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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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einer hölzernen Säule ein geschnitzter Buddha. Nichts an diesem Raum war aufdringlich, nichts deutete auf Hexerei - keine Kugel, kein Pendel, keine Karten, nirgendwo ein Abrakadabra. Und es gab auch keinen Hausaltar für irgendeine keltische Göttin. Allerdings auch keinen Fernseher und keinen Computer.
    Sie kam zurück und brachte Wasser und Gläser mit. »Der Tee ist gleich fertig.« Sie sah uns der Reihe nach an. »Ja, ich fürchte, ich kann Ihnen nicht groß helfen. Ich kannte die Kleine sehr gut, sie kam manchmal her, sie war vollkommen unbefangen. Sie stand eines Tages vor der Tür und fragte, ob ich wirklich eine Hexe sei. Da sagte ich, das stimme. Und dann saß sie da im Sessel und versuchte, mich auszufragen. Ob ich zum Beispiel jemanden verhexen oder den Tisch da verschwinden lassen könne oder auf einem Besen reiten. Sie fragte wie ein Kind, und sie war ja ein Kind. Das alles ist ganz schrecklich, nicht wahr?«
    Emma nickte. »Als man sie fand, war sie geschminkt. Wussten Sie das?«
    »Nein, wusste ich nicht.« Griseldis wirkte betroffen. »Hat sie das selbst gemacht?« ‘
    »Nein, offensichtlich der Täter. Wie oft war das Mädchen bei Ihnen?«
    »Ich habe es nicht gezählt. Seit zwei Jahren etwa kam sie her. Mal häufig, dann wieder sehr selten. Ist sie, hat der Täter sie … ich meine …«
    »Soweit wir das wissen, nein. Aber da stehen noch Untersuchungen aus«, sagte Emma und räusperte sich. »Was machen Sie eigentlich so, als Hexe, meine ich?«
    »Ich habe Leute, die mich brauchen. Sie sind krank oder erschöpft oder ratlos.«
    »Sind das viele?«
    »Was bedeutet >viele    »Sie werden dafür bezahlt?«
    »Aber natürlich.«
    »Ist das auch Lebensberatung?«
    »Durchaus.«
    »Können Sie einen typischen Fall schildern?«
    »Ja, warum nicht. Ein Bankangestellter, vierzig Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, leitende Position. Burn-out-Syndrom, die Ehe beginnt zu zerknittern. Er kommt nicht hierher, um Antworten auf seine Lebensfragen zu bekommen. Er kommt her, um mit meiner Hilfe etwas gelassener zu werden, zu den richtigen Fragen vorzustoßen, vielleicht um etwas an seinem Leben zu ändern. Das entscheidet er selbst.«
    »Gibt es da festgelegte Rituale?«, fragte Rodenstock schnell.
    »Nein, die gibt es nicht, das entscheide ich ganz frei.«
    »Spielt der Buddha dabei eine Rolle?«, fragte Emma.
    »Ja und nein«, antwortete sie. »Er ist nur ein Symbol für eine gelassene Vorgehensweise und die Möglichkeiten, in sich selbst hineinzuhorchen. Aber ich dachte, Sie sind hier, um etwas über Jamie-Lee zu erfahren?« Das war ein deutlicher Tadel.
    »Entschuldigung«, sagte Emma schnell. »Wohnte Jamie-Lee weit entfernt von hier?«
    »Nein, nur ein paar hundert Meter. Eigentlich nette Leute.«
    Ich wusste, dass Emma sofort nachhaken würde, derartige Antworten waren eine Einladung an sie.
    »Wieso >eigentlich< nette Leute.«
    »Na ja, die waren hier zu Besuch.« Sie wedelte mit beiden Händen. »Natürlich hat Jamie-Lee ihren Eltern gesagt, dass sie hier bei mir war. Und weil man hier von mir als Hexe spricht, wollten die Eltern wohl erfahren, was für eine schreckliche Person ich wohl sein mag.« Sie lächelte.
    »Würden Sie sagen, das Mädchen war wirklich noch ein Mädchen oder schon eher eine Frau?«
    »Sie wurde gerade zur Frau«, sagte sie. »Und sie hatte ja auch schon einen Freund. Den Mark. Und sie war sehr verwirrt und stilisierte Mark innerhalb von einer Minute zu König Artus hoch und anschließend in dreißig Sekunden herunter zum letzten Arsch.« Sie kicherte.
    »Sie haben sie gemocht, nicht wahr?«
    »Oh ja! Sie war eine hübsche Person, und sie sollte eine schöne Frau werden, denke ich. Hatte sie, hatte Jamie-Lee irgendwelche …«
    Dann sahen wir zu, wie ihr eine Träne aus dem linken Auge lief.
    »Sie hatte keine Verletzungen, soweit wir das bisher wissen«, sagte ich schnell. »War Jamie-Lee denn auch mit diesem Mark bei Ihnen?«
    »Nein, sie war immer allein. Und sie hat mir auch gesagt, dass sie immer allein kommt. Sie sagte ganz stolz: >Du bist mein Geheimnis!<«
    »Schön!«, sagte Emma hell. »Ich hoffe, Sie weichen jetzt nicht aus, wenn ich Sie Folgendes frage: Als Sie erfuhren, dass Jamie-Lee getötet wurde,
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