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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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sagte ich. »Ich könnte anrufen und sie fragen, ob sie die Geschichte wollen. Ich bin überhaupt nicht beeindruckt von Leuten, die so rumbrüllen. Aber du kannst echte Schwierigkeiten kriegen, weil du mal vom Fach warst.«
    »Wir sollten weiterfahren«, nickte er leichthin. »Meine Neugier kann mir niemand verbieten.«
    »Was ist, wenn Kischkewitz deinetwegen Schwierigkeiten kriegt?«
    »Der ist erwachsen, er kann selber brüllen.«
    Als Emma zurückkam, fragte sie: »Wir fahren weiter, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Dein Mann ist der Meinung, dass er als Bürger neugierig sein darf. Und bei mir ist das sogar Beruf.«
    »Dann wäre es gut, Kischkewitz anzurufen und ihm zu sagen, dass wir trotz allem vorbeischauen, sonst kommen wir um die Ecke, und er muss so tun, als kenne er uns nicht.« Dann hielt sie inne und setzte hinzu: »Mir ist nach einem Schnaps.«
    »Wir besorgen einen«, versprach Rodenstock. »Ich sage Kischkewitz Bescheid.« Er ging abseits und begann zu telefonieren, er wirkte ganz gelassen.
    »Ich sollte mich da raushalten«, murmelte Emma. »Ich bin zu alt für so was.«
    »Das bist du nicht, du leidest nur. Wenn du tagsüber einen Schnaps willst, protestiert dein Magen gegen den rüden Alltag.«
    »Oder so«, nickte sie. »Wie geht es dir mit Maria?«
    »Nicht so gut. Wir sehen uns, aber sehr selten. Sie arbeitet zu viel in ihrem Aldi.«
    »Das klingt nicht gerade nach einem Rosengarten.«
    »Es ist auch keiner. Wahrscheinlich sind wir nur zwei alte Krähen mit schlechten Erfahrungen.«
    Emma stand da in der Sonne und grinste mich an. Sie sagte nichts. Und zu ihren Füßen standen drei rote Lichtnelken und wirkten äußerst dekorativ.
    Sie fragte: »Wann habt ihr euch zuletzt gesehen?«
    »Vor vier Wochen«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Du lieber Himmel, welch eine berauschende Partnerschaft!«
    »Du bist ekelhaft«, sagte ich.
    »Manchmal«, gab sie zu. »Wo ist denn der Haken?«
    »Im Alltag. Sie kommt am Samstagmittag, und sie sagt, sie sei kaputt, und sie sagt, sie müsse erst mal in Ruhe ankommen. Am Sonntagmorgen ist sie noch immer nicht ganz da. Und Sonntagabend muss sie früh ins Bett, denn sie steht um vier Uhr auf, um gegen sechs Uhr in ihrem Laden in Prüm zu sein. Dann kriegt sie ihre Lieferungen. Alles in allem haben wir keine guten Karten.«
    »Und wenn du zu ihr nach Prüm fährst?«
    »Das gefällt ihr noch weniger. Sie sagt, sie müsse möglichst oft aus Prüm raus. Wieso erzähle ich dir das alles?«
    »Weil du sonst mit keinem Menschen drüber redest. Schon gar nicht mit deinen Freunden.«
    »Da höre ich Vorwürfe.«
    »Na ja, du bist schon ein seltsamer Vogel. Du wohnst zweitausend Meter weit weg und benimmst dich so, als sei das eine unüberbrückbare Entfernung. Und mein Ehemann fragt sich manchmal, ob du überhaupt mit ihm etwas zu tun haben willst.«
    »Dein Ehemann ist meschugge.«
    »Dem würde ich nicht zustimmen. Er liebt dich, falls dir das bis heute verborgen geblieben ist. Also gut, das Thema ist nicht neu. Ich wollte auch nur sagen, dass unser Haus dir immer offen steht. Dämliche Floskel.«
    »Ich muss mich bessern, ich weiß.«
    »Das wäre schön«, sagte sie mit freundlichem Nachdruck. »Sieh an, mein Macker ist fertig.«
    Rodenstock kam herangetrabt und machte einen abwesenden Eindruck. »Das ist komisch«, stammelte er, »dieser Kommissionsleiter scheint mit sämtlichen Beteiligten Krach zu haben. Er ist ein Mann aus Aachen mit schlechtem Ruf. Er hat einen Leitenden Oberstaatsanwalt dazu überredet, eine totale Nachrichtensperre zu verhängen. Natürlich mit dem Erfolg, dass sieben Fernsehsender durch die Gegend fahren und lautstark Informationshonorare anbieten. Er hat einen Mediziner und einen Chemiker mitten in einer Untersuchung des Mädchens weggeschickt - mit der Feststellung, er habe keine Zeit mehr, auf die trödeligen Wissenschaftler zu warten. Dann hat er einen Verdächtigen festgenommen, obwohl der gar nicht sehr verdächtig ist. Wir können ruhig hinfahren, sagt Kischkewitz. Sie tagen im Hinterzimmer einer Kneipe. Ich soll euch grüßen. Und er rät uns zu einem Termin bei einer gewissen Griseldis. Die Adresse habe ich. Sie hat einen seltsamen Beruf. Sie behauptet, sie sei Hexe.«
    »Wie schön«, entgegnete Emma sanft. »Endlich mal ein verständiger Mensch. Und wer ist der Verdächtige, der nicht verdächtig ist?«
    »Eine merkwürdige Figur, dreiundvierzig Jahre alt, lebt auf einem alten Bauernhof. Der Mann heißt Jakob
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