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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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denn um Hilfe bitten, wenn wir das brauchen?«, fragte Rodenstock. »Selbstverständlich.«
    »Dann hätte ich gern Ihren Namen, Ihren richtigen Namen.«
    »Aber ja«, nickte sie. »Ich heiße Gabriele Griseldis, und ich bin vierundfünfzig Jahre alt und nicht vorbestraft. Ziemlich einfach.«
    »Dann sind wir auch schon aus der Tür«, sagte Emma. »Und wo finden wir diesen Jakob Stern?«
    »Das ist ganz einfach. Fragt nach dem Sauerbachtal. Nicht weit. Aber nicht vergessen: Er ist ein Verdächtiger, und er ist wahrscheinlich nicht zu Hause. Und es gibt ein altes Austragshaus, ein paar hundert Meter entfernt, da lebt der Bruder von Jakob Stern, Franz Stern, etwas jünger. Manchmal lebt er da. Aber der ist ein Streuner, und meistens hängt er irgendwo herum, wo auch andere rumhängen.« Dazu lächelte sie ein Lächeln, das nicht zu definieren war. Rätselhaft vielleicht, auf jeden Fall eines von der Sorte: Ihr habt ja keine Ahnung!
    »Das gibt sich«, sagte Emma leichthin. »Wir sehen uns das Häuschen an. Und dich, meine liebe Schwester, sehen wir wieder, weil das Gespräch bisher nett und aufrichtig und freundlich und zuvorkommend war, und weil alle Beteiligten offensichtlich nett und zuvorkommend und freundlich sind, obwohl ja ein junger Mensch getötet worden ist. Wir haben hier sozusagen eine Zusammenballung an Harmlosigkeiten gefunden.«
    »Ich sehe keinen Grund, euch innig zu lieben«, erwiderte sie ganz sanft. »Ich komme sehr gut ohne euch aus.«
    Ich bin mein ganzes Leben lang fasziniert gewesen von der Fähigkeit der Frauen, ein Gespräch innerhalb von fünf Sekunden von zwanzig Grad plus auf zehn Grad minus herunterzukühlen.
    »Zicken!«, sagte Rodenstock heiter. »Und gleich die Stars der Truppe.«
    »Ihr habt doch keine Ahnung«, sagte Emma hochnäsig. »Das stimmt!«, gab ich zu. »Selig die Ahnungslosen, denn sie brauchen …«
    »Vorsicht!«, sagte die Hexe. »Das regeln wir schon.«
    »Na ja, ich finde es jedenfalls erheiternd.« Rodenstock lächelte sie an. »Etwas brauchen wir noch. Der Freund der Jamie- Lee heißt Mark. Wie heißt er denn komplett, und wo finden wir ihn?«
    »Komplett heißt er Meier«, sagte sie. »Und er wohnt zwei oder drei Häuser von Jamie-Lee entfernt. Der Vater ist übrigens Rechtsanwalt. Soll gut sein.« Dann sah sie auf ihre Uhr. »Ich schmeiß euch jetzt raus, Leute.«
    »Einverstanden«, sagte Emma und stand auf.
    »Noch eine Frage im Stehen«, murmelte ich und erhob mich ebenfalls. »Sie haben von heiligen Eichen gesprochen, unter denen Jakob Stern mit irgendwelchen Gästen sitzt, um den Tieren zuzuhören. Heißt das, er ist ein …«
    »Ja«, nickte sie schnell. »Das heißt es. Jakob ist ein Schamane.«
    »Du lieber Himmel«, seufzte Emma. »Da ist aber viel zu besichtigen im Nationalpark Eifel.«
    »Wir mühen uns«, versicherte Griseldis eindeutig ironisch. Dann lächelte sie Emma freundlich an: »Wir sind aber noch nicht perfekt, wir üben noch.«
    Beide Frauen hatten von dem sehr speziellen Tee keinen Schluck getrunken.
     
    »Ich denke, es ergibt nicht viel Sinn, einen kleinen Bauernhof ohne Besitzer anzustarren«, sagte ich. »Wie wäre es, wenn wir nach diesem Jungen suchen, diesem Mark?«
    »Das wäre gut«, nickte Emma. »Aber der Vater ist Rechtsanwalt, der wird das nicht gut finden.«
    »Versuchen wir es«, sagte Rodenstock. »Also Meier, irgendwo da drüben in den Häusern.«
    Das Wetter war nach wie vor traumhaft, die Sonne hatte den ganzen Himmel für sich, die Blumen in den Gärten leuchteten, und die Menschen machten einen heiteren, sehr gelassenen Eindruck.
    »Schamane«, sagte Emma nachdenklich. »Was, zum Teufel, ist ein Schamane? Und wieso ist der ein Eifelbauer und nennt sich Schamane? Wenn er sich für einen Druiden hielte, weil hier schließlich mal die Kelten zu Hause waren, dann würde ich das begreifen. Aber Schamane?«
    »Na ja, vielleicht war er in den USA und hat bei irgendwelchen Indianern den Regentanz gelernt«, sagte Rodenstock. »So etwas gibt es heute tatsächlich. Du karriolst mal eben per Billigflieger in die Staaten, triffst ein paar Eingeborene, hörst dir an, was die zu sagen haben, sprichst eine Weile mit dem großen Manitou und kommst im Auftrag der Cherokee zurück, um hier den Fruchtbarkeitstanz einzuführen. So was hat der Eifel immer schon gefehlt. Ich sehe die Rentner in der Eifel beim Training zum großen Wumpapa. Ist doch mal was anderes.«
    »Du bist arrogant«, sagte Emma.
    »Natürlich«, gab er zu. »Aber steigt
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