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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Autoren: Jacques Berndorf
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Doppelmörder geworden - ein sinnloses Opfer. Judith Luchmann öffnete die Pillendose, nahm eine Tablette und legte sie sich auf die Zunge. Sie trank einen Schluck Kaffee, sie sagte erneut: »Ja, Baumeister, ja.«
    Sie saß mir gegenüber und starb, ich konnte nichts tun, gar nichts. Sie hatte wissen wollen, wo sie die Fehler gemacht hatte, sie war ein gründlicher Mensch.
     
    Es war um sieben Uhr am Abend, als ich über die Al in die Eifel zurückfuhr. Ich hatte chaotische Stunden hinter mir, und Judiths Augen verfolgten mich noch immer.
    Die Todesermittlungsbeamten hatten mich dreimal zu einer Aussage gebeten, obwohl ich nur dreimal das Gleiche erzählen konnte. Sie operierten hektisch, sie wussten, dass dieser Tod etwas ganz Besonderes war und viel Sorgfalt von ihnen verlangte. Sie wussten, dass es im Blätterwald rauschen würde und über die Fernsehsender ging.
    »Hatten Sie das Gefühl, dass Frau Luchmann wissen wollte, wie weit Ihre Ermittlungen gediehen waren?«
    »Das war mit Sicherheit der Fall. Und als sie es erfuhr, tötete sie sich. Was war denn das für eine Tablette?«
    »Es gibt viele dieser Art. Eine besonders beliebte ist eine schnelle Einschlafdosis für Elefanten oder Pferde. Sie tötet sofort.«
    Ich fuhr nach Westen in einem rötlichen Licht, die Sonne stand tief über den Hügeln. Eifellicht. Nicht mehr lange, und der Mond würde aufgehen. Wie viele lichtscheue Gestalten mochten es sein, die den Mond über der Eifel anbeteten? Ich fuhr an einem Parkplatz raus, um mir eine Pfeife zu stopfen. Ich wählte eine leicht gebogene Stanwell und dachte über die losen Enden des Falles nach. Es gab so vieles, was noch nicht ganz klar war, und es würde lange dauern, bis sich das Knäuel ineinander verwobener Beteiligungen entwirrt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man Manni Luchmann überführt haben würde. Die Polizei hatte noch eine Menge Kleinarbeit zu leisten. Und wir würden erst davon erfahren, wenn der Fall von den Titelseiten längst verschwunden war, wenn die Leute gähnten, wenn sie von Luchmann lasen.
    Ich hockte in meinem Auto und paffte vor mich hin.
    Würde der kleine Mark die Tragödie mit Jamie-Lee überstehen oder sein Leben lang darunter leiden? Würde er sich verkriechen? Würde er lernen, Menschen wieder zu vertrauen? Und dieser ganze entsetzliche Fall mit den Kindern hatte mit den Sterns und Vonnegut nicht das Geringste zu tun. Aber er würde die Eifel aufregen und aufwühlen, und er würde mindestens vier Menschen vor den Richter bringen. Wie ging es Pilla? Wie sah ihre Hölle aus? Würde sie es endlich schaffen, von Kladisch loszukommen?
    Und dieser Vonnegut, von dem ich nur von Fotos wusste, wie er ausgesehen hatte. Was wussten wir denn von ihm? So gut wie nichts. Ein paar persönliche Daten, eine ungefähre Vorstellung von einem kühlen Kaufmann, der es in einer ganz neuen Sache noch einmal zu Reichtum und Ansehen bringen wollte, obwohl er beides schon längst besaß. Die Menschen sind hungrig.
    Emma und mein geliebter Rodenstock. Ich würde jeden Tag nach Trier pilgern, und ich würde ihm gehörig auf die Nerven gehen mit meinen ewigen Mahnungen: Beweg dich, tu was! So lange bis er wieder in Heyroth einzog: Welcome home!
    Und Jennifer, unsere kesse Biene aus Sao Paulo, mit ihren erheblichen Problemen, erwachsen zu werden? Irgendwie, sagte Rodenstock immer, kriegen wir sie alle groß.
    Ich startete den Wagen, ich wollte heim. Und dann fiel mir plötzlich Gregor Bleibtreu ein, der Zoff mit seiner Gertie hatte. Was würde denn passieren, wenn ich den an Jennifer heranspielte? Sanft natürlich, ganz vorsichtig. Der Gedanke gefiel mir plötzlich. Er gefiel mir immer besser, je höher der Mond stieg.
     
    ENDE
     
    [erstellt mit plutek OpticBook 4600 und Atalantis Word Processor]
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