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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei
Autoren: Daniel F. Galouye
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natürlich verstehen, daß es Sie stört, nicht am Gewinn des Konzerns beteiligt zu sein.«
    »Es geht mir nicht um Aktien. Mit der Bezahlung bin ich zufrieden. Ich möchte lediglich meine Aufgabe erfüllen.«
    »Bei Hannon Fuller war das anders, wissen Sie.«
    Siskin legte die Finger um das Glas.
    »Er hat die Geräte und das ganze System erfunden. Er kam zu mir, weil er Kapital brauchte. Wir haben das Unternehmen auf die Beine gestellt – übrigens waren wir zu acht – und vertraglich wurde festgelegt, daß ihm ein Anteil von 20 Prozent zusteht.«
    »Nachdem ich fünf Jahre lang sein Assistent war, weiß ich auch darüber Bescheid.«
    »Warum spielen Sie dann hier den Gekränkten?«
    Der Widerschein des Hypnosteins glitt über die Decke des Alkovens, flutete durch das Fenster, verdunkelte für einen Augenblick den Lichterglanz der Stadt. Eine Frau kreischte, bis ihre schrillen Schreie endlich von lautem Gelächter übertönt wurden.
    Ich richtete mich auf und starrte Siskin von oben herab an.
    »Fuller ist erst vor einer Woche gestorben. Ich komme mir vor wie eine Hyäne – ich stehe hier und feiere die Tatsache, daß ich seine Stelle bekommen habe.«
    Ich wandte mich zum Gehen, aber Siskin sagte hastig: »Sie wären so und so vorgezogen worden. Fuller hatte als technischer Direktor ausgespielt. Er konnte die Belastung einfach nicht mehr ertragen.«
    »Ich hab’ da etwas anderes gehört. Fuller sagte, er sei entschlossen, zu verhindern, daß Sie den Milieu-Simulator für politische Wahrscheinlichkeitsvoraussagen benützen.«
    Die Vorführung des Hypnosteins kam zu einem Ende, und die gedämpfte Unterhaltung der Anwesenden schwoll zu einem lauten Stimmengewirr an, während man der Bar zustrebte.
    Eine junge Blondine kam direkt auf mich zu. Bevor ich den Rückzug antreten konnte, hatte sie meinen Arm ergriffen und drückte ihn besitzerisch an ihr Goldbrokatmieder. Ihre Augen waren übergroß vor Staunen, und das silbrig schimmernde Haar fiel auf die nackten Schultern herab.
    »Mr. Hall, war das nicht einfach wunderbar – der Hypnostein vom Mars? Hatten Sie etwas damit zu tun? Ich seh’s Ihnen an!« Ich schaute zu Siskin hinüber, der gerade unauffällig das Weite suchte. Dann erkannte ich das Mädchen als eine seiner Privatsekretärinnen. Das Manöver war klar erkennbar. Sie hatte immer noch Dienst. Nur umfaßten ihre Pflichten jetzt andere Dinge als die sonst üblichen.
    »Nein, das war ausschließlich die Idee Ihres Chefs.«
    »Oh«, sagte sie und starrte ihm bewundernd nach. »Was für ein phantasievoller kleiner Mann! Er ist doch süß, nicht wahr? Richtig zum Liebhaben!«
    Ich versuchte mich loszumachen, aber man hatte sie offenbar gut instruiert.
    »Und Ihr Gebiet, Mr. Hall, ist Stim … Stimulier …?«
    »Simulektronik.«
    »Wie faszinierend! Wie ich gehört habe, soll, wenn Sie und Mr. Siskin Ihre Maschine… ich darf das doch Maschine nennen, nicht wahr?«
    »Es handelt sich um einen Umwelt-Simulator.«
    »Also daß, wenn Ihr Simulator funktioniert, kein Bedarf mehr an Schnüfflern besteht.«
    Mit Schnüfflern meinte sie natürlich die amtlich zugelassenen Test-Interviewer oder ›Meinungsforscher‹, wie die gebräuchliche Bezeichnung lautete. Ich ziehe letztere vor, weil ich keinem Menschen die Chance neide, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, selbst wenn das eine ganze Armee von – nun ja, Schnüfflern bedeutet, die sich um die Alltagsgewohnheiten und -handlungen der Öffentlichkeit kümmern.
    »Wir haben nicht die Absicht, irgend jemanden brotlos zu machen«, erklärte ich ihr, »wenn aber die Meinungsforschung vollautomatisiert ist, wird man sich entsprechend anpassen müssen.«
    Sie zog mich hinüber zum Fenster.
    »Was haben Sie denn für ein Ziel, Mr. Hall? Erzählen Sie mir von Ihrem Simulator. Ich heiße übrigens Dorothy.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
    »Seien Sie doch nicht so bescheiden. Das glaub’ ich Ihnen einfach nicht.«
    Wenn sie das von Siskin inszenierte Manöver nicht aufgeben wollte, sah ich nicht ein, warum ich nicht auch taktisch vorgehen sollte – auf einer Ebene, für die ihre Intelligenz nicht ausreichte.
    »Nun, sehen Sie, Miss Ford, wir leben in einer komplizierten Gesellschaft, die es vorzieht, dem Wettbewerb alle Risiken zu nehmen. Deshalb gibt es auch mehr Meinungsforschungsinstitute als ein normaler Sterblicher zu zählen vermag. Bevor wir ein Produkt auf den Markt bringen, wollen wir erfahren, wer es kaufen wird, wie oft und was man dafür anlegen
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