aber a oanzelne Hand find’t ma ah net alle Tag. Da is’s doch klar, dass s ’ mi da holn miassn.“
    Hattinger fasste Mia an den Schultern. Er wollte ihr wenigstens noch einen Abschiedskuss geben, aber sie drehte sich weg und setzte sich trotzig wieder auf ihr riesiges Wohnsofa, auf dem sie so
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