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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei
Autoren: Daniel F. Galouye
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und kreisten uns ein. Aber sie konnten immer nur so weit gehen, daß die Stahlwände nicht ihre Sicht verdeckten.
    »Ich glaube nicht, daß es so geht«, sagte Jinx verängstigt. »Sie wollen nichts hören!«
    Nachdem es ruhiger geworden war, fuhr ich fort: »Ihr seid Dummköpfe – alle miteinander! Siskin braucht euch doch nur, damit ihr seinen Simulator vor den Interviewern schützt!«
    »Lüge! Lüge!« wurde von allen Seiten geschrien.
    Einer der Polizisten versuchte auf die Plattform zu klettern. Ich zog Jinx näher heran und stieß ihr den Lauf der Pistole in die Rippen. Er sprang hinunter und starrte seine Waffe enttäuscht an. Er hatte sie auf konzentrierte, tödliche Intensität eingestellt.
    Ich begann wieder auf die Leute einzureden, aber dann verstummte ich zitternd, als der Große Simulektroniker die Phasenverschiebung des Modulators verstärkte. Verzweifelt kämpfte ich gegen das donnernde Rauschen, die versengende Hitze in meinem Schädel an.
    »Doug, was ist denn?« fragte Jinx.
    »Nichts.«
    »Ist es der ›Steuermann‹?«
    »Nein.«
    Es war nicht nötig, daß sie von der Empathieverbindung wußte. Ich spürte, wie ihre Nervosität nachließ. Es war beinahe, als sei sie enttäuscht, daß meine Folterung noch nicht begonnen hatte.
    Die Menge wurde ruhig und ich brüllte weiter: »Würde ich mein Leben riskieren, euch das zu sagen, wenn es nicht zuträfe? Siskin will nur eure Unterstützung, damit der VTI ihn nicht bekämpfen kann! Sein Simulator dient niemand anderem als Siskin!«
    Der Modulator des Hall in der Oberen Wirklichkeit arbeitete immer wilder, und ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten. Das brutale Gelächter des Marionettenspielers war deutlich zu vernehmen.
    Ich sah zum Himmel hinauf. Nicht die Spur einer Wolke. Entweder wollte er seine simulektronische Schöpfung tatsächlich zerstören, oder er glaubte nicht daran, daß ich Tausende von Reaktions-Subjekten umorientieren konnte.
    »Siskin will doch nur das Land beherrschen!« brüllte ich verzweifelt. »Er arbeitet mit der Partei zusammen! Glaubt mir, er ist gegen euch!«
    Wieder mußte ich warten, bis die Erregung sich gelegt hatte, bevor ich weitersprechen konnte:
    »Wenn der Simulator seine politische Strategie bestimmt, wird er auf jeden Stuhl gewählt, den er möchte!«
    Ein paar Leute hörten mir zu, aber die große Mehrheit versuchte immer noch, mich niederzuschreien.
    Zahlreiche Polizisten hatten die ganze Plattform eingekreist. Einer schrie etwas in ein Mikrophon. Es würde nicht lange dauern, bis ein Flugwagen auftauchte, und vor dem konnte mich Jinx nicht schützen.
    Auf der anderen Straßenseite traten mehrere Personen auf das Dach des TEAG-Gebäudes hinaus. Ich erkannte zwei von ihnen – Dorothy Ford und den neuen technischen Direktor Marcus Heath.
    Ich wandte mich wieder der Menge zu.
    »Ich kenne Siskins Pläne, weil ich an der Verschwörung beteiligt war. Wenn ihr mir nicht glaubt, beweist das nur, daß ihr so dumm seid, wie Siskin annimmt!«
    Drüben auf dem Dach hob Heath ein Megaphon an die Lippen. Dröhnend drang seine Stimme herunter: »Hört ihm nicht zu! Er lügt! Das sagt er nur, weil er hinausgeworfen worden ist – von Mr. Siskin und der Partei …«
    Er schwieg plötzlich, weil ihm klargeworden war, was er gesagt hatte. Es wäre sicher nicht schwer gewesen, den Versprecher zu korrigieren, aber er gab sich keine Mühe, er verlor die Nerven, floh ins Gebäude zurück und bewies dadurch, daß ich recht hatte.
    Das allein hätte genügt, aber auch Dorothy tat noch ihr Teil. Sie nahm das Megaphon und sprach hinein:
    »Was Douglas Hall sagt, ist wahr. Ich bin Mr. Siskins Privatsekretärin. Ich kann jedes Wort beweisen.«
    Ich atmete erleichtert auf und sah, wie der Mob auf das Gebäude zustürmte.
    Aber dann schrie ich gequält auf, als der ›Steuermann‹ mit meinem Erfolg offenbar unzufrieden, mich die ganze Wirkung der fehlerhaften Verbindung spüren ließ.
    »Er hat sich eingeschaltet!« schrie Jinx.
    Entmutigt nickte ich.
    Dann bohrte sich der nadelscharfe Strahl einer Schockpistole in meine Schulter. Als ich stürzte, sah ich oben auf dem Kiosk einen Polizisten sitzen.
    Ich wollte Jinx wegschieben, aber meine Hand glitt ins Leere. Sie war verschwunden. Sie hatte sich endlich in ihre eigene Welt zurückgezogen.
    Ihr Verschwinden verblüffte den Polizeikordon, aber nur für Augenblicke. Ein zweiter roter Strahl zuckte vor, durchbohrte meine Brust. Ein dritter meinen Bauch, ein vierter schnitt mir den
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