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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei
Autoren: Daniel F. Galouye
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zerstörte?
    Ich suchte den Himmel nach Anzeichen ab, daß er das Gewitter erscheinen ließ.
    Aber nirgends war eine Wolke zu sehen. Wir waren jetzt nur noch einen Häuserblock von der TEAG entfernt. Die Menschen standen so dicht gedrängt, daß sich Jinx mit mir kaum hindurcharbeiten konnte.
    Vom Gebäude der TEAG flatterte ein farbenfrohes Banner:
     
    Historisches Ereignis!
Heute öffentliche Vorführung
veranlaßt von Horace P. Siskin
TEAG löst erstes Problem
menschlicher Beziehungen
     
    Natürlich war das ein Betrug. Heath hatte keine Zeit gehabt, seinen Simulator für eine neue Funktion umzuprogrammieren. Siskin würde den Leuten irgendein idealistisches Geschwätz verzapfen – nachdem sie ein paar Stunden gewartet hatten.
    Die Menge rückte vor und trieb uns mit. Ich war dankbar für Siskins ›Vorführung‹. Tausende konnten hören, was ich zu sagen hatte. Jinx sah mich nervös an.
    »Er muß doch schon in Verbindung mit dir sein!«
    Aber ich richtete meine Gedanken in einem letzten, verzweifelten Versuch an den Großen Simulektroniker.
    Hall – wenn Sie überdenken, was ich sage, dann hätte ich noch etwas hinzuzufügen. Dorothy Ford verdient eigentlich ein besseres Schicksal. Sie können die schmutzigen Dinge aus ihr herausprogrammieren, Whitney wäre für die Leitung der soziologischen Forschungsarbeiten besser geeignet als Heath. Und – holen Sie Jinx hier irgendwie heraus. Ich kann nicht.
    Wir hatten die letzte Kreuzung erreicht. Ich kam mir vor wie ein Mensch, der gebetet hat. Die Unsicherheit, die auf mein bedenkenloses Flehen folgte, ließ sich vielleicht wenigstens in einer Beziehung mit dem religiösen Äquivalent vergleichen: Auch von Gott erwartet man keine mündliche Antwort.
    Dann spürte ich das immer stärker werdende Schwindelgefühl, den Anprall donnernden Lärms, der gar kein Lärm war, die Übelkeit, das Züngeln unsichtbarer Flammen durch alle meine Sinne.
    Er ließ jetzt den Modulator mit Phasenverschiebung arbeiten. Und durch die immer stärker werdenden Schmerzen empfing ich den empathisch übertragenen Eindruck seines bösen Gelächters.
    Er hatte mich gehört, aber meine Unterwerfung war ihm nur Anlaß zu neuem Spott.
    Dann fiel mir ein, daß er diese Welt vielleicht niemals hatte retten wollen. Vielleicht hatte er sich die ganze Zeit darauf gefreut, das Entsetzen Tausender von Reaktions-Subjekten genießen zu können, das sie beim Untergang ihres Universums befallen mußte.
    Die Menschenmenge, in die wir eingekeilt waren, stürmte vor, bog nach links ab; gleich einem Strom, der ein Hindernis umfließt, teilte sie sich, um an einer Umsteigeplattform vorbeizuhasten.
    Ich wurde gegen den hüfthohen Anbau geworfen und streckte den Arm aus, um Jinx zu schützen. In der Nähe versuchten zwei Polizisten, das Schlimmste zu verhüten.
    Ich hob Jinx auf die Plattform, trat auf den abgerissenen, verbogenen Rand eines durchtrennten Transportbandes und schwang mich zu ihr hinauf. Zweimal wurden wir beinahe hinuntergestoßen, bis wir den Steuerkiosk erreichten. In der V-förmigen Nische stehend sah ich mich um. Auf drei Seiten von Stahlwänden umgeben, waren wir nur von vorne gefährdet, als wir über dem Meer vor Leibern standen, das dem TEAG-Gebäude entgegenbrandete. Ich faßte Jinx an der Schulter und drehte sie zu mir herüber.
    »Ich sollte es eigentlich nicht so machen, aber ich habe keine andere Wahl.«
    Ich zog die Waffe aus der Tasche, zwang Jinx, sich vor mich zu stellen und hielt sie fest. Dann fuchtelte ich mit der Schockpistole herum und brüllte, um mir Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    Eine Frau sah die Waffe und schrie: »Vorsicht! Er ist bewaffnet!«
    Sie sprang von der Plattform.
    Drei Männer folgten ihr und einer von ihnen brüllte im Sprung: »Es ist Hall! Es ist Hall!«
    Einen Augenblick später war die Umsteigeplattform frei gemacht. Jinx und ich standen allein in der Nische.
    Ich ließ die leere Waffe sinken und zielte damit auf Jinx.
    Einer der Polizisten kämpfte sich durch die Menge bis zum Rand der Plattform und zog seine Waffe.
    »Lieber nicht!« schrie ich. »Wenn Sie abdrücken, ist sie tot!«
    Er ließ seine Waffe sinken und sah unsicher den anderen Polizisten an, der sich bis zu ihm durchgedrängt hatte.
    »Es ist völlig falsch, Siskins Simulator zu schützen!« schrie ich. »Er wird ihn nicht dafür einsetzen, unsere Zukunft zu verbessern!«
    Es gab lautes Buh-Geschrei und jemand rief: »Holt ihn doch herunter!«
    Vier Polizisten erreichten die Plattform
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