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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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Stern.«
    »Und wieso ist er nicht verdächtig?«, fragte ich.
    »Weil er ein netter, lieber Kerl ist und keiner Fliege was zuleide tun könnte. Sagen alle.«
    »Aber er kannte diese Jamie-Lee?«, fragte Emma.
    »Ja, er kannte sie sogar sehr gut, sagt Kischkewitz.«
    »Erklär mir, wieso ein Mann Chef einer Mordkommission wird, wenn kein Mensch ihn leiden kann«, bat ich.
    Rodenstock startete den Wagen und fuhr an die Einmündung des Waldwegs. »So etwas kommt vor«, sagte er. »Der Mann erfüllt sämtliche beruflichen Anforderungen, eigentlich wartet er auf solch einen Job. Und dann stellt sich heraus, dass er ein Arschloch ist. Du musst zugeben, das gibt es in jedem Beruf. Das Schlimme ist in diesem Fall, dass der sogenannte Verdächtige von Beginn an öffentlich als Verdächtiger bezeichnet wurde. So etwas kann für so einen armen Kerl fatale Folgen haben.«
    »Wer macht so was?«, fragte ich.
    »Eben deshalb müssen wir hin«, antwortete Rodenstock einfach und gab Gas.
     
    Gegen 14 Uhr kamen wir vor dem einfachen, weiß gekalkten Einfamilienhaus aus den Sechzigern an. Es wirkte freundlich mit seinen grün gestrichenen, altmodischen Läden. Der Vorgarten begeisterte mich: Rosen, nichts als Rosen in allen Farben und Formen.
    »Sie hat einen grünen Daumen«, stellte Emma fest.
    »Und sie hat links außen eine Rose namens Sahara gesetzt«, sagte ich. »Ganz neue Züchtung. Wilde Farben in Sand und Orange, habe ich im Kloster Maria Laach gesehen.«
    Kischkewitz hatte zwischenzeitlich Bescheid gegeben, dass die Leiche des Mädchens abtransportiert sei und der Tatort, von dem man noch nicht wusste, ob er überhaupt einer war, damit praktisch aufgehoben war. Für uns gab es dort nichts mehr zu holen, stattdessen hatte Kischkewitz uns gleich die Adresse dieser ominösen Hexe durchgegeben.
    »Ja, guten Tag«, sagte Rodenstock in sein Handy. »Ich hoffe nicht, dass ich störe. Sie sind Frau Griseldis, und Sie sind eine Hexe, hörte ich. Und Sie kannten die kleine Jamie-Lee gut. Wir sind unterwegs, um Sie zu sprechen. Das heißt, genauer gesagt, stehen wir schon vor Ihrem Haus. Und wir sind eine richtige Invasion, wir sind nämlich zu dritt.« Er hörte eine Weile zu und räusperte sich. »Ja, genauer gesagt, sind wir drei nur immens neugierig. Und ich war einmal ein Kriminalist, meine Frau übrigens auch. Und der Dritte im Bunde ist Journalist und heißt Siggi Baumeister. - Nein, nein, nein, von uns wird nichts in die morgigen Zeitungen gelangen.« Er schwieg wieder und hörte zu. »Das kann ich mir vorstellen, dass die Fernsehleute bei Ihnen geklingelt haben. Wir wollen nur höflich bitten, uns eine halbe Stunde zu widmen. Wir fotografieren nicht, wir haben keine Aufzeichnungsgeräte bei uns, wir sind richtig altmodisch, wir wollen nur zuhören.« Dann sagte sie wieder irgendetwas, und Rodenstock schloss erleichtert: »Natürlich. Danke.« Er klappte sein Handy zusammen. »Sie bittet um fünf Minuten, dann macht sie uns auf. Wahrscheinlich muss sie ihren Besen erst einmal in der Abstellkammer parken.«
    »Ist sie aufgeregt?«, fragte Emma.
    »Nicht die Spur«, sagte Rodenstock. »Wahrscheinlich sucht sie nur den Fehler in ihrem Make-up. Wer hat das Sagen?«
    »Lasst mich das machen«, bestimmte Emma.
    Dann kam von hinten ein weißer, großer Trailer mit einer Riesenschüssel auf dem Dach herangekrochen.
    »Konkurrenz«, sagte ich. »Die Jungs mit den viereckigen Augen.« Ich stieg aus und lehnte mich mit dem Rücken an unser Auto.
    Der Bus parkte hinter uns, eine junge Frau mit den strohblonden, wirren Haaren eines Mops sprang heraus und kam auf mich zugelaufen. »Habt ihr die Griseldis?«, fragte sie atemlos. Sie mochte um die Dreißig sein, sie wirkte sehr hektisch und knabberte an ihrer Unterlippe.
    »Sie geht nicht ans Telefon«, sagte ich. »Sie ist wahrscheinlich gar nicht zu Hause.«
    »Aber sie soll eine Hexe sein«, sagte die Blonde empört. »Wir haben schon zweivierzig und mir fehlen nur noch dreißig, dann kann ich senden. Und das Haus allein? Ist doch blöde, oder?«
    »Ist absolut blöde«, sagte ich. »Was soll sie denn wissen?«
    »Na ja, sie ist eine Hexe, und angeblich war die Kleine bei ihr im Hexenunterricht.« Sie strich sich dauernd über das Haar, als hätte sie das verkehrte Shampoo erwischt, und sie knabberte immer noch an ihrer Unterlippe.
    »Im Hexenunterricht? Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Aber der Wirt in der Kneipe hat das gesagt.« Sie war richtig empört, worüber auch
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