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Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr

Titel: Tarzan 02 - Tarzans Rückkehr
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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Der Zwischenfall auf dem Dampfer
     
    »Magnifique!« stieß die Gräfin de Coude atemlos hervor.
    »Wie bitte? Was meinst du?« fragte der Graf, an seine junge Frau gewandt, und ließ den Blick in verschiedene Richtungen schweifen, um den Gegenstand ihrer Bewunderung herauszufinden.
    »Oh, überhaupt nichts, Schatz«, antwortete sie, während eine flüchtige Röte sich über ihre schon rosigen Wangen ergoß. »Ich mußte nur gerade voll Bewunderung an die riesigen Wolkenkratzer in New York denken. So nennt man sie ja wohl.« Die schöne Gräfin machte es sich in ihrem Liegestuhl bequem und widmete sich wieder ihrem Journal, das sie bei ihrem ›überhaupt nichts‹ hatte in den Schoß sinken lassen.
    Ihr Mann vertiefte sich ebenfalls wieder in sein Buch, jedoch nicht ohne sich ein wenig drüber zu wundern, daß seine Gräfin drei Tage nach der Abfahrt aus New York Begeisterung für eben jene Gebäude entwickelte, die für sie noch vor kurzem nur Scheußlichkeiten dargestellt hatten.
    Bald darauf ließ er sein Buch sinken. »Das ist sehr ermüdend, Olga«, meinte er. »Ich denke, ich sollte einige Leute auftreiben, denen es genauso geht. Mal sehen, ob genug für ein Kartenspiel zusammenkommen.«
    »Du bist mir ja ein Kavalier, mein Lieber!« erwiderte die Gräfin lächelnd. »Aber da ich mich genauso langweile, will ich dir verzeihen. Geh nur und widme dich deinen tristen Karten, wenn es dir gefällt.«
    Als er verschwunden war, wanderten ihre Blicke verstohlen zu einem hochgewachsenen jungen Mann, der sich unweit von ihr in einem Liegestuhl rekelte.
    »Magnifique!« stieß sie ein weiteres Mal hervor.
    Die Gräfin Olga de Coude war zwanzig, ihr Gatte vierzig. Sie war eine treue und ergebene Ehefrau, aber da man ihr bei der Wahl des Gatten kaum eine Stimme zugestanden hatte, ist es mehr als wahrscheinlich, daß sie keine allzu heftige und leidenschaftliche Liebe für den Mann empfand, den das Schicksal und ihr Vater, ein russischer Adliger, für sie auserkoren hatten. Jedoch sollte man aus diesem kurzen Ausruf der Bewunderung angesichts des attraktiven jungen Fremden keinesfalls schließen, daß sie in Gedanken ihrem Gatten gegenüber in irgendeiner Weise unloyal gewesen wäre. Sie war lediglich beeindruckt, wie sie von jedem besonders wohlgestaltetem Exemplar irgendeiner Gattung beeindruckt gewesen wäre. Außerdem sah der junge Mann zweifellos sehr gut aus.
    Ihr heimlicher Blick ruhte gerade auf seinem Profil, da stand er auf, um das Deck zu verlassen. Die Gräfin wandte sich an einen vorbeieilenden Steward.
    »Wer ist dieser Herr?« fragte sie.
    »Er hat sich unter dem Namen Monsieur Tarzan von Afrika eintragen lassen, Madame«, antwortete der Befragte.
    Ein ziemlich großes Anwesen, dachte die Gräfin bei sich, doch ihre Wißbegier war nur größer geworden.
    Als Tarzan langsam zum Rauchsalon schlenderte, stieß er vor der Tür auf zwei Männer, die aufgeregt miteinander flüsterten. Er hätte ihnen nicht einmal einen flüchtigen Gedanken geschenkt, wäre ihm nicht der seltsam schuldbewußte Blick aufgefallen, mit dem einer der beiden ihn ansah. Beide waren sehr dunkel und erinnerten ihn an jene erbärmlichen Schurken in Theaterstücken, die er sich in Paris angesehen hatte. Sein Eindruck wurde noch verstärkt, da sie verstohlen um sich blickten, mit den Schultern zuckten und offensichtlich etwas im Schilde führten.
    Tarzan betrat den Salon und suchte sich einen etwas abseits stehenden Stuhl. Er war nicht in der Stimmung, sich mit jemandem zu unterhalten, und während er an seinem Absinth nippte, ließ er die vergangenen Wochen seines Lebens bekümmert an sich vorüberziehen. Immer wieder hatte er sich gefragt, ob es ein kluger Entschluß gewesen war, sein Erstgeburtsrecht an einen Menschen abzutreten, dem er nichts schuldig war. Sicher mochte er Clayton – aber darum ging es nicht. Nicht um William Cecil Claytons, Lord Greystokes, willen hatte er seine Eltern verleugnet. Er hatte es für die Frau getan, die sie beide liebten und die eine seltsame Laune des Schicksals Clayton und nicht ihm zugeführt hatte.
    Daß sie seine Liebe erwidert hatte, machte die Sache noch unerträglicher, und doch wußte er, daß er an dem bewußten Abend auf dem kleinen Bahnhof in den fernen Wäldern Wisconsins nicht hätte anders handeln können. Ihr Wohlergehen war für ihn das Wichtigste, und seine wenigen Erfahrungen mit der Zivilisation und zivilisierten Menschen hatten ihm gezeigt, wie unerträglich ein Leben ohne Geld und
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