Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
was dachten Sie als Erstes, wer so etwas getan haben könnte?«
    Sie stützte beide Ellenbogen auf ihre Oberschenkel und nahm die Hände vor das Gesicht. »Gute Frage. Ich will ehrlich sein, ich habe an niemanden denken können, mir fiel keiner ein, und ich war auch erleichtert, so denken zu können. Traurig war ich.«
    »Nun ist da jemand unter Tatverdacht festgenommen worden«, sagte Rodenstock schnell. »Ein gewisser Jakob Stern, dreiundvierzig Jahre alt, lebt auf einem Bauernhof. Hier in der Gegend wohl. Fällt Ihnen zu diesem Mann etwas ein?«
    Sie nahm sehr langsam die Hände von ihrem Gesicht weg, und dann trat so etwas wie eine überschießende Heiterkeit in ihre Augen. »Jakob? Der Stern? Ach, du lieber Gott, der kann es nun wirklich nicht gewesen sein.«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte Emma fast aggressiv.
    »Weil er die freie Auswahl bei unserem Geschlecht hat, verehrte Schwester, und weil er die Auswahl bei jeder sich bietenden Gelegenheit nutzt. Er ist ein Mensch mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern, was die Polizei früher eine HWG-Person nannte, wobei >häufig< bei Jakob noch eine glatte Untertreibung ist.« Dann lachte sie, die ganze Frau lachte, sie bebte in Heiterkeit. »Mein Gott, der Jakob!«
    »Hast du auch mit ihm geschlafen, Schwester?« Das kam wie eine Explosion, und Emma hatte plötzlich ganz schmale Augen.
    »Nein, oh, nein. Nicht Jakob!«
    »Aber wieso kommt die Polizei auf den Verdacht, der Mann könne es gewesen sein?«, fragte ich.
    »Ich nehme an, weil sie herausfanden, dass Jamie-Lee oft bei Jakob auf dem Hof war. Und wenn ich das mal erwähnen darf: Die Polizei benimmt sich in diesem schrecklichen Fall so hektisch wie eine Truppe schlechter Laienschauspieler. Und vielleicht war Jamie-Lee kurz vorher sogar bei ihm. Er war nämlich auch so ein Wunder für die Kleine. Sie durfte mit Jakobs Trecker fahren, ganz allein. Und sie durfte unter seinen heiligen Eichen sitzen und den Tieren zuhören.«
    »Was, bitte?«, fragte Emma verwirrt.
    »Also, der Jakob hat eine sehr alte Eichengruppe auf dem Hof, wir schätzen so dreihundert bis vierhundert Jahre. Jakob sagt, es seien heilige Eichen. Und manchmal lädt Jakob seine Freunde ein, und sie hocken sich unter die Eichen ins dichte Gras und hören den Tieren zu.«
    »Welchen Tieren denn?«, fragte Emma.
    »Na ja, ich nenne mal Spatzen und andere Sperlingsvögel, Elstern, Mäuse im alten Laub, etwas ganz Normales. Nachtigallen im Sommer, Meisen, was weiß ich, Zaunkönige, Hänflinge. In der Brunft brüllt ein Hirsch.«
    »Es ist aber doch idiotisch, einen solchen Mann festzunehmen und auch noch öffentlich von einem Verdächtigen zu sprechen.« Rodenstock sprach ganz leise, als rede er mit sich selbst.
    »Das denke ich auch«, nickte Griseldis. »Aber dieser Abele sagte, er werde schnell Klarheit in den Fall bringen.«
    »Wer, bitte, ist denn Abele?«, fragte Emma.
    »Na, dieser Chef der Kriminalpolizisten.«
    »War der etwa hier?«, fragte Emma.
    »Oh ja, so um ein Uhr herum. Nur kurz. Viktor Abele heißt er, und er hat mir gesagt, er könne gut auf meinen Hexenschmonzes verzichten, und ich solle einfach den Mund halten und niemandem Auskunft geben über das Mädchen.«
    Keiner sagte etwas.
    »Warum war er denn hier?«, fragte Emma schließlich.
    »Na ja, weil irgendjemand ihm gesagt haben muss, dass Jamie-Lee oft hier war. Aber ich passe wohl nicht in sein Raster. Er sagte auch noch, Leute wie ich seien Beutelschneider und immer schon Beutelschneider gewesen.«
    »Was kostest du denn eigentlich?«, fragte Emma und lächelte leicht.
    »Ich nehme einen Hunderter für eine normale Beratung.«
    »Und was ist eine normale Beratung?«
    »Sechzig Minuten«, antwortete sie, und diesmal grinste sie eindeutig. »Also gut, Schwester, ich sage dir, was normal ist. Der Besucher muss seine Schwierigkeiten definieren können, oder ich muss ihn dahin bringen, das zu versuchen. Das ist sehr viel Arbeit, glaub mir, sehr viel Arbeit.«
    »Was hat das mit Hexerei zu tun?«, fragte Emma.
    Sie überlegte. »Wenig. Aber du solltest mich mal erleben, wenn ich in der Walpurgisnacht auf meinem Besen über die Stauseen rase.«
    »Du willst es nicht erklären, nicht wahr?« Emmas Lächeln war scharf wie ein Messer. Es gab keinen Zweifel, sie war auf dem Kriegspfad.
    »Nein, will ich nicht.« Griseldis war ganz ernst. »Kann ich noch etwas für euch tun?«
    Emma lächelte. »Du willst uns loswerden.«
    »Ja, klar. Gleich kommt Kundschaft.«
    »Können wir Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher